Guido Schumacher, Geschäftsführer beim Eurodistrikt-Theater
"Dies ist die logische Folge meiner Biografie"

"Dieses Haus wird leben", kündigt Guido Schumacher für das "Theater Eurodistrikt BAden ALsace" mit der neuen Spielstätte am Europäischen Forum am Rhein an. | Foto: Michael Bode
  • "Dieses Haus wird leben", kündigt Guido Schumacher für das "Theater Eurodistrikt BAden ALsace" mit der neuen Spielstätte am Europäischen Forum am Rhein an.
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Offenburg. Es war ein weiter Weg, der den Theatermacher und heutigen Geschäftsführer des "Theaters Eurodistrikt BAden ALsace", Guido Schumacher, in die Ortenau führte. Am Samstag, 28. September, war mit der Uraufführung des neuen Stücks "Rheinsymphonie" feierliche Eröffnung der neuen Spielstätte im Europäischen Forum am Rhein. Die Geschichte des Rheins und seiner Anrainer bilden den Mittelpunkt des Multimediaspektakels. Die Bedeutung des Theaters für beide Regionen soll zudem die Auflösung vom bisherigen "BAAL novo" zu "BAden ALsace" verdeutlichen.

Sonntagsporträt

Aufgewachsen ist der 49-Jährige in Linz am Rhein. Nach dem Abitur und dem Zivildienst "bin ich in meinen knallorangenen Käfer gestiegen und wollte einen schönen Studienort in Südfrankreich für mich finden". Spanisch sollte das Fach werden, dass sich der frankophile Rheinländer vorgestellt hatte. Geblieben wegen der Liebe ist er gleich bei seiner ersten Station: In Toulouse klappte es aber nicht mit Spanisch aufgrund seiner mangelnden Sprachkenntnisse. Also folgte der Schwenk zu Romanistik, Theaterwissenschaften und Russisch. Schwierigkeiten mit der Aussprache seines Nachnamens hatten die Franzosen indes nicht. Verantwortlich dafür sind zwei deutsche Sportler: Fußball-Nationaltorwart Toni und Formel-1-Fahrer Michael.

Nach dem Grundstudium ging Schumacher nach Nantes. Dort lernte er seine heutige Frau, Ellen Fournier, kennen und erhielt als "französischer Student mit deutschem Pass" ein Stipendium für Düsseldorf, der Schriftsteller und Dramatiker Werner Schwab wurde sein Magisterthema, das zeitgenössische Theater sein Steckenpferd.

Es folgten in Düsseldorf Schauspielunterricht und eigene Inszenierungen, etwa "Romeo und Julia" für das Jugendtheater des Schauspielhauses. Die Geburt der ersten Tochter im Jahr 2007 wurde zum Einschnitt. Um Familien- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen, wechselte Schumacher das Fach und unterrichtete an einer französischen Schule. Seine Frau war am Institut Français tätig. Der zeitliche Abstand zum Theater wurde durch die Geburt der zweiten Tochter noch größer. Schumacher steuerte dagegen und absolvierte ein Zusatzstudium in Kaiserslautern: Management von Kultur- und Non-Profit-Organisationen.

Vom Gymnasium wieder zurück zur Kultur

"Dann habe ich mich unter Druck gesetzt und am Lycée, dem französischen Gymnasium, gekündigt." Schumacher suchte den Weg zurück zur Kultur, er wollte wieder kreativ sein. Er arbeitete freiberuflich etwa für Arte, den deutsch-französischen Kultur-TV-Sender, und als geprüfter Übersetzer.

Von Offenburg sah Schumacher bei seinem Treffen mit "BAAL-novo"-Theater-Gründer Edzard Schoppmann 2013 als erstes den Bahnhof und "dann die alte Stadthalle, wo das Ensemble damals probte", so Schumacher. "Ich war die Lösung für das deutsch-französische Theater: zweisprachig, mit einer anerkannten Theater- und Mangementausbildung", sagt Schumacher heute selbstbewusst. Inzwischen lebt Schumacher mit seiner Frau und beiden Töchtern in Gengenbach. Ellen Fournier betreut für das Ensemble die Bereiche Kommunikation, Presse und Übersetzungen, die Töchter sind natürlich auch immer wieder mit unterwegs. Den bisher war das Ensemble eine "Wandertruppe" mit Auftrag: Durch die öffentliche Förderung von Land, Kreis und Kommunen gibt es die Verpflichtung, den Ortenaukreis zu "bespielen". Daher wird die "Wandertruppe" weiter viel unterwegs sein. Als der Theater-Gründer und künstlerische Leiter Edzard Schoppman 2011 von der Idee des Europaforums am Rhein hörte, war das Ziel klar: Eine feste Spielstätte sollte es werden.

"Das Haus wird leben", verspricht Schumacher. Workshops, eigene Produktionen, Gastspiele, Musik, Kabarett und Puppenparade sind Teile künftigen Spektrums. Die Anbindung an den Busverkehr auf Ortenauer Seite ist pünktlich zur Eröffnung eingerichtet. "Den Nachbarn erleben" – dafür will dieses Theater die passende regionale Bühne bieten. Mit "Rheinsymphonie" und einer spektakulären Version der Europa-Hymne ist mehr als ein Anfang gemacht. "Dieses Ensemble ist die logische Folge meiner Biografie", ist für den Rheinländer die Welt in Ordnung.  Rembert Graf Kerssenbrock

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