Secondkaufhaus von PVD schließt
Aus für eine Offenburger Institution
- Das Secondhand-Kaufhaus des PVD in Offenburg wird schließen.
- Foto: PVD Offenburg
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Offenburg (st) „Für mich war das Kaufhaus wie eine Familie“, erzählt Martina, die nach langer Arbeitslosigkeit hier eine Beschäftigung fand. „Ich hatte wieder einen Grund, morgens aufzustehen, wusste, dass ich gebraucht werde, habe Menschen gefunden, mit denen ich gute Gespräche führen konnte.“ Gerade an der Kaffeetheke kamen Stammkunden, Maßnahmenteilnehmer, Individualisten und Spender ins Gespräch, heißt es in einer Pressemitteilung des AGJ-Fachverbands für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg.
Das Secondhandkaufhaus der PVD - Produktion, Vertrieb und Dienstleistungen habe im Rahmen der PVD zum AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg gehört und sei weit mehr als nur ein Secondhand-Kaufhaus gewesen. Es sei ein Ort der Teilhabe, der Perspektiven und für viele Menschen ein neues Zuhause gewesen. Der PVD und das dazugehörige Kaufhaus, früher als „Das Magazin“ bekannt, sei eine soziale Einrichtung gewesen, mit dem sozialen Zweck, Langzeitarbeitslosen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten. Unterschiedliche Waren seien dort den Kunden angeboten worden, von Möbeln über Kleidung bis zu Spielzeug. Nach 30 Jahren voller Begegnungen, gemeinsamer Arbeit und persönlicher Erfolge müsse das Secondhand-Kaufhaus der PVD Offenburg in der Haselwanderstraße seine Türen endgültig schließen.
Beruflich wieder Fuß gefasst
Unter der fachkundigen Leitung von Frank Deuss, der seit 2003 die Geschicke des Kaufhauses gelenkt habe, hätten hunderte Menschen wieder gelernt, an sich zu glauben; insbesondere Frauen hätten im Secondhandkaufhaus wieder beruflich Fuß gefasst. Sie hätten gemeinsam angepackt, Kleidung sortiert, Möbel repariert, Auslagen dekoriert und Kunden begrüßt. Hinter jeder verkauften Jacke und jeder aufgearbeiteten Tasse habe eine Geschichte von wachsendem Mut, Durchhaltevermögen und neu entdeckten Fähigkeiten gesteckt. Aber auch eine Geschichte von Gegenständen, die von Menschen gespendet worden seien, um dieses soziale Projekt zur Beschäftigungsförderung zu unterstützen, Liebgewonnenes nicht einfach wegzuwerfen und Gegenständen neue Bedeutung zu geben, aber auch eine Fundgrube für Schatzjäger, die ungewöhnliche Dinge suchten.
Das Konzept habe soziale Verantwortung mit Nachhaltigkeit verbunden: Gut Erhaltenes habe eine zweite Chance bekommen, Ressourcen seien geschont worden, und gleichzeitig habe sich ein neues Kapitel für Menschen geöffnet, die in der Arbeitswelt oft übersehen werden. Eine enge Zusammenarbeit mit der Kommunalen Arbeitsförderung Ortenau und deren Vorgänger habe in der Vergangenheit Menschen eine passgenaue Maßnahme mit Vermittlungschancen auf den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht, auf dem dringend Beschäftigte mit Einzelhandelserfahrung gesucht werden. Leider seien immer weniger Menschen mit dieser Zielsetzung in Maßnahmen vermittelt, so dass die Öffnungszeiten seit 2019 zunehmend reduziert worden seien.
Die Gründe für die Schließung seien bitter: Durch die Schließung des Bereiches Transport habe immer weniger Waren das Kaufhaus erreicht. Hinzu seien steigende Kosten, weniger Fördermittel, sich veränderndes Einkaufsverhalten, immer weniger zugewiesene Maßnahmenteilnehmer mit der Zielsetzung Einzelhandel gekommen. Trotz aller Bemühungen sei es nicht gelungen, den Betrieb zu retten.
Abverkauf startet
Nach der Sommerpause vom 1. September bis 14. Oktober 2025 beginnt laut Pressemitteilung der Abverkauf der Waren vom 15. Oktober bis zur endgültigen Schließung am 31. Oktober.
Das Team der PVD Offenburg dankt allen Unterstützern - die ehrenamtlichen Helfer, die Förderer, treue Kunden, Spender sowie die Maßnahmenteilnehmer -, die alle gezeigt hätten, dass Arbeit mehr ist als ein Job: Sie ist Teilhabe, Gemeinschaft und Würde.











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