Abschied von OB Edith Schreiner
Offenburg bleibt auch weiterhin ihre Heimat

Ihr Amt als Oberbürgermeisterin endet in wenigen Tagen, doch "ihrer" Stadt  wird Edith Schreiner auch im Ruhestand treu bleiben. | Foto: Michael Bode
  • Ihr Amt als Oberbürgermeisterin endet in wenigen Tagen, doch "ihrer" Stadt wird Edith Schreiner auch im Ruhestand treu bleiben.
  • Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von Christina Großheim

Offenburg (gro). Es war eine Blitzkarriere, die Edith Schreiner vor 16 Jahren in Offenburg startete. Im April 2002 kam sie als Baubürgermeisterin in die Stadt, am 10. November wurde sie zum Stadtoberhaupt gewählt. "Das Thema Oberbürgermeisterin hatte ich gar nicht auf dem Schirm", sagt Edith Schreiner heute, wenige Tage vor ihrer Verabschiedung am 30. November. Schließlich war ihr Vorgänger Wolfgang Bruder mitten in seiner zweiten Amtsperiode.

Als Volljuristin hatte sich Edith Schreiner nach dem Examen entschieden, in die öffentliche Verwaltung zu gehen. Ihre Stationen führten sie vom Landratsamt Tuttlingen ins Innenministerium und als erste Landesbeamtin zurück in den Schwarzwald. "Ich wurde von der Offenburger CDU-Fraktion angesprochen, ob ich Interesse an dem Amt des Baubürgermeisters habe", erinnert sie sich und nahm an: "Ich dachte, jetzt kannst du mal bauen."

Es kam anders: Oberbürgermeister Wolfgang Bruder wechselte zu "EnBW" und sie wurde gefragt, ob sie sich das Amt zutraue. "Ich dachte: Warum nicht? Ich hatte keine Angst vor der Führungsaufgabe, allerdings hatte ich nie zuvor einen Direkt-Wahlkampf gemacht", erzählt sie. Diesen führte sie offensichtlich gut, denn sie setzte sich bereits im ersten Wahlgang gegen ihre drei Mitbewerber – Christoph Jopen, René Lohs und Veronika Erb – durch.

Bewusst entschied sich die Familie, ihren Lebensmittelpunkt nach Offenburg zu verlegen. "Mein Mann und ich hatten uns während des Studiums in Freiburg kennengelernt und wollten in der Region leben. Die Nähe zu Frankreich hat uns immer gereizt", erklärt die heute 60-jährige Mutter eines erwachsenen Sohnes. Für ihren Mann, der eine Arztpraxis in Tuttli ngen führte, bedeutete das jahrelanges Pendeln an den Wochenenden. "Wir werden in Offenburg bleiben", lässt Edith Schreiner keinen Zweifel aufkommen, wo sie und ihr Mann nach ihrem Abschied ihren Lebensmittelpunkt sehen.

Jahrhundertprojekte und einige Reizthemen

Doch zurück ins Jahr 2002: "Das große Thema des Wahlkampfs war die Erweiterung der Messe Offenburg", erinnert sich Schreiner. Das Großprojekt war umstritten. "Es gab sogar Stimmen, die sagten, wir brauchen die Messe nicht", wundert sie sich noch immer. Mit dem Vorschlag, die Stadthalle auf dem Gelände zu integrieren und einer strikten Kostendeckelung, setzte sie das Projekt durch. "Die Entscheidung war richtig. Jetzt, 16 Jahre danach, reden wir von der nächsten Erweiterung", freut sich Edith Schreiner.

Das Thema, das sie während ihrer gesamten Amtszeit begleitete und auch ihren Nachfolger noch beschäftigen wird, ist der Ausbau der Rheintalbahn. "Zu Beginn war es ausschließlich ein Thema in Offenburg und ich fragte mich stets: Warum positioniert sich der Kreis nicht?", beschreibt die scheidende OB die Ausgangslage. Gemeinsam mit dem Gemeinderat, der BI Bahntrasse und der Bürgerschaft kämpfte die Stadt in beispielloser Weise für eine Güterzug-Tunnellösung und setzte diese durch: "Dadurch, dass wir immer selbst Geld für Gutachten in die Hand genommen haben, konnten wir unsere Position seriös und konstruktiv stärken." Und es gelang, die gesamte Region mit ins Boot – sprich den Projektbeirat – zu holen. In ihre Amtszeit fielen außerdem die Umgestaltung des Keilbach-Parkplatzes zu einem Marktplatz sowie der viel diskutierte Bau der neuen Justizvollzugsanstalt in Offenburg. Damals war ihre Stimme ausschlaggebend für den Standort im Gewerbegebiet "Hoch3". "Das sagen heute noch manche", so Schreiner.

Doch sie setzte auch im sozialen Bereich Akzente: Edith Schreiner machte sich für den Ausbau der Kinderbetreuung in Offenburg in einer Zeit stark, als über einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung noch nicht nachgedacht wurde. Ein Höhepunkt der besonderen Art war natürlich die Bambi-Verleihung in Offenburg 2008. "Die Stars waren überrascht, wie viele Bürger am Nachmittag zum Empfang ans Rathaus kamen", erinnert sich Edith Schreiner gerne.

Für die Frage, wofür sie sich in Zukunft engagieren möchte, will sie sich Zeit lassen. "Ich möchte erst einmal Abstand bekommen und mich dann bewusst für Projekte entscheiden", so Schreiner, der es an Anfragen für die Zeit danach nicht mangelt.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.