Blindenleitsysteme in Offenburg
Experiment sensibilisiert FDP-Politiker

Von links: Felix Matt (FDP OV Offenburg und FDP-Kandidat für Stadt- und Kreisrat), Johannes Baier (Kreisvorsitzender der FDP-Ortenau), Konrad Stockmeier und Martin Gassner-Herz (beides FDP-Bundestagsabgeordnete), Stefan Rendler und Swen Näger (beide Blinden- und Sehbehindertenverein Südbaden e. V.) | Foto: FDP Kreisverband Ortenau
  • Von links: Felix Matt (FDP OV Offenburg und FDP-Kandidat für Stadt- und Kreisrat), Johannes Baier (Kreisvorsitzender der FDP-Ortenau), Konrad Stockmeier und Martin Gassner-Herz (beides FDP-Bundestagsabgeordnete), Stefan Rendler und Swen Näger (beide Blinden- und Sehbehindertenverein Südbaden e. V.)
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Offenburg (st) Wer in der Offenburger Lange Straße und am Lindenplatz unterwegs ist, freut sich seit 2018 an einer sanierten Straße. Warum das nicht auf alle Teile der Bevölkerung zutrifft, erklärte Stefan Rendler, der Ortenauer Bezirksvorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverein Südbaden e.V. (BSVSB), einer Delegation von Bundes- und Kommunalpolitikern der FDP. „Ich finde es sehr schade, dass damals so viel Geld investiert wurde und trotz unserer Mahnungen die Maßnahmen für die Blindenleitsysteme nicht zweckmäßig sind“, berichtete Stefan Rendler. Und weiter: „Nun muss man aufwändig und mit hohen Kosten Blindenleitsysteme nachrüsten und hat keinen idealen Zustand“. Er machte das an mehreren Beispielen deutlich. So endet beispielsweise eine nachträglich eingefräste Rillenlinie direkt an der Hauswand der Kloster-Kirche ohne Aufmerksamkeitsfläche. „Für eine eingeschränkte Person, die sich hier nicht auskennt, bedeutet das nichts anderes, als das sie gegen die Wand läuft und anschließend keine Orientierung findet, wo es weitergeht.“

Kontrast der Leitsysteme

Swen Näger, selbst sehbehindert und auch beim BSVSB engagiert machte deutlich, dass insbesondere das Thema Kontrast der Leitsysteme unzureichend im Fokus ist: „Zwar kann ich im Gegensatz zu Stefan sehen, bin jedoch sehr lichtempfindlich. Durch die spiegelnden Flächen kann ich an sonnenreichen Tagen nicht nach unten schauen, da ich geblendet werde. Die Leitsysteme sind vom Farbton gleich wie der Belag. Ich kann mich daher ohnehin daran nur schwer orientieren“. Er machte auch deutlich, dass insbesondere der Kontrast nicht nur für Sehbehinderte relevant ist: „Alle werden älter und bekommen mit Sehproblemen zu tun. Ein kontrastreiches Leitsystem hilft daher insbesondere auch älteren Menschen, sich zu orientieren.“

Mit Brillen Sehbehinderung demonstriert

Wie sich das konkret anfühlt konnte die Delegation anhand von mitgebrachten Demonstrationsbrillen erfahren. Von absoluter Blindheit, über Tunnelblick und verschiedene andere Formen von Sehbehinderungen konnten die Abgeordneten und Kommunalpolitiker wortwörtlich mit eigenen Augen sehen, was es konkret bedeutet sich derart eingeschränkt orientieren zu müssen.
Die Delegation der Freien Demokraten bestand aus dem örtlichen Bundestagsabgeordneten Martin Gassner-Herz sowie dem Bundestagsabgeordneten Konrad Stockmeier. Konrad Stockmeier, der selbst von Geburt an mit einer starken, erblich bedingten Sehbehinderung lebt: „Barrieren im öffentlichen Raum können oft mit überschaubarem Aufwand abgebaut werden, wenn man mit den Betroffenen vor Ort in einem sehr frühen Planungsstadium spricht. Deswegen finde ich als Sehbehinderter es gut, dass die FDP in Offenburg einen guten und direkten Draht zu Stefan Rendler und Swen Näger hat.“

Auch dabei waren Johannes Baier, der FDP-Kreisvorsitzende sowie sein Stellvertreter Felix Matt. „Wir alle kandidieren am 9. Juni bei den Kommunalwahlen für Gemeinderat und Kreistag. Die Erfahrungen und Eindrücke, die wir heute mitnehmen, haben uns sensibilisiert, Themen wie Teilhabe und Barrierefreiheit noch konsequenter und von Anfang an in Überlegungen mit einzubeziehen. Wir sehen hier deutlich, welchen Einfluss gerade kommunale Entscheidungsgremien im Detail haben.“ Stefan Rendler betonte, dass das auch das Ziel dieser Gespräche sei: „Grundsätzlich sehe ich die Zusammenarbeit mit der Stadt und anderen Gremien als sehr gut und konstruktiv an. Wir werden in der Regel gehört und können uns einbringen. Uns sind die großen Herausforderungen bewusst und oft sind auch Kompromisse notwendig. Je mehr aber von unserer Bedürfnissen wissen, umso besser!“

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