Paul Boschert baut Alphörner in Eigenregie
Internationale Erfolge in zwei Disziplinen

Der 82 Jahre alte Nordracher Paul Boschert baut seine Alphörner in der heimischen Werkstatt im Keller seit 1995 selbst und erspielte sich mit ihnen schon internationale Preise.  | Foto: Michael Bode
  • Der 82 Jahre alte Nordracher Paul Boschert baut seine Alphörner in der heimischen Werkstatt im Keller seit 1995 selbst und erspielte sich mit ihnen schon internationale Preise.
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Nordrach. Paul Boschert aus Nordrach ist in gewissem Sinne eine ausgefallene Persönlichkeit. Ungewöhnlich ist nicht nur sein Aussehen mit seiner vollen Bartpracht, sondern auch sein Hobby. Der 82 Jahre alte Nordracher ist leidenschaftlicher Alphornbläser. Seit rund 30 Jahren spielt er dieses außergewöhnliche Instrument, das man eigentlich mit unseren Nachbarn in der Schweiz in Verbindung bringt. Als Jugendlicher ist er zur Musik gekommen. "Ich habe mehr als 30 Jahre in einer Blaskapelle Trompete gespielt", erzählt er. Aus beruflichen Gründen konnte er das Hobby nicht mehr weiterverfolgen. "Aber aufs Musikmachen wollte ich nicht verzichten", so Boschert weiter. Deshalb habe er sich ein Alphorn angeschafft: "Das kann ich auch alleine blasen." Und wie – zwischen 30 Minuten und einer Stunde täglich übt er das Spiel. "Wenn man etwas gescheit machen will, muss man auch jeden Tag spielen", erklärt er. Mit drei weiteren Kollegen aus der Region trifft er sich einmal in der Woche zum Spielen. Mittlerweile gibt es seit elf Jahren auch die 18-köpfige Großformation "Alphornfreunde Mittlerer Schwarzwald". Alphornblasen sei schwierig, die Musik dieses Instruments werde anders interpretiert.
Ob das Alphorn tatsächlich aus der Schweiz kommt, sei gar nicht abschließend geklärt, führt der sympathische Nordracher weiter aus, aber dort sei es eben das Nationalinstrument. Und mit den Alpen habe das Instrument nichts zu tun, betont er. Eine Alpe ist ein anderes Wort für eine Bergweide und dort diente das Horn wahrscheinlich der Kommunikation.

Bis zum Rathaus zurückverfolgt

In der Schweiz legt man sehr viel Wert auf die Bewahrung dieser langen Tradition. Das bekam auch Boschert zu spüren, der sich um die Aufnahme in den Nordwestschweizerischen und den Eidgenössischen Alphornverband bemühte. "Das war gar nicht so einfach und hat rund zwei Jahre gedauert. Die haben mich bis zum Nordracher Rathaus zurückverfolgt, um mich genau zu überprüfen. Die nehmen ja nicht gleich jeden Ganoven", sagt er lachend. Mittlerweile ist er dort seit rund 20 Jahren erfolgreiches Mitglied. Denn auf den sogenannten Jodlerfesten in der Schweiz, bei denen die Leistung auch bewertet wird, schnitt er so erfolgreich ab, dass er auch beim Eidgenössischen Wettblasen teilnehmen konnte, das nur alle drei Jahre stattfindet. Und im Jahr 2007 war er der erste Ausländer, der einen Pokal aus der Schweiz entführen konnte.
Dass er seine Instrumente mittlerweile selber baut, ist einem Zwischenfall bei einem Alphorntreffen geschuldet. Eine Besucherin stolperte über die an der Wand aufgestellten Alphörner, wobei seines zu Bruch ging. "Daraufhin habe ich einen schweizerischen Alphornbauer kontaktiert, der mir erläuterte, dass ich mit einer bis zu zweijährigen Lieferzeit rechnen müsse", so der gelernte Weinbauer. Weiter: "Ich habe schon immer gerne mit Holz gearbeitet." Und dass er es kann, sieht man im gesamten Hause Boschert, denn das ein oder andere Möbelstück stammt direkt aus seiner Werkstatt im Keller. Dort baut er auch seit 1995 seine Alphörner. Das Instrument besteht aus vier Stücken Fichtenholz, was den Transport erheblich erleichtert. "Den Bau habe ich mir selbst beigebracht und am Ende festgestellt, dass meine eigenen Instrumente einfach besser ansprechen." Nach vier Wochen ist ein Alphorn, das zwischen drei und fünf Kilogramm wiegt, fertig.
Erfolgreich ist Paul Boschert aber nicht nur mit seinen Alphörnern, sondern auch mit seiner imposanten Bartpracht. Auf Anraten seines Arztes hat er sich als junger Mann einen Bart stehen lassen. Am Anfang habe er sich mit seinem Bart gar nicht so wohlgefühlt. "Damals galten Barträger alles andere als modern", erzählt er. Und die Pflege sei eine Riesenarbeit. Die hat sich aber mehr als gelohnt. Insgesamt hat er vier Mal die Bart-Weltmeisterschaft gewonnen sowie einige Male die Europameisterschaften. Zwischenzeitlich wies sein Bart eine Spannweite von 1,35 Meter auf. "Ich werde häufig auf meinen Bart angesprochen. Die Leute denken immer, dass ich ein Schweizer bin", sagt er lachend.
Der Schweizer Tradition des Alphornblasens will er solange frönen wie es seine Gesundheit zulässt. "Die Musik ist gut für Körper und Seele", sagt Boschert abschließend. M. Kerber

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