Bürgergenossenschaften für Dorfläden
Infrastruktur in den Ortschaften stärken

Das Gebäude der Winzergenossenschaft Fessenbach steht leer. Viele Bürger wünschen sich hier einen Dorfladen.  | Foto: gro
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Offenburg (gro). Wenn Einkaufsmöglichkeiten fehlen, die nächste Apotheke nur mit dem Auto zu erreichen ist, dann bleibt vielen älteren Menschen nur der Umzug in die Stadt, wo die Versorgungslage besser ist. Um den Senioren in den Stadt- und Ortsteilen die Möglichkeit zu geben, weiter dort zu leben, hat der Offenburger Gemeinderat am Montag die Förderung bürgerschaftlich initiierter Begegnungs- und Versorgungsstätten beschlossen.

Zwei bereits laufende Projekte machen dies möglich: Zum einen ist die Stadt schon seit 2016 in dem Prozess "Älterwerden in Offenburg" damit beschäftigt, Maßnahmen zu entwickeln, die den Bürgern genau das ermöglichen. Zum anderen bietet das Forschungsprojekt "Kommunale Daseinsvorsorge durch Bürgergenossenschaften – KoDaeG", das durch das Bundesministerium für Bildung und Foschung unterstützt wird, die nötigen Mittel dazu.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Idee ist einfach: Die Bürger sollen nicht nur das Fehlen von Einkaufsmöglichkeiten beklagen, sie sollen selbst aktiv werden. Ein Dorfladen oder eine ähnliche Anlaufstelle, die zu einem Ortsmittelpunkt werden kann, soll durch eine Bürgergenossenschaft betrieben werden. Diese kann verschiedene Geschäftsfelder besetzen und flexibel auf die Herausforderungen reagieren.
"Die Stadt ist nicht nur bei der Antragsstellung behilflich", erläutert Bürgermeister Hans-Peter Kopp. "Es wird auch eine kommunale Förderung geben."

Laut Kopp wird eine Anschubfinanzierung für die Miete angeboten. "Der Zuschuss wird über drei Jahre ausbezahlt: Im ersten Jahr übernimmt die Stadt zwei Drittel der Mietkosten, im zweiten Jahr die Hälfte und im dritten Jahr ein Drittel", so Kopp. "Auch der ehrenamtliche Einsatz wird gewürdigt. Jede eingebrachte Stunde wird mit 25 Euro bewertet. Im ersten Jahr wird der ehrenamtliche Personaleinsatz mit 15 Prozent, im zweiten Jahr mit zehn Prozent und im dritten Jahr mit fünf Prozent von 25 Euro bezuschusst."

Finanzielle Unterstützung

Außerdem stellt der Bürgermeister einen Zuschuss zu Investitionen oder einmaligen Aufwendungen vor. "Dieser ist abhängig von den Mitteln, die die Genossenschaft eingesammelt hat. Der Zuschuss wird 20 Prozent der Genossenschaftsanteile betragen", so Kopp. "Für jeden Euro zahlt die Stadt noch einmal 20 Cent drauf."

Der Projektantrag ist im Internet unter www.offenburg.de unter dem Menüpunkt "Älterwerden in Offenburg" zu finden. Er ist so aufgebaut, dass sich diejenigen, die eine solche Bürgergenossenschaft gründen möchten, mit allen Aspekten auseinandersetzen müssen. Das beginnt bei einer Bestands- und Bedarfsanalyse und endet bei den Finanzen. Unterstützt wird ein Projekt nur dann, wenn es nicht bereits ein gleiches im Quartier gibt, es in mindestens 50 Prozent bürgerschaftlichem Engagement umgesetzt wird, die Mitglieder der Projektgruppe aus mindestens drei unterschiedlichen Bereichen kommen und die Raumauslastung bei mindestens 20 Stunden in der Woche liegt.

Winzergenossenschaft Fessenbach

Ein mögliches Projekt gibt es bereits: Bürger aus Fessenbach hatten sich an die Stadtverwaltung gewandt, die Räume der ehemaligen Winzergenossenschaft in einen Dorfladen umzuwandeln. "Wir haben die WG schon länger auf dem Schirm", machte Oberbürgermeister Marco Steffens deutlich. Die Stadt befindet sich in Gesprächen mit dem Eigentümer, da sie Interesse an dem gut gelegenen Gebäude hat. Parallel dazu soll ein Konzept für einen Dorfladen weiter entwickelt werden. "Wir sind ergebnisoffen", so Steffens. Der Prozess soll im zweiten Halbjahr starten: "Der Standort und die Lage der WG sind hervorragend."

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