Einführung von Studiengebühren für Ausländer
Interview mit Prof. Torsten Schneider: Eine Bereicherung für das Campusleben

(rek). Zum kommenden Wintersemester sollen ausländische Studierende aus einem Nicht-EU-Mitgliedsland für ihr Studium in Baden-Württemberg zahlen. Dazu ein Gespräch mit Prof. Torsten Schneider, wissenschaftlicher Leiter des International Centers an der Hochschule in Offenburg.

Was halten Sie von den Plänen der Landresregierung, Studiengebühren für ausländische Studierende zu erheben?
Die Hochschulen werden immer mehr mit dem demographischen Wandel konfrontiert werden und gehen von einem allgemeinen Rückgang deutscher Studierender aus. Unsere Erfahrungen zeigen, dass ein Großteil der ausländischen Absolventen in Deutschland arbeitet und somit zu Steuereinnahmen des Landes beiträgt, die wiederum in die Finanzierung der Schulen und Hochschulen fließen. Es stellt sich daher die Frage, ob die Einführung von Studiengebühren nicht eine kurzfristige Maßnahme zur Konsolidierung des Haushalts ist, die aber die langfristigen Konsequenzen nicht durchdenkt.
Was spricht für die Erhebung der Gebühren gerade für diese Gruppe?
"Ziel des Gesetzes ist zuvorderst die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der baden-württembergischen Hochschulen und damit der nachhaltigen Entwicklung von Forschung, Lehre und Studium in Baden-Württemberg“, so lautet die Begründung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Wie hoch ist der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtzahl der Studierenden?
An der Hochschule Offenburg studieren im aktuellen Wintersemester 604 Studierende aus dem Ausland, dies entspricht einem Anteil von 13 Prozent der gesamten Studierendenschaft. In den drei konsekutiven englischsprachigen Masterstudiengängen stellt sich die Situation noch viel eindrucksvoller dar: Von den 196 Studierenden sind 173 internationale Studierende, 145 müssten nach der neuen Regelung Studiengebühren zahlen.

Rechnen Sie damit, dass die Zahl der betroffenen Studierenden aus den Ländern abnimmt?
Es ist ein deutlicher Rückgang der Bewerbungen aus den betroffenen Staaten zu erwarten. Dies ist für das Bestehen der Studiengänge zunächst nicht bedrohlich, da bei derzeit 30 Bewerbern pro Studienplatz auch weiterhin mit einer Auslastung gerechnet werden kann. Trotzdem werden Werbemaßnahmen verstärkt die Qualität der Studiengänge unterstreichen müssen, damit wir uns im Wettbewerb gegen andere Hochschulen aus den Bundesländern, die keine Gebühren erheben, weiterhin behaupten können. Wir hoffen auch in Zukunft, viele internationale Studierende in Offenburg begrüßen zu dürfen. Sie bereichern das Campusleben, machen es bunt und lebenslustig.

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