Fußnote
Und der Kongress tanzt

Olaf Scholz hat sich bei der Hamburger Bevölkerung entschuldigt. Der Grund: Es sei nicht gelungen, die öffentliche Sicherheit während des G20-Gipfels aufrecht zu erhalten, obwohl er das im Vorfeld doch versprochen hatte. Da fühlt er sich als Bürgermeister jetzt schon für die Geschehnisse verantwortlich.

Wenn das mal nicht Größe ist! Bestimmt sagen jetzt alle Hanseaten: "Passt schon Bürgermeister, Warnungen gab es zwar vorher genug, aber jeder kann sich mal irren." Oder: "Mein Geschäft wurde geplündert, mein Auto abgefackelt und unsere gesamte Familie ist traumatisiert, aber was soll's, kann ja mal passieren."

Schon Kinder lernen, dass man Entschuldigungen mit Respekt begegnen soll. Wenn die Nele-Victoria dem Liam-Samuel im Sandkasten mit dem Schäufelchen eins über den Scheitel zieht, dann darf er mit Fug und Recht entrüstet sein. Entschuldigt sich das gewalttätige Gör aber, dann gehört es zum guten Ton, dieses ohne großes Rumgezicke anzunehmen. Ist Liam-Samuel schlau, wird er allerdings darauf achten, ob die Entschuldigung auch Bedauern, Einsicht und vor allem das Versprechen beinhaltet, von künftigen Körperverletzungen abzusehen. Fehlt dies, sollte er sich lieber eine andere Spielgefährtin suchen.

Nun hat Olaf Scholz natürlich niemanden selbst gehauen. Die Bösewichte in der Tragödie von Hamburg sind die gewalttätigen Demonstranten. Mit der Einladung zum G20-Gipfel in die Hansestadt wurde allerdings lächelnd die Büchse der Pandora dort geöffnet. Und das bedauert Olaf Scholz keineswegs. Im Gegenteil steht er nach wie vor dazu, dass solche Gipfel wichtig sind und halt irgendwo stattfinden müssen. Klar, man kann sich doch nicht den Gipfelspaß von blöden Randalierern kaputt machen lassen. Kollateralschäden sind schlimm, aber dafür durfte Scholz die gleiche Luft wie Putin atmen. Liam-Samuel zieh den Kopf ein!

Warum treffen sich die Superwichtigen eigentlich nicht auf einem militärischen Flugzeugträger? Der lässt sich gut abriegeln sowie bewachen. Und wenn es die Teilnehmer nach den anstrengenden Gesprächen nach Unterhaltung und Abwechslung gelüstet, können sie ja die Plastiktüten oder schmelzenden Eisberge zählen, die im Meer treiben. Vielleicht würde das sogar für neue Erkenntnisse bei Trump sorgen.

Die Polizisten müssen ihren Kopf hinhalten, Städte befinden sich im Ausnahmezustand und der Kongress tanzt. Nö, Herr Scholz, dafür gibt es keine Entschuldigung.
Anne-Marie Glaser

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