Glosse im Guller
Die Vernünftigen sind am Ende dann die Dummen
- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Einmal musste ich neun Monate auf einen Termin beim Kardiologen warten, beim Hautarzt waren es schon sieben. Den Ärzten nehme ich das nicht übel. Sie können die Kranken nur nacheinander behandeln. Wohl aber Patienten, die sich zur Sprechstunde anmelden und dann einfach nicht erscheinen.
Arzttermin
Tatsächlich scheint es Leute zu geben, die rufen bei vier verschiedenen Augenärzten an, vereinbaren bei jedem eine Untersuchung und verlängern so überall die Wartezeiten. Der Termin, der ihnen am besten in den Kram passt, wird dann notiert, der Rest ignoriert. Sollte das Jucken an der Wimper am rechten Lid ganz links oben dann sogar von alleine verschwinden, gilt selbst für die vierte Vereinbarung: aus den Augen, aus dem Sinn. Der Arzt sitzt dann mutterseelenallein in seiner Praxis und schaut missmutig auf den leeren Behandlungsstuhl. Dabei könnte beispielsweise ich darauf sitzen, wäre der Termin nicht unnütz blockiert worden.
Dabei handelt es sich wohl keineswegs nur um Einzelfälle. Zehn bis 20 Prozent der Termine werden laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) unentschuldigt sausen gelassen. Es gibt dafür sogar einen Fachausdruck: asozial.
Strafgebühren
Um dem zu begegnen, werden Strafgebühren diskutiert. Zumal den Ärzten durch die ausgefallenen Behandlungen bares Geld verloren geht. Wer ein Hotelzimmer bucht, muss es doch auch bezahlen, ob er drin schläft oder nicht. Mein Flugticket kostet Geld, selbst wenn der Sitz letztendlich leer bleibt. Genauso okay ist es, wenn Ärzte unentschuldigt fehlende Patienten zur Kasse bitten. Die Patienten wohlgemerkt, nicht die Kassen. Wenn es nach KBV-Präsident Andreas Gassen geht, sollen nämlich die Krankenkassen für die Strafgebühren aufkommen. Im Klartext heißt das: Durch asoziale Patienten muss ich länger auf einen Termin warten und soll dann noch über meinen Krankenkassenbeitrag deren Strafe zahlen. Was ist das denn für eine Idee!
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