LKW-Maut auf Bundesstraßen
Deutliche Mehrkosten für Unternehmen

Kontrollsäulen überprüfen zukünftig die Einhaltung der Mautpflicht auf Bundesstraßen.
  • Kontrollsäulen überprüfen zukünftig die Einhaltung der Mautpflicht auf Bundesstraßen.
  • hochgeladen von Anne-Marie Glaser

Ortenau (ds). Die LKW-Maut gilt ab dem 1. Juli auf allen Bundesstraßen. Damit steigt das mautpflichtige Streckennetz für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht von heute 15.000 auf rund 52.000 Kilometer. Nach Schätzungen des Mautsystem-Betreibers Toll Collect werden zusätzlich 140.000 Fahrzeuge von rund 30.000 Unternehmen bundesweit mautpflichtig. Davon betroffen sind nun nicht mehr nur Transportunternehmen, sondern beispielsweise auch Handwerksbetriebe, Bauunternehmen oder Gartenbaubetriebe.

Kontrolliert wird die Zahlung der Maut analog zu den Mautbrücken auf Autobahnen mit vier Meter hohen blau und grün lackierten Säulen, die entlang der Bundesstraßen aufgestellt werden. Zwei solcher Kontrollsäulen werden auch im Ortenaukreis installiert, an der B33 in Höhe der Marktscheune bei Berghaupten und an der B28 hinter Bad Peterstal-Griesbach. Wie das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) auf Anfrage mitteilt, rechnet man durch die Erweiterung des Streckennetzes mit jährlichen Mehreinnahmen von etwa zwei Milliarden Euro.

"Die Ausweitung der Maut trifft uns im alltäglichen Geschäft sehr", erklärt Winfried Reimer, Niederlassungsleiter von Klumpp+Müller in Kehl. Gerade im kombinierten Verkehr, wo die Hauptstrecke über Bahn oder Binnenschiff zurückgelegt werde, mache sich die Ausweitung schon sehr stark bemerkbar: "Ein Container vom Containerterminal Kehl in die Region Villingen-Schwenningen kann dann schon 30 Euro mehr kosten", so Reimer, der mit bis zu 1.000 Euro pro Tag Mehrausgaben rechnet, wenngleich die Mautabgaben maßgeblich durch die Anzahl der Transporte und die Destinationen beeinflusst und somit auch nicht einfach vorhersehbar seien. 

Die Ausweitung des mautpflichtigen Straßenverkehrsnetzes sei aber nur der erste Schritt. "Die Bundesregierung plant bereits die Erhöhung der Mautsätze zum 1. Januar 2019. Diese trifft dann sowohl auf die Autobahnen als auch auf das nun erweiterte Straßennetz zu. Ein weiterer Anstieg der Transportkonditionen wird die Folge sein", sagt Winfried Reimer.

Bruno Schwendemann, Verkaufsleiter von Vogel-Bau in Lahr, sieht mit der Ausweitung der LKW-Maut auf Bundesstraßen deutliche Mehrkosten sowohl bei der Beschaffung von Gütern als auch beim Vertrieb der eigenen Baustoffe kommen. Mit etwa 10.000 Euro habe die Maut bisher zu Buche geschlagen, künftig kämen rund 5.000 bis 8.000 Euro monatlich hinzu. "Außerdem müssen wir voraussichtlich noch fünf Transportbetonmischer mit On-Board-Units für die automatische Maut-Erhebung ausstatten", berichtet Schwendemann.

Sorgen, dass sich mit der Ausweitung der Mautpflicht LKW-Fahrer Ausweichstrecken suchen, sind laut Toll Collect unbegründet. So wurde das Fahrverhalten von LKW nach der ersten Ausweitung der LKW-Maut zum 1. August 2012 auf etwa 1.100 Kilometer Bundesstraßen untersucht: Dabei wurden kaum signifikante Verlagerungen des LKW-Verkehrs festgestellt. Auf rund 1,5 Prozent aller Bundes- und Landesstraßen, so die Erhebung, ist der Mautausweichverkehr sogar deutlich zurückgegangen und wurde im Wesentlichen auf die Autobahnen zurückverlagert. Eine weitere Untersuchung aus dem Jahr 2014 kam zu den gleichen Ergebnissen.

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