Regelmäßige Kontrolle
Legionellen können schwere Infektionen auslösen

Wegen einer Belastung mit Legionellen mussten die Duschen in den Gengenbacher Sporthallen gesperrt werden. | Foto: Stadt Gengenbach
  • Wegen einer Belastung mit Legionellen mussten die Duschen in den Gengenbacher Sporthallen gesperrt werden.
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Ortenau (ds). Bei einer routinemäßigen Kontrolle Ende des Jahres wurde in den Duschen mehrerer Gengenbacher Sporthallen eine erhöhte Legionellenbelastung festgestellt. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Landratsamtes leitete die Stadt umgehend Sofortmaßnahmen ein, als das Untersuchungsergebnis des Labors vorlag und ging sogar einen Schritt weiter und informierte am Mittwoch die Öffentlichkeit. Der Grund: Am 31. Dezember fand der Silvesterlauf des SSV Schwaibach statt. Die Duschräume der Mehrzweckhalle konnten von den weiblichen Teilnehmern genutzt werden, mögliche Betroffene sollten so auf die eventuellen gesundheitlichen Gefahren aufmerksam gemacht werden.

Bakterien

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die in geringer Zahl im kalten Wasser vorkommen und sich in dort lebenden Einzellern vermehren können. Optimale Bedingungen bestehen bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Oberhalb von 60 Grad sterben sie ab, unterhalb von 20 und über 55 Grad ist eine Vermehrung kaum möglich. "Man kennt mehr als 60 verschiedene Arten von Legionellen, alle können für den Menschen gefährlich sein", so Dr. Beate Rauscher vom Gesundheitsamt im Landratsamt. Die Bakterien können, wenn sie eingeatmet werden, schwere Infektionen auslösen. Es gibt zwei verschiedene Verlaufsformen, erklärt die Ärztin weiter: die so genannte Legionärskrankheit, eine schwere Form der Lungenentzündung, und das Pontiac-Fieber, ein fieberhafter Infekt mit Gelenk- und Gliederschmerzen. "Besonders gefährdet sind abwehrgeschwächte Menschen und Raucher, aber auch jüngere und gesunde Menschen können erkranken. Die Legionärskrankheit ist mit einer erhöhten Sterblichkeit von fünf bis zehn Prozent verbunden", erläutert Rauscher. Im Jahr 2019 wurden dem Gesundheitsamt 16 Fälle von Legionärskrankheit gemeldet. "Das bedeutet, dass es sich nicht um eine häufige Erkrankung handelt. Allerdings muss man davon ausgehen, dass längst nicht alle Legionellenerkrankungen tatsächlich auch als solche erkannt werden. Das Erscheinungsbild einer Lungenentzündung ist unabhängig vom Erreger grundsätzlich sehr ähnlich", so die Ärztin.

Kontrollen

Gemäß der Trinkwasserverordnung müssen neben öffentlichen Einrichtungen – von Sporthallen bis Beherbergungsbetrieben – auch Mietshäuser regelmäßig auf Legionellen untersucht werden. "Im Ortenaukreis gibt es etwa 10.000 gewerblich genutzte Anlagen zur Trinkwassererwärmung. Hinzu kommen die öffentlichen Gebäude", verdeutlicht Kai Hockenjos, Pressesprecher des Ortenaukreises, die Zahlen. Wird bei der Legionellenuntersuchung eine Überschreitung der unbedenklichen Werte festgestellt, müssen das Gesundheitsamt informiert und Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher ergriffen werden. "Das kann von einer Spülung der Trinkwasserinstallation mit mehr als 70 Grad heißem Wasser, über eine Desinfektion der Trinkwasserinstallation bis hin zu einem Duschverbot gehen", so Hockenjos.

Beispiel Lahr

Im vergangenen Jahr musste etwa die Stadt Lahr wegen Legionellen im Hallensportzentrum tätig werden. Immer wieder gibt es laut Pressestelle einzelne Fälle, "doch die Grenzwerte wurden jeweils nur geringfügig überschritten und mit Sofortmaßnahmen konnten die zulässigen Wasserwerte schnell wieder erreicht werden, so dass für die Nutzer keine Gefahr bestand", berichtet Pressesprecherin Ulrike Karl. 45 Gebäude fallen in Lahr unter die Kontrollpflicht. Diese werden einmal jährlich von einem Labor auf Legionellen untersucht.

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