Auch mit Anfang 40 kein bisschen leiser
Thomas Schillinger alias Tosch ist DJ und Musikproduzent

Thomas Schillinger hat Kopfhörer immer griffbereit. Auch auf seinen Touren quer durch Europa dürfen diese nicht fehlen. Doch auch in seinem eigenen Tonstudio sind sie unentbehrlich. | Foto: Michael Bode
  • Thomas Schillinger hat Kopfhörer immer griffbereit. Auch auf seinen Touren quer durch Europa dürfen diese nicht fehlen. Doch auch in seinem eigenen Tonstudio sind sie unentbehrlich.
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Offenburg. Auf die Frage nach seinem Alter antwortet Thomas Schillinger: „41 Jahre.“ Er überlegt kurz, lacht und fügt dann hinzu: „Zu alt für den Scheiß.“ Kein Wunder, denn sein Job findet vornehmlich nachts statt: Thomas Schillinger alias Tosch ist Produzent sowie Diskjockey für elektronische Tanzmusik.

Er selbst kommt aus Oberwolfach. Dort hat Tosch auch sein Tonstudio. Für den Oberwolfacher lief es in diesem Jahr außerordentlich gut: Da war zum einen der tschechische Sommerhit 2018 und zum anderen die Titelmelodie der Kampagne für die neue Mercedes G-Klasse – beide wurden von Tosch produziert.

Am Anfang stand nicht die elektronische Musik

Jüngst kam auch noch, wie er sagt, der größte Erfolg in seiner Karriere dazu: Platz eins und das gleich doppelt in den holländischen Verkaufscharts Album und Album Dance. Mitte dieses Jahres war schon der erwähnte Sommerhit "Uz Svita" auf dem ersten Platz in den tschechischen Pop-Charts gelandet. Geht man noch weiter zurück, ins Jahr 2012, landete er mit seiner Coverversion des Songs „Maid of Orleans“ auf Rang Nummer eins und zwar in den US-amerikanischen Elektro-Charts.

Dabei sah es ganz am Anfang nicht nach einer Leidenschaft für elektronische Musik aus: "In meiner Zeit als Teenager, so zwölf bis vierzehn Jahre, habe ich sehr viel Country-Musik und Rock 'n' Roll gehört", sagt der gelernte Forstwirt. Erst mit 16 Jahren geht sein Musikgeschmack mehr in die Richtung Techno: "Da habe ich dann solche Sachen wie 'Das Boot' von "U 96" gehört." Die deutsche Techno-Gruppe war in den 90er-Jahren sehr gefragt: Der Song "Das Boot" zählt zu den größten deutschen Erfolgen im Bereich der elektronischen Musik.

Suche nach einer musikalischen Heimat

Seine ersten DJ-Erfahrungen sammelt Thomas Schillinger mit 17 Jahren. Da ist die Musik erst mal nur ein Hobby: "Da fiel einmal ein DJ in der 'Wolfsklause' in Oberwolfach aus und ich wurde gefragt, ob ich nicht einspringen könnte", sagt er. So fängt alles an.

Drei Jahre später sucht er sich eine neue musikalische Heimat. Beim Trance, einer Musikkategorie des Techno, bleibt er schließlich hängen: Melodisch, druckvoll, brachial. Das begeistert ihn. Dabei orientiert er sich an Szene-Größen wie dem niederländischen DJ Tiesto. Doch noch produziert er keine eigenen Songs. Das soll später kommen.

2002 kommt die erste Single

Zunächst folgt 2001 ein Job in einer Schweizer Diskothek. "Im 'Chateau' habe ich die Anfrage und Buchung von DJs übernommen" , sagt er. Das sei ein Jahr so gegangen, dann machte die Diskothek zu. Danach heuert er in St. Gallen in einer weiteren Disco an – diesmal als DJ. Drei Jahre seines Lebens verbringt er hier, legt vor großem Publikum auf und bucht nebenher Künstler für andere Abende.

Schließlich sagt er sich: "Ich will das richtig machen." Er möchte selbst etwas erschaffen, eigene Songs produzieren. Im selben Jahr, 2002, ist es endlich soweit: seine erste Single erscheint, vier Jahre später die nächste.

Er macht sein komplettes Management selbst

Thomas Schillinger wird in seiner Musik zunehmend eingängiger: 2010 lässt er sich von dem 1939 erschienen Musicalfilm "Der Zauberer von Oz" inspirieren und interpretiert den darin enthaltenen Song "Somewhere over the Rainbow" in einer eigenen Single neu. "Nach 2010 war meine Musik komplett auf massentauglich getrimmt", sagt er. In der Folgezeit stellt sich dann auch der kommerzielle Erfolg ein.

So ist es bis heute geblieben. "Ich mache mein Management selbst, dass heißt, ich übernehme unter anderem für alle Auftritte die Terminplanung oder buche mir einen Flug zum Veranstaltungsort", sagt er. Auf die Frage, wo er denn schon überall war, antwortet Thomas Schillinger: "Kiew war das Weiteste." In Europa hat er unter anderem in Bratislava oder Budapest gespielt. Auch in Irland oder Italien hat er schon aufgelegt.

Eine Familie soll irgendwann folgen

Er schmunzelt und sagt: "Ich lerne ganz viele Leute kennen und es macht mir mega viel Spaß." Eine Sache freue ihn besonders: Er habe in der Vergangenheit auch einige Singles auf dem gleichen Label wie sein Vorbild Tiesto veröffentlicht.

Eine konkrete Vorstellung für die Zukunft hat er auch schon: "Die kommenden fünf Jahre möchte ich meine DJ-Tätigkeit stark reduzieren. Ich möchte eher produzieren", sagt er. Und da gibt es noch eine andere Sache. Für diese fühlt er sich keinesfalls zu alt: Eine Familie gründen.

S. Thomas

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