Auch Tiere leiden bei hohen Temperaturen
Hitzeschock und sogar Wasservergiftung drohen

Tierärztin Sylke Rhein | Foto: Conny Rau-Spors
  • Tierärztin Sylke Rhein
  • Foto: Conny Rau-Spors
  • hochgeladen von Matthias Kerber

Ortenau (crs). Die Sommerhitze ist zurück. Das genießen viele. Allerdings können sich Haustiere nicht auf Hitze vorbereiten und sind deshalb auf Hilfe angewiesen. Hilfe, die gut gemeint, aber manchmal schlecht für die kleinen Lieblinge sein kann. Wenn beispielsweise einem völlig überhitzten Hund eine kalte, nasse Decke oder Kühlpads aufgelegt werden, um ihn wieder zu stabilisieren. „Bloß nicht!“, warnt die Offenburger Tierärztin Sylke Rhein. „Die Forschung hat gezeigt, dass die Hitze quasi nach unten sackt, was die Situation noch verschlimmert. Den Hund in den Schatten bringen und ihn auf Kühlpads, kalte Tücher oder Fliesen legen und ihm nicht zu kaltes Wasser geben.“

Kleislaufschock

Kaum ein Halter wisse, dass sein schwimmbegeisterter Hund sogar ertrinken könne, wenn er total überhitzt ins kalte Nass springe. Er könne nämlich einen Kreislaufschock erleiden. Vielen sei ebenfalls nicht klar, dass eine Katze einen Hitzeschock kriegen könne, auch wenn der Halter 'nur mal eben' mit ihr zum Tierarzt fahre? „Wir haben viele Katzen und Kleintiere, die eigentlich nur ihre normale Impfung brauchen, aber dann doch erst einmal wegen Überhitzung behandelt werden müssen“, sagt Sylke Rhein. „Das liegt an den Transportkörben aus Plastik, die für sehr hohe Temperaturen zu kleine Lüftungsschlitze haben.“ Aber was tun, wenn es ohne Korb nicht geht? „Kühlpads auf den Boden legen, Handtuch drauf und gut ist’s.“

Wasservergiftung

Die Tierärztin hat noch etliche Tipps auf Lager, mit denen man Haustieren das Leben erleichtern kann. Um zum Beispiel die „Wasservergiftung“ zu verhindern: Davon spreche man, wenn der Hund lange nichts getrunken habe und dann „ohne Ende“ saufe. Es könne zu Elektrolytverschiebungen im Wasser- und Mineralhaushalt des Körpers und damit zum Kreislaufschock kommen.
Frisches Wasser würden alle Tiere benötigen – jedoch niemals eiskalt. Hunden könne aber gern mal zwischendurch einen Eiswürfel zum Lutschen gegeben werden. Ein ganz toller Sommer-Naschi für Hund und Katze sei Naturjoghurt im Eisbehälter tiefgefroren.
Das Tier trinkt zu wenig? Dann sollten täglich mehrere kleine Futterportionen gegeben und dem Nassfutter ruhig etwas Wasser hinzugefügt werden. Trockenfutter solle dagegen richtig gut eingeweicht werden.

Käfige vor Sonne schützen

Wenn die Kälte direkt aus den Lüftungsdüsen im Auto komme, könne schnell eine Bindehautentzündung entstehen. Sollte der Vierbeiner doch fürs Leben gern bei voller Fahrt den Kopf zum Fenster hinausstrecken, könne er an eine "Cabrio-Brille" gewöhnt werden.
Bei hohen Temperaturen würden viele Wohnungen echt „mollig“. Darum Vögel und Kleintiere unbedingt so unterbringen und abschirmen, dass auch die wandernde Sonne niemals Volieren oder Käfige erreiche. Stets für frisches Wasser und möglichst gute Frischluftzufuhr sorgen. Doch auf keinen Fall den Ventilator vor die Tierbehausung stellen. Das könne tödlich enden. Die Tierchen lieber mal mit einer ganz zarten, lauen Wasserdusche etwa aus dem Wäschesprenger erfreuen.
Sylke Rheins Geheimtipp: „Parkscheiben. Die braucht man immer, und manche haben auf der Rückseite auch noch eine Anzeige, mit der man die jeweilige Außentemperatur einstellen und genau sehen kann, wann die Grade im Auto in tödliche Höhen schnellen.“

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.