Interview mit Arbeitsagenturchef Horst Sahrbacher
Stichwort Ausbildung

Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg | Foto: Agentur für Arbeit
  • Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg
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Offenburg. Der Arbeitsmarkt ist einem ständigen Wandel unterworfen. Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg, erklärt im Gespärch mit Anne-Marie Glaser die aktuelle Situation im Ortenaukreis.

Wie sieht es auf dem Ausbildungsmarkt im Augenblick aus?
Wenn wir einen Blick auf den aktuellen Ausbildungsmarkt in der Ortenau werfen, sind deutlich mehr Ausbildungsstellen gemeldet als Bewerber. In den ersten sechs Monaten des Berufsberatungsjahres – Beginn 1. Oktober 2017 bis 30. September 2018 – hat sich die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Prozent auf 3.125 Ausbildungsstellen erhöht, während die Zahl der Bewerber mit 2.248 um 5,3 Prozent zurückging. Ende März waren noch 1.174 junge Menschen unversorgt und 2.050 Berufsausbildungsstellen unbesetzt. Der Ausbildungsmarkt hat sich zu einem Bewerbermarkt entwickelt. Jugendliche, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, haben gute Chancen. Daher mein Rat an alle junge Menschen: Besuchen Sie die Berufsinfomesse und nutzen Sie die Gelegenheit, sich rechtzeitig mit der riesigen Bandbreite rund um die Welt der Berufe auseinanderzusetzen. Sichern Sie sich einen guten Einstieg in Ihr Berufsleben.

Welche Branchen sind bei Schulabgängern derzeit beliebt?
Die Top Ten der beliebtesten Berufe, in denen Jugendliche einen Ausbildungsplatz suchen, haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Mal steht der eine, mal der andere Ausbildungsberuf ganz oben, aber sonst ist die Liste in unserem Top-Ten-Ranking beständig. Ganz vorne mit dabei sind kaufmännische Berufe zum Beispiel der Industriekaufmann. Wir haben weiterhin eine hohe Nachfrage im Metallbereich beim Industriemechaniker, an dritter Stelle der Medizinische Fachangestellte. Zu den Berufen, die Jugendliche häufig anstreben, zählt auch der KFZ-Mechatroniker. Platz fünf der beliebtesten Berufe konnten auch die kaufmännischen Ausbildungen für sich beanspruchen, Kaufleute im Einzelhandel.

In welchen Branchen ist das Angebot an Ausbildungsstellen besonders hoch?
In den Handwerksberufen, Verkehr und Logistik und der Gastronomie, aber auch in den kaufmännischen Berufen haben wir weiterhin viele Ausbildungsstellen gemeldet. Zum Beispiel konnten wir 299 Ausbildungsstellen zum Kaufmann im Einzelhandel akquirieren, 114 zum Handelsfachwirt. Auf der Suche nach Nachwuchs sind auch Betriebe im Lebensmittelhandwerk: Berufe wie zum Beispiel Fachverkäufer Fleischerei, Bäckerei oder Koch. Das Angebot an Ausbildungsstellen ist auch im Transportgewerbe hoch – hier haben wir viele Ausbildungsstellen zur Fachkraft Lagerlogistik.

Was empfehlen Sie jungen Menschen, die sich noch unschlüssig sind, welche Ausbildung die Richtige für sie ist?
Viele Fragen entstehen bei der beruflichen Orientierung. Soll ich eine weiterführende Schule besuchen, mit einem Studium beginnen oder mich für eine Ausbildung entscheiden? Es ist wichtig, dass sich junge Menschen bei ihrer Entscheidung von ihren Neigungen, Interessen, Begabungen und Fähigkeiten leiten lassen. Das größte Hindernis bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist die Entscheidung an sich: Die Frage, welcher Beruf am besten zu den eigenen Stärken und Kompetenzen passt. Angesichts der Vielzahl der Berufsfelder sollten sich die Jugendlichen nicht zu eng auf einen Beruf festlegen. Das enorme Informationsangebot macht die Auswahl auch nicht leichter. Deshalb steht eine solide Beratung an erster Stelle.

Wo genau gibt es diese?
Unsere Berufsberater unterstützen junge Menschen bei der Suche, nicht nur nach einem passenden Beruf, sondern auch nach einem passenden Studium.
Sie helfen aber auch, eine Ausbildungsstelle zu finden, geben eine Orientierung über das, was nach Ausbildung und Studium kommt, geben einen Überblick über den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, machen einen Berufswahltest, zeigen zum Wunschberuf die Alternativen auf, und helfen bei schulischen oder gesundheitlichen Problemen, Lösungen zu finden. Eltern sind wichtige Ratgeber bei der Berufsorientierung ihrer Kinder: Die Erfahrung zeigt, dass sie bei der Berufswahl einen wesentlichen Anteil haben. Die Gründe liegen auf der Hand: Sie kennen die Stärken und Schwächen ihrer Kinder wie sonst niemand. Auf der "BIM" nehmen wir wahr, dass Jugendliche, die am Freitag mit ihrer Schulklasse zu Besuch waren, am nächsten Tag oft zusammen mit ihren Eltern wiederkommen. Das ist gut so, denn damit sind die Eltern aktiv in die berufliche Orientierung ihrer Kinder eingebunden.

Ist es für junge Menschen heute einfacher, den richtigen Beruf für sich zu finden?
Sich letztlich zu entscheiden, wird sicher nie einfach sein. Für die Auswahl aber gibt es ein sehr umfassendes Angebot: Wichtige Ansprechpartner sind die Berater der Arbeitsagenturen. Die Berufsberatung hilft Jugendlichen bei ihrer beruflichen Orientierung und Entscheidung. Die Berufsberater zeigen berufliche Alternativen auf und unterstützen die jungen Menschen dabei, ihren Berufswunsch zu realisieren. Um den Prozess der Berufsorientierung frühzeitig anzustoßen, kooperiert unsere Berufsberatung eng mit den Schulen und informiert die Schüler gemeinsam mit den Lehrkräften. Unsere Berufsberater sind dazu an allen allgemeinbildenden Schulen präsent, um den Jugendlichen Rede und Antwort zu stehen. Und die beste Ergänzung aller Beratungsangebote ist unsere Plattform für die Welt der Berufe: die "BIM“.

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