Eine Frage, Herr Breyer-Mayländer
Chancen und Gefahren des Digitalpakts

Prof. Dr. Thomas Breyer-Mayländer | Foto: privat

"Verschlafen wir die Digitalisierung?“ ist das Motto des diesjährigen Ganztagsschulkongresses am kommenden Mittwoch im Hotel "Colosseo" in Rust. Mehr als 250 Akteure aus Schule, Politik, Wirtschaft und Bildungsverwaltung tauschen sich über aktuelle und zukünftige Herausforderungen aus. Daniela Santo sprach im Vorfeld mit dem Professor für Medienmanagement an der Hochschule Offenburg, Dr. Thomas Breyer-Mayländer. 

Welche Chancen bietet der Digitalpakt?
Der Digitalpakt für die Finanzierung der technischen Voraussetzungen wie Netzwerke oder Hardware, um digitale Medien als Lehr- und Lernmittel einzusetzen, bietet die Chance auch bei kleineren Schulen aufzurüsten. In den Schulen fördert das die mediendidaktische Konzeptentwicklungen mit dem Medienentwicklungsplan.

Birgt der Digitalpakt auch Gefahren?
Leider verkürzt die Zielrichtung des Pakts die Diskussion über Bildung in einer digitalen Gesellschaft häufig auf Einsatzfelder digitaler Mediendidaktik auf die Frage: Soll man Smartphones in der Schule nutzen? Dabei gehen weitere zentrale Themen wie etwa die Vermittlung von Medienkompetenz – welchen Quellen kann ich vertrauen? – und die Ausweitung digitaler Kompetenzen – wie beeinflussen Algorithmen meine Kauf- oder Wahlentscheidungen? – unter. Zudem fehlt Geld für Lehrerweiterbildung, technische Unterstützung im laufenden Betrieb und Ersatzbeschaffungen. Es besteht die Gefahr, dass in der Folge des "Geschenks" die Schulträger auf recht hohen Betriebskosten sitzen bleiben.

Warum ist das Thema Digitalisierung gerade für Ganztagsschulen eine Herausforderung?
In Ganztagsschulen bleibt mehr Zeit, daher können im Bereich Medienkompetenz, Mediendidaktik und IT-Kompetenz, wie dem Entwickeln im Makerspace mit 3D-Druckern, mehr Impulse gesetzt werden. Die reflektierende Medienerziehung – wieviel Raum möchte ich meinem Smartphone einräumen? – bekommt durch den Ganztagsbetrieb einen viel höheren Stellenwert. Dadurch wird verhindert, dass außerhalb der Schule die Smartphones mit allen Risiken und Nebenwirkungen im Dauereinsatz sind und keine Stärkung der Selbstverantwortung durch die Schule erfolgt. Ganztagsschulen sollten sich daher nicht einfach als Handyverbotszone inszenieren, um sich aus der Affäre zu ziehen. T. Breyer-Mayländer Foto: privat

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