Rotbuche am Schiller wird gefällt
Zwei Pilzarten schädigen massiv

Wer genauer hinschaut, entdeckt am Stammfuß der Rotbuche die massiven Schädungen von Lackporling und Phytophthora. | Foto: Stadt Offenburg
  • Wer genauer hinschaut, entdeckt am Stammfuß der Rotbuche die massiven Schädungen von Lackporling und Phytophthora.
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Offenburg (st). Von einem ehrwürdigen Stadtbaum zu einem Offenburger Pionierprojekt: Die Fällung der Rotbuche auf der Südseite des Schiller-Gymnasiums in den Herbstferien ist unumgänglich. Sie erfolgt am Donnerstag, 29. Oktober. Dafür wird die Zeller Straße einspurig auf der Seite des Schiller-Gymnasiums gesperrt. Die Sperrung betrifft auch die Parkplätze.

Für Passanten sieht sie eigentlich noch ganz gut aus. Dabei ist die Rotbuche auf dem Gelände des Schiller-Gymnasiums schwer krank. Gleich zwei, für sich alleine schon problematische Pilzerkrankungen, der Lackporling und die Phytophthora, setzen dem stattlichen Baum massiv zu. Bei einem gemeinsamen Termin mit dem Baumsachverständigen Dr. Thomas Herdt, Mitgliedern der Stadtverwaltung, den TBO und der Schulleitung des Schiller-Gymnasiums stellte Herdt eine bittere Prognose: „Bei einem derartigen, vom latenten in den akuten übergegangenen Verlauf stirbt der Baum meist in zwei bis drei Jahren, mit zunehmenden Absterbereaktionen im Bereich Rinde und Kambium, sowie einer verstärkten Totholzbildung, bedingt durch die Zerstörung der Leitungsbahnen, ab.“

Keine Versorgung mehr

Durch das Absterben des Phloems, also der Leitungsbahnen des Baumes, und des Kambiums, der Schicht, welche für das Dickenwachstum der Bäume verantwortlich ist, kann sich der Baum selbst nicht mehr mit genug Wasser und Nährstoffen versorgen. In Folge kommt es zu einer erhöhten Totholzbildung. Thomas Herdts Bewertung der Problematik ist eindeutig. Der Aufwand, der für den Erhalt der Verkehrssicherheit gewährleistet werden müsste, steht in keinem Verhältnis zu der nur noch kurzen Lebenserwartung des Altbaumes. Bis zu Beginn der standardmäßigen Baumfällungen im Winter müsste der Baum immer wieder auf neuen, gefährlichen Totholzzuwachs überprüft werden, um zu gewährleisten, dass keine Äste aus der Krone fallen. In den Herbstferien wird die Rotbuche deshalb von einer Fachfirma entfernt.

Neue Art des Baumquartiers

Doch dem Weichen der Rotbuche kann auch etwas Gutes abgewonnen werden. Durch das Freiwerden des Standortes kann die Stadtverwaltung auf dem Gelände des Schiller-Gymnasiums im Zuge der Standortsanierung drei neue Bäume pflanzen. Zudem wird eine neue, innovative Bauweise für Baumquartiere getestet. Ein wichtiger neuer Aspekt dabei ist, dass das Dachwasser des Schiller-Gymnasiums abgezweigt und in eine Rigole im Unterbau der Standorte umgelenkt wird. Dies soll bewirken, dass die Bäume besser mit Wasser versorgt werden und sich dadurch besser entwickeln können. Als Ersatz für die Rotbuche wird ein Solitärbaum, die solitäre Zelkove (Zelkova serrata), eingesetzt und entlang der Mauer werden zwei Exemplare des Europäischen Zürgelbaums (Celtis australis) gepflanzt. Sie werden inzwischen in mehreren städtischen Bauvorhaben eingesetzt und haben sich, nach Erfahrungswerten von Thomas Herdt, als Klimabäume gezeigt, die mit dem wärmer und trockener werdenden Klima besser zurechtkommen.

Der Baumquartieraufbau mit der Rigole im Unterbau wird an dieser Stelle in Offenburg in der geplanten Art und Weise zum ersten Mal durchgeführt. Sollte sich dieses Verfahren bewähren, soll diese neue Technik noch öfter in den öffentlichen Grünräumen zum Einsatz kommen. Das Vorhaben wird zusätzlich begleitet von Baumfachexperten des Büros ARBOR revital aus Bielefeld, die für die technischen und innovativen Aspekte von Unterflurrigolen und der Einspeisung von Dachwasser bereits sehr viel Erfahrung haben. Für Offenburg ist es ein erstes Pionierprojekt.

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