Jede Blume in den Gärten ist für die Bienen ein Gewinn
Imker sorgen sich um vielfältige Bedrohung für Völker

Diese emsigen Bienen hat Ortenau Wolfgang Pfeiffer in Offenburg bei der Arbeit beobachtet.
  • Diese emsigen Bienen hat Ortenau Wolfgang Pfeiffer in Offenburg bei der Arbeit beobachtet.
  • hochgeladen von Christina Großheim

Ortenau (gro). Die Bienendichte in der Ortenau ist groß: 1.540 Imker, darunter vier Berufsimker, sorgen für 20.000 Bienenvölker, so Klaus Schmieder, Präsident des Landesverbandes Badischer Imker. Doch leicht haben es die Imker und ihre fleißigen Helfer nicht mehr, den in Deutschland begehrten Honig zu produzieren. 

"Im Februar und März war es sehr kalt", so Engelbert Braun, Vorsitzender des Imkervereins Unteres Hanauerland in Rheinau. "Die Völker beginnen jetzt erst, sich zu entwickeln." Damit meint er, dass die Winterbienen, die über die kalte Jahreszeit dafür sorgten, dass das Volk überlebt, die Jungbienen, die gerade geschlüpft sind, füttern. "Den Honig, der im Augenblick gesammelt wird, brauchen die Bienen für die Brutpflege", bestätigt Hermann Meßmer, Vorsitzender des Imkervereins Oberkirch, aus Stadelhofen. 

"Den Bienen im Raum Berghaupten geht es gut", so Alexander Kranz, Vorsitzender des Imkervereins Berghaupten. "Sie finden auf den Streuobstwiesen und in den Vorgärten genügend Pollen und Nektar." Dennoch seien Bienen ständiger Gefahr ausgesetzt: sei es beispeilsweise durch Pflanzenschutzmittel oder Parasiten wie die Varroamilbe. Das trifft laut Paul Harter, Vorsitzender des Imkervereins Offenburg, ebenfalls auf die 350 Völker im Raum Offenburg zu: "Die Bienen haben gut überwintert, allerdings ist die Bedrohung für unsere Völker vielseitig: Dazu gehören die Varroamilbe, Pestizide, aber auch fehlende Blühflächen. Die Bedrohung ist nicht nur einem Verursacher, sondern dem Zusammenspiel mehrerer Umstände zuzuschreiben." Da seine Bienen im Rebland stünden, seien sie beispielsweise weniger durch Pestizide betroffen.

"Die einen sind besser, die anderen schlechter über den Winter gekommen", stellt auch Hermann Meßmer für den Bereich Oberkirch fest. Nicht immer würde jeder Imker den richtigen Zeitpunkt für die Behandlung mit Ameisensäure gegen die Varroamilbe treffen. Schwierig werde es auch, wenn die Bienen im Herbst im Wald Honigtau sammelten. "Er hat besonders viele Mineralien", so Meßmer. Davon könnten Bienen auch sterben. Im Renchtal sorge die Obstblüte für reichlich Futter für die Bienen bis Mitte Mai. "Doch bis die Kastanien im Juni zu blühen beginnen, muss der Imker Ersatz finden", so Meßmer. Also würden die Stöcke an Standorte versetzt, an denen Blüten zu finden seien. "Wir sorgen dafür, dass die Bienen immer ausreichend Nahrung finden."

Die Monokulturen in der Rheinebene böten für die Bienen keine optimalen Bedingungen, so Engelbert Braun. Kein Imker vergesse das Jahr 2008 als nach dem Ausbringen von Clothianidin gegen den Maiswurzelbohrer ein großes Bienensterben eingesetzt habe: "Da wurden unsere Völker schwer geschädigt." Braun ist Wanderimker, seine Stöcke stehen im Moment in den Kirschen der Vorbergzone. Er habe Verständnis dafür, dass Landwirte auf den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln angewiesen seien. Alle Imker wünschten sich aber, dass diese "bienenverträglich eingesetzt" würden.

Jeder kann etwas für die fleißigen Insekten tun: "Es würde den Bienen schon helfen, wenn jeder seinen Garten bienenfreundlicher gestaltet. Dabei gibt es einfache Möglichkeiten, wie das Pflanzen von heimischen Gehölzen, Stauden und Blumenarten, die Pollen und Nektar im Frühling, Sommer und Herbst spenden", zeigt Alexander Kranz auf. "Wir brauchen mehr Blumenwiesen, statt der Steinwüsten, die derzeit in den Gärten Mode sind", plädiert auch Engelbert Braun. "Wenn aus stillgelegten landwirtschaftlichen Flächen Streublumenwiesen werden, hilft das unseren Bienen sehr", so Hermann Meßmer. 

Ohne Imker können Honigbienen nicht überleben, denn es fehlen sowohl Behausungen wie hohle Baumstämme als auch ausreichend Nahrung. "Dabei ist der Honig nicht das Wichtigste, sondern die Bestäubung", betont Engelbert Braun.

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