Förderverein Freiburg
Zweites Zuhause für Familien mit krebskrankem Kind

Das Elternhaus an der Uniklinik | Foto: Förderverein krebskranke Kinder Freiburg

Freiburg (st). Am 15. Februar ist der internationale Kinderkrebstag – ein Tag, der auf die schwierige Situation von krebskranken Kindern und Jugendlichen und ihren Familien aufmerksam machen soll. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 2.000 Kinder und Jugendliche an Krebs.

Jährlich rund 70 Fälle in der Region

Auch in Freiburg wird jährlich in rund 70 Fällen aus der Region eine bösartige Erkrankung erkannt. Die Diagnose reißt der ganzen Familie den Boden unter den Füßen weg. In seinem Elternhaus gleich neben der Unikinderklinik Freiburg setzt der Förderverein für krebskranke Kinder e.V. deshalb ein ganzheitliches Konzept um, um Eltern und Geschwister erkrankter Kinder zu unterstützen.

Diagnose ist Belastungen für gesamte Familie

„Ihr Kind hat Krebs“ - dieser Satz trifft junge Eltern wie ein Schock und stellt den Alltag der ganzen Familie schlagartig auf den Kopf. Zu den lebensbedrohlichen Erkrankungen im Kindesalter zählen Leukämien, Lymphknotenkrebs, Weichteil-, Knochen- und Hirntumoren. Auch wenn die Heilungschancen dank der Fortschritte in der Medizin inzwischen beeindruckend sind – vier von fünf der jungen Patienten mit Leukämie überleben ihre Erkrankung heute – stellen Diagnose, Behandlung und Krankheitsverlauf für alle Beteiligten eine massive Belastung dar.

Bis zu 64 Prozent der Eltern von Kindern unter akuter Krebstherapie leiden am Posttraumatischen Stresssyndrom. Nach der Therapie sind es noch bis zu 48 Prozent. Zeit für Erholung bleibt den Eltern kaum, während das Kind in der Klinik liegt. Sie wachen oft rund um die Uhr am Krankenbett, sprechen mit Pflegekräften und Ärzten, treffen lebenswichtige Entscheidungen, trösten, beruhigen und beobachten ihr krankes Kind. Gleichzeitig müssen sie die Versorgung der Geschwister regeln, mit Verwandten, dem Arbeitgeber, dem Vermieter, Kitas, Schulen oder den Behörden sprechen und trotz des Ausnahmezustands ihres Alltages bewältigen.

Gemeinschaft und Beratung für Eltern mit einem krebskranken Kind

Um die Familien während des Klinikaufenthalts des Kindes bestmöglich zu entlasten, hat der Förderverein für krebskranke Kinder e.V. schon vor Jahren ein ganzheitliches, psychosoziales Konzept entwickelt, das im Elternhaus Freiburg umgesetzt wird. Zwei Sozialarbeiterinnen stehen für Gespräche bereit, helfen bei Anträgen und stützten Familien auch in Krisensituationen. Regelmäßig gestaltet das Team Hausabende, bei denen die Eltern in zwangloser Atmosphäre zusammensitzen und von ihren Sorgen erzählen – denn niemand versteht sie besser als andere Familien in der gleichen Situation. In Härtefällen stellt der Förderverein durch den Sozialfond finanzielle Hilfen bereit. Familien, deren Kinder als geheilt entlassen wurden, nehmen regelmäßig am Austausch in Nachsorgegruppen teil.

Die Geschwisterkinder vom Säugling bis zum Jugendlichen werden tagsüber in der Spielstube des Elternhauses betreut und durch kunsttherapeutische, spiel- und erlebnispädagogische Angebote aufgefangen, denn auch sie belastet die Erkrankung von Bruder oder Schwester schwer. Die Spielstube veranstaltet jedes Jahr ein Ferienprogramm und jedes zweite Jahr Freizeiten am Meer oder in den Bergen. Zudem gestaltetet das Team Wochenenden für trauernde Geschwister. In einer weiteren Beratungsstelle des Fördervereins nimmt sich eine Sozialpädagogin der Eltern an, die ihr Kind an die Krebserkrankung verloren haben.

Elternhaus des Fördervereins bietet Antwort auf viele Fragen

„Ich will mir gar nicht vorstellen, wie wir das hätten schaffen sollen ohne das Elternhaus“, schrieb ein Vater ins Gästebuch. „Menschlich, logistisch, finanziell.“ Und eine andere Mutter ergänzt: „Besonders am Anfang war die Unterstützung einer der wichtigsten Faktoren, um unsere Stärke beizubehalten, bei unserem Sohn sein zu können und nicht in pure Ohnmacht zu verfallen.“

Zweieinhalb Jahre wohnten die Eltern mit der längsten Aufenthaltsdauer im Elternhaus des Fördervereins in Freiburg, nachdem ihr Kind als Notfall eingeliefert worden war. Bis zu acht Mal pro Nacht werden Eltern eines kranken Kindes in einem Einzelzimmer in der Klinik geweckt – öfter als der diensthabende Arzt. Um solche extremen Belastungen auszuhalten, brauchen die Familien einen Ort der Ruhe und Erholung. Diesen finden sie im Elternhaus nur wenige Schritte neben der Uni-Kinderklinik Freiburg. Pro Jahr beherbergt das Elternhaus rund 950 Familien auf drei Etagen mit 37 Zimmern und Appartements und bietet mit Frühstücksbuffet, Gemeinschaftsküchen, Wohn- und Aufenthaltsräumen, Waschküche bis hin zu Leihfahrrädern alles, was Familien für ihren Alltag brauchen.

Bewohner aus Deutschland und der ganzen Welt

Täglich meldet das Elternhaus freie Betten an die Kinderklinik, die diese dann z.B. an Familien mit Frühgeborenen oder herzkranken Kindern vergibt. Rund 80 % der Bewohner stammen aus Südbaden, die anderen Familien kommen aus Deutschland und der ganzen Welt. Alle Angebote des Elternhauses sind für die Familien kostenfrei und werden fast ausschließlich aus Spenden finanziert.

Bau des neuen Elternhauses

Das gilt auch für den Bau des neuen Elternhauses, das seit Oktober 2020 an der Breisacher Straße entsteht und Ende dieses Jahres fertig werden soll – wieder unmittelbar neben der neuen Kinder- und Jugendklinik Freiburg. Der Neubau mit einer Bausumme von 14 Mio. Euro und einer reinen Bauzeit von zwei Jahren stellt für den Förderverein eine enorme Herausforderung dar. Denn der Vorstand arbeitet rein ehrenamtlich und besteht mehrheitlich aus Eltern, die selbst einmal ein krebskrankes Kind hatten. Um so besser verstehen alle Beteiligten allerdings, wie wichtig es ist, die Familien in jeder Hinsicht zu entlasten.

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