Ilona Ebert im Porträt
"Ich bin froh, dass ich mich getraut habe"
- Willkommen im Rathaus in Ringelbach: Ilona Ebert engagiert sich seit vergangenem Jahr als Ortschaftsrätin für ihr Dorf und ist ist außerdem Ortsvorsteherin. Als solche darf sie auch Paare trauen – eine Aufgabe, die ihr besonders viel Freude macht.
- Foto: Michael Bode
- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Oberkirch-Ringelbach Vor 20 Jahren hätte Ilona Ebert schon beim Gedanken daran nur ungläubig gelacht. Nie und nimmer wäre sie auf die Idee gekommen, für ein Amt zu kandidieren und in der Kommunalpolitik mitmischen zu wollen. So war sie einfach nicht erzogen. Vielleicht lag es auch daran, dass es in ihrem Leben schlicht nie genug Raum gab, um persönlichen Ehrgeiz zu entwickeln. Doch dann wurde die Witwe und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen gefragt, ob sie sich für die Kommunalwahl 2024 aufstellen ließe. Beim Nachdenken erkannte Ilona Ebert: "Ja, das will ich sehr gerne." Tatsächlich wurde sie nicht nur in den Ortschaftsrat gewählt, sondern auch zur Ortsvorsteherin von Ringelbach. Beides macht ihr riesig Spaß: "Ich bin froh, dass ich mich getraut habe."
Vom Hotelfach in die Landwirtschaft
Die 57-Jährige stammt aus einfachen Verhältnissen, wie es so schön heißt. Sie war das siebte Kind, ein Nachzügler mit 13 Jahren Abstand zum nächstälteren Bruder. Der Vater arbeitete als Baumwart und starb als Ilona neun Jahre alt war. "Viel Geld war nicht im Haus, aber ich hatte eine sorglose Kindheit in Renchen", erinnert sie sich mit einem Lächeln. In der Nachbarschaft gab es viele Kinder, die sich alle zum Spielen draußen trafen. Die Mutter war fleißig und lieb, hatte aber selbst keinen Beruf gelernt. In ihrer Welt mussten Töchter schaffig sein, aber es genügte ein Hauptschulabschluss.
Es folgte eine Ausbildung als Hotelfachfrau, später zur Hotelkauffrau. Die Rolle als Gastgeberin lag der offenen und freundlichen jungen Frau. Wenn nur nicht die Arbeit am Wochenende gewesen wäre. Diese wollte sie auf Dauer dann doch lieber mit ihrem späteren Ehemann verbringen. Das bedeutete jedoch keineswegs, auf der faulen Haut zu liegen. Im Gegenteil, die Schwiegereltern hatten in Ringelbach einen Hof. Und als die Frage aufkam, ob ihn der älteste Sohn im Nebenerwerb übernehmen wollte, stand Ehefrau Ilona fest an seiner Seite und sagte: "Ja, ich helfe dir."
Obst- und Weinbau im Nebenerwerb
Obst- und Weinbau, das ist harte, körperliche Arbeit. Ilona Ebert machte sie trotzdem Freude: "Vor allem das Herbsten war toll. Da sieht man, wofür man das ganze Jahr geschafft hat." Außerdem kümmerte sich die Landwirtin um die Büroarbeit. Doch bei aller partnerschaftlichen Zusammenarbeit: "Die Entscheidungen hat mein Mann getroffen."
Dann der Schicksalsschlag – Thomas Ebert hatte einen Herzstillstand, konnte zwar reanimiert werden, blieb aber bis zu seinem Tod Jahre später ein Pflegefall. Nichts war mehr wie zuvor. Eine schwere Zeit für alle Beteiligten. Doch bei allem seelischen Schmerz sagt die Ringelbacherin auch: "Als es darauf ankam, habe ich gemerkt, welche Stärke in mir steckt."
Inzwischen bewirtschaftet sie den Hof nicht mehr, hat Felder und Reben bis auf wenige Wiesen verpachtet. Das gab Ilona Ebert Zeit für Neues. Sie hat eine Ausbildung zum Ortenauer Weinguide gemacht. Und sie ist jetzt Ortschaftsrätin sowie Ortsvorsteherin von Ringelbach, hat für Letzteres entsprechende Fortbildungen absolviert. "Es ist unendlich schön, mein Dorf repräsentieren zu dürfen", verrät Ilona Ebert strahlend. Mit dem Erzählen ihrer persönlichen Geschichte möchte sie deshalb gerade Frauen Mut machen: "Traut euch, es lohnt sich."
Lieblingsbücher:
- "Veuve Clicquot: Die Geschichte eines Champagner-Imperiums und der Frau, die es regierte", Tilar J. Mazzeo
- "Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können", Natascha Wegelin
- "Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104", Susanne Abel
Lieblingsweinsorten:
- Weißburgunder
- Rosé
- Spätburgunder










Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.