BSW-Abwärme-Projekt mit Straßburg
Grenzüberschreitendes Leuchtturmprojekt

Foto: rek

Kehl (st). Mit einem Beschluss des Ministerrats hat die Landesregierung am Dienstag große Freude in Kehl und in Straßburg ausgelöst: Das Land wird sich an der grenzübergreifenden Wärmegesellschaft beteiligen, die das rheinüberschreitende Leitungsnetz zur Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke bauen und betreiben wird. Wie die Stadt Kehl wird das Land 12,75 Prozent der Anteile an der Gesellschaft übernehmen, die nun in Kürze mit der Eurométropole de Strasbourg als Mehrheitsgesellschafterin nach französischem Recht gegründet werden kann.

„Das ist wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“ freut sich Oberbürgermeister Toni Vetrano über die Nachricht aus Stuttgart, die er sogleich an die Präsidentin der Eurométropole de Strasbourg übermittelt hat. „Wir sind sehr glücklich, dass wir der Realisierung dieses ehrgeizigen Klimaschutzprojektes damit ein neues Stück nähergekommen sind“, reagierte Pia Imbs auf die Nachricht aus Stuttgart. Toni Vetrano hatte beim virtuellen Kreisbesuch von Winfried Kretschmann im Oktober die Gelegenheit genutzt, den Ministerpräsidenten direkt auf die hohe Bedeutung der Landesbeteiligung anzusprechen. In der Kabinettsvorlage des Landes wird von einem „herausragenden, grenzüberschreitenden Leuchtturmprojekt“ gesprochen.

Grenzüberschreitendes Leuchtturmprojekt

Seit fast zwei Jahren arbeiten das Land Baden-Württemberg, die Eurométropole de Strasbourg, die Stadt Kehl, die Région Grand Est sowie die Klimaagenturen von Baden-Württemberg (KEA) und der französischen Rheinseite (DENA) intensiv an dem Vorhaben, die bei den badischen Stahlwerken anfallende Abwärme in einer ersten Phase zur Wärmeversorgung Straßburger Haushalte und in einer zweiten Phase auch für Kehler Quartiere nutzen können. Im Mai 2019 haben die Projektpartner eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Selbst in der Hochphase der Corona-Pandemie wurde das Projekt weiter vorangetrieben und ein Antrag auf INTERREG-Mittel für die Planung des Leitungsnetzes und dessen Rheinquerung sowie für die Gründung der grenzüberschreitenden Wärmegesellschaft eingereicht. Dieser wurde im Juli bewilligt – die Europäische Union unterstützt das Projekt mit etwas mehr als einer Million Euro.

„Wir sind unglaublich froh, dass es gelungen ist, die rechtlichen Probleme zu lösen, die eine Beteiligung des Landes Baden-Württemberg an diesem beispielhaften deutsch-französischen Energiewendeprojekt zu verhindern drohten“, erklären OB Vetrano und Kehls Erster Beigeordneter Thomas Wuttke unisono. Nun könne man gemeinsam mit den Vertretern des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und der KEA, die sich in den vergangenen zwei Jahren mit „hohem Engagement und großer Sachkompetenz“ ins Projekt eingebracht hätten, zügig weiterarbeiten, sagt Thomas Wuttke. Derzeit liefen bereits die Abstimmungen über den Verlauf der Wärmeleitung von den Badischen Stahlwerken in Richtung Rhein. Erleichtert zeigt sich auch Pia Imbs: „Wir haben in Straßburg eine bereits laufende Ausschreibung aufgehoben, um gemeinsam mit der Stadt Kehl und dem Land dieses wichtige Energiewendeprojekt umsetzen zu können. Wir sind sehr froh über die Entscheidung der Landesregierung von Baden-Württemberg.“

Mit der Abwärme der Badischen Stahlwerke, die bislang ungenutzt in die Atmosphäre entweicht, können in einem ersten Schritt rund 4500 Straßburger Haushalte mit Wärme für Heizung und Warmwasserbereitung versorgt werden. Im Kehler Hafen möchte der Pellethersteller BK Bioenergie Wärme aus dem neuen Netz beziehen. In dieser ersten Phase lassen sich bis zu 20 000 Tonnen CO2 einsparen, in der nächsten Ausbaustufe, in der auch die Stadt Kehl die Abwärme nutzen möchte, könnten bis zu 30 000 Tonnen des klimaschädlichen Gases vermieden werden. „Damit wäre dieses Projekt eines der größten Projekte zur Abwärmenutzung zwischen Frankreich und Deutschland und ein ganz wesentlicher Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele in Europa“, beurteilt das Land das Vorhaben.

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