Eine Frage, Herr Heim
Verkehrssicherheit zum Schulanfang

Günter Heim | Foto: privat

Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs am Montag rückt auch die Verkehrssicherheit wieder in den Mittelpunkt. Rembert Graf Kerssenbrock sprach mit Günter Heim, Vorsitzender der Verkehrswacht Offenburg/Ortenau.

Rücksicht ist geboten

Worauf müssen Verkehrsteilnehmer zum Schulanfang achten?
Für Radfahrer gilt: Auf Bürgersteigen sind vermehrt Kinder unterwegs. Konfliktsituationen können dadurch entstehen, wenn Radwege und Bürgersteige eine gemeinsame Verkehrsfläche bilden und nur durch eine weiße Linie oder auch gar nicht getrennt sind. Kinder gehen in Gruppen und nutzen die gesamte Breite durch Springen oder Schubsen. Radfahrer sollten ihre Geschwindigkeit deutlich reduzieren, falls erforderlich auch anhalten. Im Zuge der rapiden Zunahme von Pedelecs besteht hier nochmals erhöhte Gefahr.

Für Autofahrer gilt: Am Verkehrsgeschehen nimmt nun eine weiter Gruppe teil, die in ihrer Regelmäßigkeit in den vergangenen sechs Wochen so nicht in Erscheinung getreten ist. Darunter sind viele Kinder, die die Straße bisher oft nur als Spielfläche unmittelbar vor der eigenen Haustür kannte. In Gedanken versunken oder abgelenkt wechseln Kinder schon mal unbedacht auf die andere Straßenseite. Hier ist grundsätzlich mit nur mäßiger Geschwindigkeit und, falls erforderlich, mit Bremsbereitschaft vorbei zu fahren oder anzuhalten. Beim Rechtsabbiegen ist besondere Aufmerksamkeit der rechten Fahrbahn- und Gehwegseite zu widmen. Oft sind die Kinder, die bis vor Kurzem noch im Kindergarten waren, gut darauf trainiert an Zebrastreifen die Straße zu überqueren. Wegen ihrer geringen Körpergröße werden sie gerne übersehen. Auch hier ist von Seiten der Autofahrer besondere Aufmerksamkeit geboten und den wartenden Kindern Vorrang einzuräumen.

Schulbussen ist besonders hohe Aufmerksamkeit entgegen zu bringen. Diese schalten an ihren Haltepunkten die Warnblinkanlagen ein. Dann dürfen sie nicht überholt werden, beziehungsweise wenn der Bus steht, darf maximaler nur mit Schrittgeschwindigkeit vorbeigefahren werden. Dies gilt für beide Fahrtrichtungen, also auch für den entgegen kommenden Verkehr, wenn es sich um eine Fahrbahn handelt.
 
Wie können Eltern ihre Kinder, vor allem Schulanfänger, auf den Verkehr vorbereiten?
Eltern können bereits vor Schulbeginn mit ihren Kindern die Strecke zur Schule mehrfach ablaufen. Auch nach Beginn sollten sie ihre Kinder noch ein paar Tage zur Schule begleiten. In den Fällen, in denen dies wegen der Entfernung zur Schule zu Fuß nicht möglich ist, sollten sie mitgehen bis zum Schulbus und die Situation an der Haltestelle, an der sie ja auch den Heimweg wieder antreten müssen, mit den Kindern üben. Beim Bringen der Kinder mit dem eigenen Fahrzeug, sollte nicht bis vor den Schulhof gefahren, sondern an geeigneter Stelle geparkt und in den ersten paar Tagen zu Fuß den restlichen Weg zur Schule begleitet werden. Entsprechendes gilt fürs Abholen.
 
Welche Position hat die Verkehrswacht zu den sogenannten Elterntaxis?
Dies ist differenziert zu betrachten. Kinder, die einen weiten Schulweg haben, werden halt oft mit dem Auto zur Schule gebracht. Aber auch hier gilt, dass in entsprechender Entfernung das Kind schon aussteigen sollte. Bei einer Anhäufung von Elterntaxen besteht immer die Gefahr, dass die Eltern beim Rangieren, Umkehren und Losfahren selbst nicht die notwendige Sorgfalt walten lassen, weil sie selbst in Eile sind. Deshalb sollten diese Fahrten auf das nötigste reduziert bleiben und, wo immer es geht, der Schulbus oder ÖPNV benutzt werden.
 
Was sollten Kinder bei der jetzt anstehenden dunkleren Jahreszeit tragen?
Sie sollten auffallende Kleidung mit Leuchtstreifen, Schulranzen mit Leuchtstreifen, helle Kopfbedeckung und sicheres Schuhwerk tragen. Oft werden auch Roller und Kinderräder für den Schulweg benutzt. Hier ist ganz wichtig, dass diese Fahrzeuge eine gut funktionierende Beleuchtung haben. Selbstverständlich sollte auch immer ein Helm benutzt werden.
 
Gibt es Unterschiede im Verhalten von Schulkindern vor zehn Jahren und heute?
Vor zehn Jahren hatten deutlich weniger Kinder Handys. Heute hat fast jedes Schulkind eines und kaum sind sie aus dem Schulgebäude, konzentrieren sie sich auf ihre Whatsapps. Die Aufmerksamkeit für den Straßenverkehr geht verloren. Kinder sind Kinder, das muss jeder Autofahrer sich zu Herzen nehmen. Ein gravierender Unterschied kam mit dem Zustrom von Flüchtlingen auf. Hier kam eine Gruppe von Kindern hinzu, die weniger oder mit einer anderen Vorerfahrung was den Straßenverkehr betrifft zu uns. Das Gute ist aber, dass auch diese Kinder rapide lernen mit der neuen Situation umzugehen, oft schneller als Erwachsene.

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