Eine Frage, Herr Marwein
Tempo 30 innerorts

Thomas Marwein  | Foto: privat

Ortenau. Kommunale Lärmaktionspläne haben sich im Land zu einer zentralen Säule im Kampf gegen den Straßenverkehrslärm entwickelt. Wie es bei der Umsetzung aussieht und warum Lärmschutz so wichtig ist, erklärt Thomas Marwein, Lärmschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, im Gespräch mit Daniela Santo.

Warum ist Lärmschutz so wichtig?
Lärm stellt ein unterschätztes gesundheitliches Risiko dar. Andauernde Lärmbelastung kann gesundheitliche Beeinträchtigungen und zahlreiche Krankheiten verursachen, wie zum Beispiel Gehörschäden, Schlafstörungen, Diabetes, Bluthochdruck und infolgedessen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt.
Eine andauernde Lärmbelästigung sollte innerhalb der gesetzlichen Vorgaben unbedingt vermieden oder wenigstens minimiert werden. Die rechtlichen Möglichkeiten, die das Land hat, sind aber leider begrenzt. Hierbei sind der Bund und die EU gefragt, die Auslösewerte für Lärmschutzmaßnahmen zu senken.

Wie kommt die Ortenau mit der Lärmaktionsplanung voran?
Ich hoffe, dass alle Kommunen, die in der Lärmkartierung der Landesanstalt für Umweltschutz erfasst sind, ihre Lärmaktionspläne erarbeitet und möglichst auch umgesetzt haben. Ein Überblick über den Bearbeitungsstand liegt mir jedoch nicht vor.

Wo besteht dringend Handlungsbedarf?
Es muss einfacher werden, Tempo 30 innerorts anzuordnen. Der Flickenteppich von verschiedenen Höchstgeschwindigkeiten in einer Straße ist nicht erklärbar und für Verkehrsteilnehmende eine Zumutung. Es ist oft festzustellen, dass im Verlauf einer Straße erst ein Abschnitt mit Tempo 50 vorliegt, dann Tempo 30, dann wieder 50, und so weiter. Oder es gibt zwei verschiedene Geschwindigkeitsangaben auf dem gleichen Streckenabschnitt, jedoch zu unterschiedlichen Tageszeiten. Tatsache ist, dass Tempo 30 deutlich die Lärmbelastung senkt.

Worin sehen Sie aktuell die Aufgabe der Kommunen?
Wenn landesweit die Kommunen die Aufgaben der Lärmaktionsplanung erledigt haben, kommt die Umsetzung. Jedoch hapert es teilweise an der Umsetzung oder sie ist zu langsam. Wir benötigen mehr Tempo-30-Zonen in geschlossenen Ortschaften, einen Ausbau der Radfahrinfrastruktur, wie zum Beispiel Fahrradstraßen, autoarme Innenstädte, beim ÖPNV eine Umstellung auf Elektrobusse sowie lärmmindernde Fahrbahnbeläge.

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