Fußnote. die Glosse im Guller
Feiertage und ihre Tücken

Journalisten geben sich ja gerne den Anschein, als hätten sie immer und überall den vollen Durchblick. Unter uns gesagt: Dieses Bild nach außen aufrecht zu erhalten, fiel mir in den vergangenen Monaten enorm schwer. Schuld daran war der alljährliche Feiertagsmarathon des Frühlings.

Zeitgefühl verloren

Als bekennende Katholikin halte ich die christlichen Festtage wie Ostern, Pfingsten oder Fronleichnam natürlich in Ehren. Und auch der Tag der Arbeit am 1. Mai ist mir heilig. Allerdings lassen sie mich jegliches Zeitgefühl verlieren.

Welcher Tag ist heute?

Der Dienstag nach Pfingsten ist ein empfundener Montag und sorgt die ganze Woche für zeitliche Verwirrung. Fronleichnam ist frei, der Freitag nicht, dann beginnt das Wochenende. Kein Wunder, wenn sich mancher am Samstag fragt: Was für einen Tag haben wir heute eigentlich?

Verwirrung

Tatsächlich gibt es nur neun Feiertage, die ganz Deutschland eint. In Berlin, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein war es das auch schon. Alle anderen gönnen sich den einen oder anderen zusätzlichen Festtag, der sonnige Süden sogar besonders viele. Das sorgt natürlich für zusätzliche Verwirrung. Eine Augsburger Firma, mit der unser Verlag zusammenarbeitet, schickte am Mittwoch eine Mail, dass an Fronleichnam dort das Büro nicht besetzt ist. Ich konnte mir nicht verkneifen, zu antworten: "unseres auch nicht". Erst später fiel mir ein, dass es nördlich des Weißwurstäquators durchaus Menschen gibt, denen nicht jedes Hochfest der katholischen Kirche bekannt ist. Tatsächlich ist es schon vorgekommen, dass ein Berliner sich an Dreikönig die Finger wund wählte, um unsere Redaktion in Offenburg ans Telefon zu bekommen.

In die Falle getappt

Ich bin selbst schon in die Falle getappt. Allerdings nicht an einem Feiertag. Es war quasi die umgekehrte Variante, nämlich der verkaufsoffene Mantelsonntag in Lahr. Damals war ich noch Schülerin und als Neubürgerin wenig vertraut mit den verkaufsoffenen Gebräuchen dieser schönen Stadt. Jedenfalls hatte ich nach einer langen Disco-Nacht ausgiebig geschlafen und wollte erfrischt am Nachmittag eine Freundin besuchen. Dann der Schock: Unzählige Menschen kamen mir mit vollen Taschen entgegen und in der Innenstadt waren alle Läden geöffnet. Das konnte nur eins bedeuten. Ich hatte den kompletten Sonntag verschlafen und es war Montag. Zum Glück klärte mich meine Freundin dann auf.

Feiertagsfreie Zeit

Nach dem Sommeranfang kommt nun erst einmal eine feiertagsfreie Zeit auf uns zu und damit dann hoffentlich doch auch wieder der volle Durchblick zurück.
Anne-Marie Glaser

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