Baderegeln haben ihren Sinn – Selbstüberschätzung ist eine große Gefahr
„Die Hälfte aller Viertklässler kann nicht schwimmen“

Vorsicht ist am Wasser immer geboten.  | Foto: Foto: dh
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Ortenau. Eine Redensart besagt: Wasser hat keine Balken. Unachtsamkeit, Selbstüberschätzung und
mangelnde Vorsicht führen jedes Jahr zu Badeunfällen. Manche von ihnen
enden sogar tödlich. Jetzt steht die Ferienzeit an: Neben Freibad und
Baggersee locken im Urlaub zudem das Meer und der Hotelpool. "Man darf
sich nicht selbst überschätzen", sagt Heinz Thöne, Vizepräsident des
DLRG-Landesverbands Baden. Unfälle seien immer möglich, der
Verantwortung für sich selbst und für andere, insbesondere Kinder, müsse
man sich immer im klaren sein. "Niemand kann sein Kind besser
einschätzen wie die eigenen Eltern. Dieser Verantwortung sollten sich
die Eltern auch bewusst sein und entsprechend handeln", sagt Fred Hugle,
Vorsitzender der DLRG Offenburg.

Der Offenburger DLRG-Vorsitzende verweist auf die Baderegeln. Man solle nie mit vollem
oder ganz leerem Magen ins Wasser gehen. "Gerade mit vollem Magen, wenn
man eventuell auch leicht müde wird, konzentriert der Körper sich auf
die Verdauung. Wer jetzt zusätzlich zum Schwimmen geht, der riskiert
Probleme mit dem Kreislauf", so Heinz Thöne im Detail. Kreislaufprobleme
können auch anders entstehen: "Wer überhitzt, sei es durch Sonnenbaden,
weil er im Freibad oder am Strand Sport betrieben hat, ins Wasser
springt, der geht ein unnötiges Risiko ein", sagt Thöne, eine plötzliche
eiskalte Dusche für den ganzen Körper könne die gleiche Wirkung haben.
Richtig sei es vielmehr, den Körper schrittweise abzukühlen, zuerst
Hände, dann Unterarme und Beine.

Eine wichtige Rolle spiele das Verhalten insgesamt: "Man muss Rücksicht auf andere nehmen, gerade auch
beim Springen ins Wasser. Das sollte man nur dort machen, wo es erlaubt
ist. Gefahr geht auch vom Herumalbern am Beckenrand aus, nicht zuletzt
vom Hineinstoßen von dort in das Wasser", sagt Thöne, der auch
Gefahrenpotential sieht, wenn von Sprungtürmen und -brettern gesprungen
wird: "Es gibt immer wieder schlimmste Verletzungen der Wirbelsäule bis
hin zur Querschnittlähmung."

Im Urlaub gibt es weitere Gefahrenbereiche. Bei ablandigem Wind sei das Hinausschwimmen ins Meer
sehr einfach, die Rückkehr könne mehr als doppelt so schwer sein. Im
Meer solle man wenigstens zu zweit unterwegs sein. Unterkühlte oder
erschöpfte Körper seien ferner viel Anfälliger für Krämpfe, so Thöne.

Im Hotelpool dürfe man sich auch nicht grundsätzlich sicher fühlen. Durch
Beschädigungen an Fliesen oder Leitern könne man sich verletzen. Vor
nicht oder schlecht gesicherten Reinigungsöffnungen, die das Wasser
absaugen, warnt Thöne zudem. "Was das Thema Alkohol oder allgemein
Drogen betrifft, dürfte klar sein, dass sich das nie in Verbindung mit
Baden stehen darf", sagt Fred Hugle.

Heinz Thöne macht ein weiteres Problem beim Schwimmvermögen von Kindern aus: "Am Ende der
vierten Klasse kann die Hälfte aller Kinder nicht oder nicht sicher
schwimmen." Nichtschwimmer sollten nur bis etwa zum Bauch ins Wasser
gehen. "Natürlich kann ein Seepferdchen Abzeichen nicht bedeuten, dass
man das Kind ohne weitere Aufsicht ins Wasser lassen kann. Es wird daher
richtiger weise von Fachleuten als vorbereitende Qualifikation im
Schwimmen bezeichnet", so Hugle, der auf Schwimmkurse hinweist. Der
Offenburger gibt folgenden Rat: "Wer sich vernünftig beim Schwimmen
verhält und seine Kräfte und Fähigkeiten realistisch einschätzt, macht
mit Sicherheit nichts falsch."

Autor: Daniel Hengst

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