Kehl bekommt ein Wimmelbuch
Michael Dreilich zeichnet typische Szenen

Der Kehler Künstler Michael Dreilich gestaltet ein Wimmelbuch über Kehl. | Foto: Stadt Kehl
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  • Der Kehler Künstler Michael Dreilich gestaltet ein Wimmelbuch über Kehl.
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Kehl (st) 500, 600 oder 700 Personen? „Die Menschen sind nicht das Problem“, lacht Michael Dreilich, „die sind Standard." Ganz im Gegensatz zu den Gebäuden, Brücken und Plätzen, um die und auf denen es im künftigen Kehler Wimmelbuch wuseln wird,schreibt die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung. Acht Doppelseiten gestaltet der Kehler Künstler; wimmeln wird es nicht nur in der Kernstadt, sondern natürlich auch in allen zehn Ortschaften. Und wie in jedem richtigen Wimmelbuch verstecken sich verschiedene Tiere und ein Geschwisterpaar auf jeder Seite, die es zu finden gilt. Erscheinen soll das Buch rechtzeitig vor Weihnachten.

„Man denkt, sowas wie die Nepomuk-Kirche sei einfach.“ Doch wenn Michael Dreilich vor Ort geht, „viele Fotos“ macht, google earth konsultiert und dann vielleicht auch noch den Grundriss des jeweiligen Gebäudes betrachtet, eröffnen sich ihm Details, die dem flüchtigen Betrachter verborgen bleiben: „Der Turm der Friedenskirche ist kompliziert. Er hat acht Flächen. Das sieht man nicht, wenn man nicht genau hinschaut“, erklärt er. „Das Rathaus war sehr kompliziert. Es wurde über die Jahrzehnte immer wieder verändert. Es ist nicht mehr alles symmetrisch.“

Gestaltung am Tablet

Michael Dreilich zeichnet am Tablet, draußen und bei sich zu Hause am Schreibtisch. Nur noch selten ist er, wie früher üblich, mit dem Skizzenblock unterwegs. Die Basis für die Hintergrundbilder sind digitale Strichzeichnungen in Schwarz-Weiß. Das gilt für den Weißtannenturm ebenso wie für das Sundheimer Huhn – eines der typischen Kehler Tiere, die sich in den Szenerien auf den Doppelseiten des Buches verstecken. Es folgt die Reinzeichnung, coloriert wird später. Alles passiert am Tablet oder am PC.

In den Fastnachtsferien hat Michael Dreilich, der an vier Schulen in Kehl, Baden-Baden und Iffezheim als externe Lehrkraft Musik unterrichtet, mit dem Zeichnen begonnen, inzwischen ist das Titelbild fertig – die Nepomuk-Kirche mit Altrhein und Seebühne, wo passender Weise gerade eine Veranstaltung des Kultursommers stattfindet. Der Kehler Teil des Gartens der zwei Ufer mit den vier Brücken ist ebenfalls schon weit gediehen; auf der Wiese sitzen bereits Menschen beim Picknick, Kinder spielen Ball oder fahren Skateboard. Ein Junge und ein Mädchen, die – meist gemeinsam – mit ihrem Board unterwegs sind, gehören zu den Figuren, die gefunden werden wollen. Mehr als Hundert Personen tummeln sich bereits. Alle hat Michael Dreilich zunächst schwarz-weiß gezeichnet, dann freigestellt, im Bild platziert und dann coloriert. Nur kurz hat er den Versuch unternommen, die Frauen, Männer und Kinder von KI zeichnen zu lassen und die Ergebnisse gleich wieder verworfen: Die Gesichter waren zu schematisch und gleichförmig.

Bilder müssen vereinfachen

Die Menschen, die auf der Passerelle wimmeln, sind überall gleich groß. „Dies ist nur möglich, weil ich nicht in der normalen Perspektive mit mehreren Fluchtpunkten zeichne“, erläutert der Künstler, „sondern in der annähernd isometrischen Perspektive“. Dass manche Details – wie die Stufen am Fußgängersteg der Passerelle fehlen – ist Absicht. Die Bilder müssen die Realität abbilden und gleichzeitig vereinfachen, damit sie nicht überfrachtet wirken: „Zeichnen ist die Kunst des Weglassens“, sagt Michael Dreilich und schmunzelt. Die Fenster am Rathaus hat er trotzdem gezählt und die Wappen im Giebel akribisch nachgezeichnet. Auch die Photovoltaikanlage auf dem sanierten Rathausdach wird im Wimmelbuch abgebildet sein.

Bei der Szenerie im Garten der zwei Ufer muss der Zeichner noch die Gebäude am Straßburger Rheinufer ergänzen – auch das Münster wird zu sehen sein. Hinzukommen werden außerdem die Vogesen, einige Vögel, also Möwen, Reiher und die lästigen eingewanderten Kanadagänse, sowie die großen Abfallhaie und einige Bänke. Sobald all das eingefügt ist, kommt als nächstes das Wasserband mit dem Weißtannenturm, den Spielbereichen an die Reihe. Manchmal verzerrt der Künstler die Perspektive etwas, damit auf dieser Doppelseite auch der Wasserturm noch auftauchen kann.

In den Ortschaften werden ortsbildprägende Gebäude wie Kirchen, aber auch Brunnen und Skulpturen – wie der Korker Stier – den Hintergrund für die wimmelnden Personen bilden.

Hintergrund

Das Wimmelbuch für Kehl ist ein Projekt, das aus dem Kernstadtbudget aus dem Doppelhaushalt 2023/2024 finanziert wird. Es soll in einer Auflage von 4.000 Stück gedruckt werden und in der Vorweihnachtszeit erscheinen.

Der Zeichner und Musiker Michael Dreilich wurde vor 63 Jahren in Kehl geboren und ist in der Rheinstadt bekannt geworden, als er für die grenzüberschreitende Gartenschau 2004 die Geschichte vom blauen Paul als begehbares Kinderbuch gestaltet hat. Die großflächigen Zeichnungen sind damals noch in reiner Handarbeit entstanden. Das Kinderbuch, das einen Raum im Haus der Jugend füllte, zog auch Erwachsene in seinen Bann. Nach der Gartenschau ging der blaue Paul auf Wanderschaft: zunächst für zwei Monate in die Stadtbibliothek in Lahr, dann erfreute es sechs Monate lang die jüngeren Besucher der Landesgartenschau in Heidenheim und war schließlich noch mehrere Monate im Indoor-Spielplatz Sensapolis in Böblingen aufgebaut. Danach hat der Künstler sein Werk der Bürgerstiftung überlassen.

Der Kehler Künstler Michael Dreilich gestaltet ein Wimmelbuch über Kehl. | Foto: Stadt Kehl
Michael Dreilich | Foto: Stadt Kehl
Mit der Geschichte vom blauen Paul wurde Michael Dreilich während der Landesgartenschau in Kehl bekannt. | Foto: Stadt Kehl

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