Glosse im Guller
Auweia, der Tretroller hat ordentlich aufgerüstet

- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Es war um die Jahrtausendwende, da entdeckten Erwachsene den Tretroller für sich. Da sah man sogar gesetzte Gentlemen in Gucci-Anzügen glücklich grinsend auf Scootern ins Büro rollen. Hand aufs Herz, es sah schon lustig aus, wie sie sich in Budapester bemühten, Fahrt zu machen. Vor allem, wenn sie wegen eines weggeworfenen Taschentuchs auf dem Trottoir aus dem Tritt kamen. Das Lachen verging einem aber schnell, wenn das Ausweichmanöver misslang und ein Fußgänger das schmerzhaft büßen musste. Inzwischen wurde aufgerüstet. Die Rede ist von E-Scootern.
Kapuzenpulli-Knilche
Angeblich ist die Nutzung gesetzlich geregelt. Das behauptet zumindest eine Kollegin, die über dieses Thema einmal einen Bericht für den Guller geschrieben hat. Sie ist eine pflichtbewusste Journalistin, die sauber recherchiert, weshalb ich ihr grundsätzlich glaube. Wenn ich mich in Offenburg aber so umschaue, dann scheinen einige ihren Artikel nicht gelesen zu haben.
Da sausen nachts dunkel gekleidete Kapuzenpulli-Knilche, gerne zu zweit, auf unbeleuchteten E-Scootern im Affenzahn über rote Ampeln. Als Autofahrer tritt man natürlich auf die Bremse. Statt aber dem Herrgott – und vielleicht auch ein bisschen mir – dafür zu danken, dass sie mit dem Leben davon gekommen sind, zeigte mir unlängst einer in dieser Situation dafür den Stinkefinger.
Fußgängerzone
Oder gehen wir mal in die Fußgängerzone. Die gehörte bislang den Fußgängern. Heute prägen dort auch E-Scooter das Bild. Ihre Nutzer versuchen, in Schlangenlinien die Schallmauer zu durchbrechen. Und es sind alle Altersstufen vertreten: Teenager, aus deren großen Kopfhörern dröhnende Musik die Angstschreie der Passanten übertönt. Aber auch rüstige Rentner, deren beige Beinkleider fröhlich im Fahrtwind wehen, während sie die Rollatoren ihrer Altersgenossen schneiden. Ja, batteriebetriebene Fahrzeuge gelten als vorbildlich. Das Verhalten ihrer Fahrer ist es nicht immer.
Anne-Marie Glaser
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