Fußnote, die Glosse im Guller
Vorsicht Blitzer

Das hat sich für die Stadt Offenburg finanziell ja wohl mal richtig gelohnt. Auf der Kinzigbrücke beim Burda Tower wurde geblitzt. Und in nur vier Stunden sollen dort 400 Temposünder überführt worden sein. Also 1,66 Autos pro Minute, was ein wahres Blitzlichtgewitter ausgelöst haben muss.

Bevor mir die Oberbürgermeisterin oder andere städtische Respektspersonen mit der aufrichtigen Empörung aller Gerechten die Leviten lesen, hier pflichtschuldig die im Zusammenhang mit Bußgeldern erforderliche Klarstellung: Jedes Kind und selbstverständlich auch ich wissen, alle Kommunen würden von Herzen gerne auf solche Einnahmen verzichten und es viel lieber bevorzugen, wenn sich jeder an Geschwindigkeitsbeschränkungen hielte. Das ist ausnahmslos überall so und selbstverständlich in Offenburg keineswegs anders.

Immer wenn Verantwortliche diesen Satz so oder ähnlich vortragen, sehe ich weinende Kämmerer vor meinem geistigen Auge. Gemeinderäte, die in der Sitzung tieftraurig über diesen unerwünschten Geldsegen klagen und überlegen, ob sie die Summe "Brot für die Welt" oder doch "Ärzte ohne Grenzen" spenden sollen. Frei nach dem Motto "pfui, pfui, her damit" freuen sich die Stadtväter und -mütter aber in der Realität meist doch über jeden Euro, der über Bußgeldbescheide in den städtischen Haushalt fließt und würden nie darauf verzichten.

Nun trage ich persönlich in der Regel nur verhältnismäßig wenig zur Steigerung des kommunalen Wohlstands durch Geschwindigkeitsüberschreitungen bei. Tatsächlich wurde ich in den vergangenen sechseinhalb Jahren lediglich zwei Mal geblitzt. Einmal bin ich in einer ganz neuen 30er-Zone in Offenburg 39 Stundenkilometer gefahren. Ein paar Monate später war ich mit einer Geschwindigkeit von sage und schreibe 17 oder 18 Stundenkilometern in Lahr unterwegs. Das klingt wenig, war aber trotzdem zu viel für eine verkehrsberuhigte Straße.

Da ich mit einem Firmenwagen unterwegs war, ging das Knöllchen an den Verlag und dort durch mehrere Hände. War mir das peinlich! Nein, nicht die Anklage meiner verantwortungslosen Raserei war der Grund, obwohl die ebenfalls für gewissen Spott sorgte. Es war das Beweisfoto. Ordnungswidrigkeit hin, Verkehrsrowdytum her – ich bin mir ziemlich sicher, dass es gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt, Leute so unvorteilhaft zu fotografieren. Wieso schützt mich hier nicht die vermaledeite Datenschutz-Grundverordnung, wenn ich sie wirklich mal bräuchte?

Ich kann deshalb bestätigen, dass Blitzer in der Tat eine abschreckende Wirkung haben. Alleine die Fotos wirken erzieherisch.
Anne-Marie Glaser

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