"Schiller LAN" lud die Eltern-Generation zu einem Abend über Videospiele ein
Was Gaming für Kinder und Jugendliche attraktiv macht

Fabian Karg, Freier Dozent für zeitgemäße Bildung, gab Eltern einen Einblick in die Vielfalt und Bedeutung von digitalen Spielen. | Foto: Dagmar Jäger
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  • Fabian Karg, Freier Dozent für zeitgemäße Bildung, gab Eltern einen Einblick in die Vielfalt und Bedeutung von digitalen Spielen.
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Offenburg (djä). "Gaming ist kein Randgruppen-Phänomen", stellt Medienpädagoge Fabian Karg gleich zu Beginn klar. 110 Milliarden Dollar seien 2018 weltweit für Videospiele ausgegeben worden – etwa dreimal soviel wie Hollywood an den Kinokassen umsetzt. "Nur, damit wir mal wissen, über welche Dimension wir hier reden."

Videogaming für Eltern

25 Eltern haben sich in der Mensa des Schiller-Gymnasiums eingefunden. Eingeladen hatte der Offenburger Verein "Schiller-LAN" – die 15 jungen Leute sind Schüler oder ehemalige Schüler des Gymasiums. Sie wollen einen konstruktiven Dialog zwischen den Generationen anregen, über Klischees und Vorurteile aufklären und allen den Spaß an Videospielen näher bringen.

Fabian Karg zeigt Videoprojektionen, erklärt und geht auf die Fragen der Besucher ein. Eltern können oft die Welten nicht verstehen, in denen sich Jugendliche so wohl fühlen. Was macht Videospiele so attraktiv für junge Menschen? "Gemeinschaftliches Spielen ist so alt wie die Menschheitsgeschichte", erklärt Karg. "Es ist ein wichtiger Baustein im sozialen Zusammenhalt." "Früher haben wir aber nicht alleine auf ein Display gestarrt", wirft ein Zuhörer ein. Und was soll der Sinn sein von "Let's play", bei dem Anderen online beim Spielen zugeschaut wird? Es ist die Sicht zweier Generationen, die hier deutlich wird.

Gemeinsam spielen

"Viele Spiele sind so aufgebaut, dass mehrere Spieler gemeinsam eine Aufgabe lösen müssen. Sie bauen in einer virtuellen Welt etwas zusammen auf, legen Infrastrukturen an und schaffen eigene Spielwelten", sagt Karg. Gemeinsam müssten Strategien ausgeknobelt werden, um ein Ziel, ein nächstes Level zu erreichen. Es ginge hier weniger um brutale Ego-Shooter. Viele Spiele würden live gemeinsam gespielt. Auch der Verein "Schiller LAN" veranstaltet solche LAN-Partys. Online wird weltweit zusammen gespielt, über Grenzen und Kontinente hinweg. "Mein Sohn ist zehn Jahre alt und ich höre ihn mit seinem australischen Spielpartner ganz selbstverständlich englisch sprechen", berichtet ein Vater.

Achim Sättler, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Stadt Offenburg, ist einer der Besucher. „Zum einen aus persönlichem Interesse als Vater. Zum anderen wollte ich sehen, ob die Informationen neutral gegeben werden und ich sie aufnehmen und weitergeben kann“, sagt er. Eltern müssten sich heute mit dem Medienkonsum ihrer Kinder beschäftigen.

Verführerischer freier Download

Nicht begeistert ist Fabian Karg von Spielen auf Tablets oder Mobiltelefonen. Nicht wegen der Spiele an sich, sondern wegen der dahinterstehenden Geschäftsstrategie. Nach einem freien Download würden die Spieler vor eine "Paywall" geführt, wenn es im Spiel entscheidend werde. Dann müsse bezahlt werden. Das sei verführerisch, weil der Spielfortschritt immer wieder schrittweise erkauft werden müsse.

Steuerung und Kontrolle

Es entwickelt sich eine lebhafte Diskussion um Steuerung und Kontrolle durch die Eltern sowie um Eigenverantwortung und Einsicht der Jugendlichen. "Es kommt immer auf das richtige Maß und den Ausgleich im realen Leben an", sagt Karg. Zeitliche Absprachen findet er beispielsweise sinnvoll. Vertrauen sei wichtig, aber Eltern könnten nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden. Nicht jedes Spiel könne an Jugendliche jeglichen Alters herangelassen werden. "Manchmal ist ein Zwölfjähriger an dieser Stelle schon reifer als ein 16-jähriger", so Karg. 

Spielaktionen für Eltern

Die jungen "Schiller LAN"-Mitglieder hatten die Mensa mit Spielstationen ausgestattet, die nach der Diskussion zum gemeinsamen Spiel bereitstanden. "Ohne die Unterstützung lokaler Sponsoren hätten wir diese Hardware nicht stellen können", erklären sie die versammelte Hightech.
Achim Sättler findet den Vortrag sehr realitätsnah. „Computerspiele und Social Media gehören zur Lebensrealität unserer Kinder. Nicht alles ist für sie geeignet“, zieht er sein Resümee. „Ich spiele selbst nicht am Computer. Aber ich kann jetzt nachvollziehen, worin der Reiz für Kinder und Jugendliche liegt."

Fabian Karg, Freier Dozent für zeitgemäße Bildung, gab Eltern einen Einblick in die Vielfalt und Bedeutung von digitalen Spielen. | Foto: Dagmar Jäger
Spielstationen waren in der Mensa des Schiller-Gymasiums aufgebaut. Hier ließen sich die Eltern Videospiele erklären und konnten diese selbst ausprobieren. | Foto: Dagmar Jäger

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