Die Glosse im Guller
Wenn die Grundschüler nicht mehr lesen können

Deutschland mag ja das Land der Dichter und Denker sein. Allerdings können immer weniger Leute lesen, was Goethe & Co. Geistreiches zu Papier gebracht haben, Tendenz fallend. Das hat IGLU herausgefunden. IGLU ist kein Fischstäbchenproduzent, sondern die Kurzform für Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung. Laut dieser hapert es bei 25 Prozent der Viertklässler ganz gewaltig mit der Lesekompetenz. Damit ist jetzt nicht gemeint, dass die Kinder beim lauten Vorlesen ein bisschen rumstottern. Nein, jedes vierte Kind hat keine Ahnung, was eigentlich im gelesenen Text steht. Okay, vielleicht ein bisschen Ahnung. Aber halt weniger, als die weiterführenden Schulen für den Unterricht voraussetzen.

Politiker schauen betroffen

Deshalb schauen jetzt alle, die irgendwie als Politiker für das Bildungswesen in Deutschland Verantwortung tragen, pflichtschuldig betroffen und versprechen in jedem Fall, richtig viel Steuergelder für entsprechende Förderprogramme auszugeben. Die müssen nichts bringen, beweisen aber, dass das Thema ernst genommen wird.

Podcast

Viele Kinder fragen sich dagegen, warum sie sich überhaupt mit Buchstaben und Wörtern rumplagen sollen. Auf dem iPhone gibt es eine Vorlesefunktion, YouTube bietet Filmchen von der Gute-Nacht-Geschichte bis hin zu Rezepten für den Thermomix. Tatsächlich haben selbst anerkannte Vertreter des Bildungsbürgertums einen Feuilleton-Podcast. Möglicherwiese kommen besagte 25 Prozent Viertklässler gar nicht aus bildungsfernen, sondern aus fortschrittlichen Familien.

Methode zu einfach?

Quatsch, Letzteres glaube ich natürlich nicht! Aber ich bin sicher, dass mit simpler Übung auch die Lesekompetenz steigt. Warum also leseschwache Grundschüler nicht einfach reihum im Unterricht laut vorlesen und den Inhalt wiedergeben lassen – jeden Tag wieder, vier Jahre lang. Aber wahrscheinlich ist eine solch einfache Methode zu schlicht für moderne Pädagogen und Politiker.

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