Fußnote, die Glosse im Guller
Von Demonstrationen und Teilnehmertypen

Wenn jemandem etwas nicht passt, dann kann er das in Deutschland laut in aller Öffentlichkeit sagen. Das ist weltweit gesehen keine Selbstverständlichkeit und war auch in unserem schönen Land schon anders. Aber es gilt hier jetzt und das ist gut so. Natürlich gibt es in der Ortenau ebenfalls Menschen, denen etwas nicht passt und die das mit Gleichgesinnten bei Demos selbstbewusst in der Öffentlichkeit kundtun. Regelmäßig bin dann auch ich dabei, einfach deshalb, weil das zu meinem Beruf als Journalistin gehört.

Teilnehmertypen

In meiner Eigenschaft als Berichterstatterin habe ich bereits Aufmärsche nahezu jeder politischen Richtung begleitet. Das Spektrum reichte von ganz weit links bis über den rechten Rand hinaus. Selbstverständlich gab es darüber hinaus viele überparteiliche Proteste. Bei fast allen Demos konnte man aber immer bestimmte Teilnehmertypen ausmachen.
Da gibt es die Überzeugten. Sie haben ein konkretes Anliegen, beispielsweise finden sie es schlimm, wenn Menschen tierische Produkte essen oder fordern im Gegenteil den Erhalt des städtischen Schlachthofs oder vielleicht die Abschaffung der Sektsteuer. Selbst wenn ich persönlich keineswegs immer die Gedanken gut finde, muss gesagt werden: Für sie alle wurde das Versammlungsrecht ins Grundgesetz geschrieben.

Hobby-Protestler

Dem Hobby-Protestler ist es dagegen weniger wichtig, um was es bei der Demo gerade geht. Ihm macht es einfach Freude, in einer Gruppe durch Innenstädte zu marschieren und dabei in eine Trillerpfeife zu blasen. Damit er nicht jedes Mal ein neues Schild malen muss, hat er stets einen Karton mit der Aufschrift "Unerträglich!!!" dabei. Die passt für nahezu jede Gelegenheit.

Provokateur

Das Gegenstück dazu ist der Provokateur. Er stellt sich den Veganern mit einer Leberwurstsemmel in den Weg, beschimpft Schlachhofbefürworter als Mörder und hält beim Sektsteuerprotest ein Pappplakat hoch, auf dem er eine empfindliche Zwangsabgabe auf alle alkoholischen Getränke fordert. Er darf nicht mit dem aufrichtigen Gegendemonstranten verwechselt werden, der ja ein Überzeugter ist. Für den Provokateur geht es nur um den Zoff, da ist ihm jeder Protestierende recht.

Kucker

Und dann gibt es noch die Kategorie "Ich will nur mal kucken". Im Gegensatz zum Hobby-Protestler und Provokateur ist auch sein Anliegen verfassungsrechtlich schützenswert. Was nützt sonst ein Demonstrationsrecht, wenn keiner kuckt? Anne-Marie Glaser

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