Klara Wertheimer und Elsa Cheit
Zwei weitere Stolpersteine im Pflaster

Ein Betriebshofmitarbeiter markiert die Stelle, an welcher der Stolperstein für Klara Wertheimer verlegt wird. | Foto: Stadt Kehl
  • Ein Betriebshofmitarbeiter markiert die Stelle, an welcher der Stolperstein für Klara Wertheimer verlegt wird.
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Kehl (st). 65 sogenannte Stolpersteine sind bislang im Kehler Pflaster eingelassen. Am Freitag, 12. November, kommen zwei weitere hinzu. Die öffentliche Gedenkfeier beginnt um 11 Uhr vor dem ehemaligen Wohnhaus von Klara Wertheimer in der Hauptstraße 46. Im Anschluss wird der zweite Stolperstein für Elsa Cheit verlegt. Begleitet wird die öffentliche Veranstaltung von Schülern der Tulla-Realschule, welche sich intensiv mit der Vergangenheit der beiden Frauen auseinandergesetzt haben.

Knapp ein Jahr später als geplant werden zwei weitere Stolpersteine ins Kehler Pflaster eingelassen. Die kleinen Betonquader sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Seit 1996 fasst er auf Messingplatten die Lebens-Stationen von Opfern des Nationalsozialismus zusammen und fügt diese zusammen mit dem Betonkubus als Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnorten der Personen ein. In Kehl lassen sich bereits 65 dieser kleinen Mahnmale auf den Gehwegen entdecken. Nummer 66 und 67 hätten eigentlich bereits 2020 hinzukommen sollen. Weil Corona jedoch ein Mitwirken von Jugendlichen bei der Gedenkfeier unmöglich gemacht hat, dies in Kehl aber untrennbar zur Verlegung eines Stolpersteins hinzugehört, ist dies nun erst möglich.

Schüler gestalten Gedenkfeier

Im Religionsunterricht setzten sich die Jungen und Mädchen der 9. Jahrgangsstufe an der Tulla-Realschule mit dem Leben und den Leidensstationen von Klara Wertheimer und Elsa Cheit auseinander. „Ein halbes Jahr haben wir uns mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigt“, sagt die Lehrerin Bernadette Thomas. Daher sei es den Jugendlichen ein Anliegen gewesen, die öffentliche Gedenkfeier für die beiden Frauen mit zu begleiten und Patinnen und Paten der Stolpersteine zu werden. Eine große Hilfe bei der Aufarbeitung sei die Archiv- und Museumsleiterin Dr. Ute Scherb mit ihren unermüdlichen Nachforschungen gewesen.

Beide Frauen fanden in Grafeneck den Tod

Die beiden Frauen waren Cousinen und entstammten der jüdischen Familie Bensinger. Sie waren verwandt mit der Familie von Rosa Bensinger, für die Gunter Demnig 2017 gegenüber, vor der Parfümerie Douglas, fünf Stolpersteine verlegt hat. Elsa Cheit wurde 1881 als Tochter von Jakob und Pauline Bensinger geboren. Sie wuchs mit 15 Geschwistern auf. 1906 heiratete sie den aus Lemberg stammenden Hermann Cheit. 1912 kam die 31-Jährige wegen einer psychischen Erkrankung in eine Klinik nach Straßburg und von dort in die Heilanstalt Stephansfeld bei Brumath. Über die Heilanstalt Illenau in Achern gelangte sie in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen, wo sie 18 Jahre verbrachte. Von hier aus wurde sie am 12. August 1940 nach Grafeneck transportiert, wo sie noch am gleichen Tag in einer zur Gaskammer umgebauten Garage ermordet wurde.

Ihre Cousine Klara Wertheimer, 1888 geborene Tochter von Simon und Theresia Bensinger, war mit Adolf Wertheimer verheiratet und lebte in Karlsruhe. 1931 wurde sie aufgrund einer akuten Psychose in die Heilanstalt Illenau eingeliefert. Von dort wurde sie 1938 auf die Insel Reichenau verlegt. Am 27. Juni 1940 wurde sie nach Grafeneck gebracht und wie ihre Cousine noch am selben Tag ins Gas geschickt.

Weil nicht gewährleistet werden kann, dass alle Teilnehmenden konstant einen Abstand von 1,5 Metern zueinander haben, muss während der Veranstaltung ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln.

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