Angedacht: Stephan Kilb
„Liebe will ich, … nicht Brandopfer!“

Stephan Kilb | Foto: privat

Ist es schon eine Weile her, dass Sie ein paar Weihrauchkörner gestiftet haben, um Ihrem Gott eine Freude zu machen – oder zumindest um vor den Nachbarn gut dazustehen? Und das mit der Liebe? Wenn man ein Wort zu häufig hintereinander ausspricht, verliert es irgendwann seine Bedeutung wird sinnlos, sinnbefreites Lautieren.

Ihr Begleiter durch die Woche

Ist in Ihrer Welt der Begriff durch Werbung für alles, was käuflich ist, schon so überstrapaziert, dass man fast schon ein bisschen verlegen seufzt: „Ach ja, Liebe“? Es gibt Grund zur Hoffnung! Wir nutzen die Gelegenheit, um erst einmal zu protestieren und zu sagen: „Nein! Ganz so schlimm ist es noch nicht bei mir!“ Oder auch: „Für mich ist Liebe das Größte, was es gibt!“

Wenn Sie sagen „bei mir“ und „für mich“ sind Sie schon auf einem guten Weg. Denn Liebe ist zunächst etwas Höchstpersönliches, da sind Sie ganz bei sich. Aber dort bleiben Sie nicht stehen! Denn Liebe strahlt, will sich mitteilen. Damit sind wir mitten im Kern der Botschaft des Propheten Hosea gelandet: „Liebe will ich, … nicht Brandopfer!“ Nicht in Äußerlichkeiten aufgehen, eine beeindruckende Fassade zur Schau stellen, sondern mit dem Herzen dabei sein.

Das innige Gebet, das dem Kind gerichtete Pausenbrot, das Gespräch in dem Freud und Leid miteinander geteilt werden, der Erste-Hilfe-Kurs können dann erfüllender sein, als jede noch so schöne Fassade.

Hoseas Fundament für seine Reden ist sein fester Stand in seiner Beziehung zu seinem Gott. Weil Gott ihn liebt, jeden Menschen liebt, wagt es Hosea den Menschen, deren Prioritäten in einer Gesellschaft der Selbstbereicherung zu Lasten des Nächsten verschoben wurden, ins Gewissen zu reden: Mit der Liebe, die Gott in dich gelegt hat, bist du überreich ausgestattet! Ja, auf das Innere kommt es an. Und dort sprudelt heraus, was man in unserer Sprache Liebe nennt.

Ich wünsche allen gesegnete Sommertage, dass sie ganz zu sich kommen, ihren inneren Kompass kalibrieren können, dass Sie sich Zeit nehmen, für den Gang zu Ihren Kraftquellen und für die Menschen, die Ihnen begegnen.
Stephan Kilb, katholischer Schuldekan, Dekanat Offenburg-Kinzigtal

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