Berufliche Perspektiven für junge Italiener im Handwerk

Ziehen an einem Strang: Paul Baier (3.v.l.), Präsident der Handwerkskammer Freiburg, zusammen mit Kollegen der Partnerkammer in Padua. | Foto: HWK
  • Ziehen an einem Strang: Paul Baier (3.v.l.), Präsident der Handwerkskammer Freiburg, zusammen mit Kollegen der Partnerkammer in Padua.
  • Foto: HWK
  • hochgeladen von dtp02 dtp02

Ortenau. Ausbildungs-Start im Handwerk im September. Mit dabei: sieben Jugendliche und
Heranwachsende aus dem italienischen Padua, die in südbadischen Firmen
in den Beruf zunächst als Praktikanten starten. Auftakt für ein Projekt,
das die Handwerkskammer (HWK) Freiburg gemeinsam mit ihrer
Partnerkammer in Padua, der Unione Provinciale Artigiani Padova (UPA),
mit dem Ziel startete, jungen Italienern eine Ausbildung in südbadischen
Handwerksbetrieben zu ermöglichen.

Was jetzt beginnt, könnte nach Ansicht von Heike Schierbaum, Leiterin des HWK-Projekts „Kompetenz
& Vielfalt“ zur Förderung der Nachwuchsgewinnung im Handwerk, später
auch zusammen mit Partnern in anderen Ländern in Südeuropa wie Spanien
und Portugal in Angriff genommen werden. Auch dort gibt es eine hohe
Jugendarbeitslosigkeit. Zwei Probleme könnten damit angegangen werden:
Jugendlichen aus diesen Ländern eine berufliche Perspektive zu bieten
und diese an Firmen zu vermitteln, die dringend geeignete Azubis suchen.

Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Padua habe man sich überlegt, was man zusammen tun kann, erläutert Heike Schierbaum die
Ausgangslage, die in einem im April dieses Jahres geschlossenen
Kooperationsvertrag mündete. Nach einer Ausschreibung der UPA für
interessierte Jugendliche waren 35 Bewerbungen eingegangen. Im
Ausbildungsservice der HWK wurde dann unter die Lupe genommen, welche
Bewerber wie gut deutsch sprechen und was sie vorher taten, um dann
darüber zu befinden, ob diese Bewerber im September ein Praktikum
beginnen und Ende des Jahres in eine Ausbildung starten können.

Auf der anderen Seite wurde laut Schierbaum geprüft, welche Bewerber über
berufliche Vorkenntnisse, aber noch nicht so gute Deutschkenntnisse
verfügen. Schierbaum: „Die lernen dann die nächsten zwölf Monate Deutsch
und können dann eine Ausbildung beginnen.“ Dabei handele es sich nicht
nur um Jugendliche, sondern auch Ältere, die zum Teil ein Studium
absolviert oder abgebrochen haben. „So eine Aktion ist sehr
personalintensiv“, weiß die Projektleiterin. „Wir müssen mit den
Betrieben reden und entsprechend informieren, was auch an Leistung
gefordert ist.“ Auch muss man sich um die Ankömmlinge, die aus einem
fremden Land kommen und hier keine verwandtschaftlichen Verbindungen
haben, kümmern, verweist Schierbaum auf das „Stichwort Willkommenskultur“.

Tätig sind die ersten Ankömmlinge aus Padua in den Bereichen Heizung/Klima, Elektrik und Bauhandwerk, eine
Erweiterung auf andere Berufe ist geplant. „Das KfZ-Handwerk“, so
Schierbaum, „ist im Moment sehr interessiert.“ Inzwischen gibt es
Anfragen von Firmen, die auf das Projekt aufmerksam wurden, darunter
beispielsweise von einem Elektriker und einem Friseur in der Ortenau.
Dabei handelt es sich laut Schierbaum um einen „traditionellen
Friseurbetrieb, der seit vielen Jahren ausbildet, sich jetzt schwer tut,
Nachwuchs zu finden und es über diese Schiene probieren möchte“.

Autor: Norbert Rößler

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.