Fest in der Region verwurzelt
Edeka-Südwest begann vor 90 Jahren mit 17 Tante-Emma-Läden

Um 1920: Im Laden gab es "Kolonialwaren" und Alltägliches. | Foto: Edeka
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  • Um 1920: Im Laden gab es "Kolonialwaren" und Alltägliches.
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Offenburg (djä). Edekastraße 1 – hier ist Sitz der Edeka-Südwest, der zweitgrößten von sieben Edeka-Regionalgesellschaften in Deutschland. Das blau-gelbe Logo ist in rund 1.300 Märkten im Geschäftsgebiet präsent. 2017 feiert das genossenschaftlich organisierte Unternehmen sein 90-jähriges Bestehen. Mit dieser langen Firmengeschichte ist Edeka-Südwest in der Region fest verwurzelt. Wir beleuchten in einer dreiteiligen Zeitreise Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines Unternehmens, das aus vielen Unternehmern besteht.
26 Kaufleute waren es, die am 24. Januar 1927 die "Großeinkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler Mittelbadens" gründeten, aus der später die Edeka-Südwest hervorgehen sollte. Es war die Zeit der Tante-Emma-Läden. Die Gründung von Genossenschaften boomte. Der Lebensmitteleinzelhandel musste sich organisieren, um existieren zu können. Aus diesem Grund schloss man sich 1930 dem Vorläufer der Edeka-Gruppe an. Die "Zentraleinkaufsgenossenschaft des Verbandes deutscher kaufmännischer Genossenschaften eGmbH" war 1907 ins Leben gerufen worden. Aus ihr sollte später die Edeka-Zentrale entstehen. Die kleine Genossenschaft im Südwesten zählte 17 Mitglieder. Deren Läden maßen meist unter 15 Quadratmeter. Der Kaufmann bediente noch jeden Kunden persönlich an der Theke. Die Auswahl war überschaubar: es wurden 500 Artikel geführt, die jedoch nicht immer alle verfügbar waren. Vier Mitarbeiter wickelten die Geschäfte der Genossenschaft ab. Unter ihnen war der Lehrling Willi Berg, der 1937 Geschäftsführer und 1957 Direktor werden sollte. Mit 400 Quadratmetern war auch das Lager übersichtlich. Jetzt lautete die Firmierung "Edeka Großhandel eGmbH". Nach der Währungsreform betrug der Jahresumsatz zum Jahreswechsel 1949/1950 900.000 Deutsche Mark. Bald wurde das Mietlager an der Freiburger Straße in Offenburg zu klein. Baumaterial war jedoch knapp. So schlugen Geschäftsführer und Mitarbeiter gemeinsam im Wald Stämme, um das Holz für den Bau einer zweiten Etage zu beschaffen. In der Wirtschaftswunderzeit der 1950er-Jahre wuchsen die Kommunen im Ortenaukreis. In Offenburg begann eine Phase der Ansiedlung großer Industriebetriebe. Wegen der Wohnungsnot wurde mit Albersbösch ein neuer Stadtteil erbaut. Auch Edeka in Offenburg wuchs. Mit dem Aufschwung der Wirtschaft ab 1950 wurden die Märkte größer. 1952 betrug der Jahresumsatz bereits sechs Millionen Deutsche Mark. Ein Trend aus Amerika kam in Deutschland an: die Selbstbedienung. Und wieder einmal wurde bei Edeka in Offenburg der Platz knapp. Deshalb erfolgte der Umzug in einen Neubau in der Zeppelinstraße.
Mit den Jahren wuchsen die Erwartungen der Kunden und die Nachfrage nach größerer Auswahl, mehr frischen Produkten und einem Angebot, das mehr als Lebensmittel umfasste. Seife und Waschmittel waren die Vorreiter gewesen. Waren aller Art folgten. Der "Vollsortimenter" war geboren. Dazu gehörte auch Edeka.
Manchmal gab es Probleme. So wollten einige Winzergenossenschaften 1953 ihre Weine nicht in die Selbstbedienungsmärkte liefern. Die Nachfrage nach Wein aus der Region war hoch in den Edeka-Märkten. Mit dem Aufbau einer eigenen Weinkellerei und einer Anzeige Willi Bergs in Zeitungen löste er für das Unternehmen das Problem: "Edeka kauft Trauben zu Tagespreisen. Auszahlung bar auf die Hand." Heute ist der "Ortenauer Weinkeller" der zweitgrößte Weinerzeuger in der Ortenau und vereint 380 Winzer mit einer Gesamtfläche von 460 Hektar Reben.
Mitte der 1950er-Jahre wurden mit einer eigenen Ladenbau-Abteilung weitere Weichen zu einer Voll-Service-Genossenschaft gestellt. Nun konnten Konzepte für ein einheitliches Erscheinungsbild besser geplant und umgesetzt werden. Wer so wächst, braucht viel Platz. 1963 war der nächste Umzug fällig. Das "Offenburger Edeka-Haus", ein großes Lager- und Verwaltungsgebäude in der damaligen nördlichen Wichernstraße, wurde bezogen. Anfang der 1960er-Jahre boomten Supermärkte. Die Selbstbedienung hatte sich durchgesetzt. Es wurde immer wichtiger, sich von Konkurrenten abzuheben und Einfluss auf das Warenangebot zu haben. Nach dem Bau der "Fleischzentrale" in Offenburg 1970 konnten nun eigene Fleisch- und Wurstwaren angeboten werden. Aus diesem Firmenzweig wurde 2012 die "Edeka Südwest Fleisch", die heute in Rheinstetten beheimatet ist.
Die 1970er-Jahre waren im kommunalen Bereich geprägt von Gemeindereformen und dem beginnenden Trend zu Gewerbegebieten. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Wohn- und Geschäftsstrukturen und die Einkaufsgewohnheiten. 1976 hatte die Edeka-Südwest 650 Mitglieder. Der Jahresumsatz lag bei 420 Millionen Deutsche Mark. Das Warenangebot war auf 6.000 Artikel gestiegen.
Zahlreiche Fusionen stärkten im Lauf der Jahrzehnte die Edeka-Gemeinschaft: 1941 mit St. Georgen, 1990 mit Balingen und 2001 mit Heddesheim. Weitere Geschäftsfelder und Tochterunternehmen vervollständigten die Angebotspalette der Eigenproduktionen. So gehört seit 1992 die ehemalige "Stadtbäckerei Usländer" als "K&U Bäckerei" zu Edeka-Südwest. Seit 2007 ist "Schwarzwald-Sprudel" Teil der Edeka-Familie. Schwarzwälder Schinken wird seit 2008 vom Tochterunternehmen "Schwarzwaldhof" hergestellt und Fisch und Meeresfrüchte kommen seit 2012 von der Edeka-Tochter "Frischkost". Heute führt ein Edeka-Markt je nach Größe der Verkaufsfläche zwischen 10.000 und 50.000 Artikel.

Um 1920: Im Laden gab es "Kolonialwaren" und Alltägliches. | Foto: Edeka
Vor der Selbstbedienung: ein Edeka-Laden im Jahr 1950 | Foto: Edeka

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