Fußnote, die Glosse im Guller
Demonstration der Macht

An dieser Stelle sei einmal allen Security-Männern gedankt, die in der Coronakrise souverän, mit Augenmaß und Freundlichkeit dafür sorgen, dass die Kunden in den Geschäften die Sicherheitsbestimmungen einhalten. Den Frauen ebenfalls, bislang habe ich in dieser Position aber nur Männer gesehen. Diese Leute machen einen tollen Job in schwierigen Zeiten! Zumindest gilt das für 99 Prozent von ihnen. Wie überall gibt es aber auch in dieser Branche einmal ein schwarzes Schaf. Und diesem bin natürlich ich begegnet.

Schlange vor dem Eingang

Es war ein großes Geschäft in der Ortenau. Wie es derzeit erforderlich ist, befestigte ich brav meine Gesichtsmaske, holte mir einen Einkaufswagen und reihte mich damit in der doch beträchtlichen Schlange vor dem Eingang ein. Dieser wurde von einem jungen Mann beaufsichtigt, der durch eine Weste als Security erkennbar war und augenscheinlich wenig Interesse an dem hatte, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Dort befand sich der Geschäftsausgang, aus dem auch immer wieder Leute mit vollem Einkaufswagen kamen.

Security

Obwohl ich recht lange in der Schlange wartete und das Geschehen schon rein aus Langeweile verfolgte, kam ich nicht hinter das System, wann jemand in den Markt durfte. Rein von der Logik her hätte sich angeboten, immer dann einem Kunden den Zugang zu gewähren, wenn ein anderer das Geschäft verlässt. Aber ich bin im Gegensatz zu besagtem Security-Mann natürlich kein Profi. Möglicherweise war es lediglich meiner absoluten Ahnungslosigkeit geschuldet, dass seine Eintrittsfreigaben auf mich völlig willkürlich wirkten.

Armer Ehemann

Einmal verließen nacheinander fünf Kunden mit ihren Einkaufswägen den Markt, es durfte aber trotzdem keiner rein. Nach zwei Minuten winkte er dann gelangweilt eine einzige Frau durch. Kaum hatte sich die Tür automatisch hinter ihr geschlossen, kam ein Herr vom Parkplatz und bat als ihr Ehemann darum, der Frau ohne Einkaufswagen folgen zu dürfen. Das durfte er, aber erst nachdem er in der langen Schlange gewartet hatte, bis er an der Reihe war. Ich hoffe, er hat seine Frau dann wenigstens noch an der Kasse angetroffen.

Macht

Ein früherer Kollege sagte immer: Gib einem Menschen ein bisschen Macht und du wirst seinen wahren Charakter kennenlernen. Jetzt höre ich aber lieber auf. Am Ende liest besagter Security-Mann das hier noch und lässt mich das nächste Mal gar nicht mehr ins Geschäft.
Anne-Marie Glaser

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