Zahnärzte schlagen Alarm
Corona kein Grund für Terminabsage

Der Besuch beim Zahnarzt sollte auch während der Corona-Pandemie nicht aufgeschoben werden. | Foto: AOK Mediendienst
  • Der Besuch beim Zahnarzt sollte auch während der Corona-Pandemie nicht aufgeschoben werden.
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Ortenau (gro). Kurz vor Ende des Jahres schlägt die Kassenzahnärztliche Vereinigung Alarm: Zahnarztbesuche sollten aus Angst vor einer Ansteckung mit Corona nicht aufgeschoben werden, es gebe kein Infektionsgeschehen in zahnärztlichen Praxen. "Ich verstehe, dass die Menschen Bedenken haben, denn Abstand zu halten, ist bei unserer Arbeit nicht möglich", sagt Dr. Conrad Gast, Zahnarzt in Ettenheim und Kreisvorsitzender der Zahnärzteschaft im Ortenaukreis. "Aber deshalb halten wir sehr hohe Hygienestandards zum Schutz der Patienten und des Personals ein."

Schutzsystem für Patienten und Zahnarzt

Es handelt sich um ein mehrstufiges System: In den Praxen würden schon vor der Pandemie Hygiene und Arbeitsschutz eine große Rolle spielen. "Wir tragen alle einen Mund-Nasen-Schutz, hinzu kommen eine Schutzbrille und sogenannter Faceshield sowie Arbeitshandschuhe. In meiner Praxis verwenden wir ausschließlich FFP2-Masken, mit denen man sich selbst und den anderen schützt", erläutert der Zahnarzt. Und das, obwohl die Beschaffung dieser Schutzausrüstung zu Beginn der Pandemie sehr schwierig war und sie nach wie vor nur zu einem hohen Preis bei entsprechender Qualität angeboten werden. "Jede Praxis verfügt darüber hinaus über eine wirkungsvolle Absaugtechnik", so Gast. In seiner Praxis müssen die Patienten vor jeder Behandlung mit einer viruziden Mundspülung spülen. Außerdem bittet er die Patienten: "Sollten Sie am Tag eines Termins Schnupfen- oder grippeähnliche Symptome aufweisen, kommen Sie nicht einfach, sondern teilen es uns vorher telefonisch mit."

"Um mein Personal zu schützen, müssen die Patienten ebenfalls einen Mund-Nasen-Schutz bis zur Behandlung tragen", stellt Gast fest. Außerdem muss jeder bei der Anmeldung einen Fragebogen ausfüllen. "Menschen, die in einer vorsorglichen Quarantäne sind oder auch an Covid-19 erkrankt sind, werden natürlich bei Zahnschmerzen ebenfalls behandelt", macht der Kreisvorsitzende deutlich. Für diese Menschen gebe es spezielle Corona-Ambulanzen. Für die Ortenau befindet sie sich in Freiburg. "In so einem Fall sollte der Betroffene mit seinem behandelten Zahnarzt Kontakt aufnehmen. Der macht einen Termin bei der Corona-Ambulanz aus", erklärt Conrad Gast das Prozedere. Es mache keinen Sinn, ohne diesen in die Ambulanz zu fahren. "Sie haben nur zu bestimmten Zeiten geöffnet", so Gast.

"Eine gesunde Mundflora ist die beste Abwehr gegen Viren", beschreibt der Zahnarzt, warum es wichtig sei, selbst die Vorsorgetermine in diesem Jahr wahrzunehmen. "Sonst werden kariöse Zähne, Paradontose oder im schlimmsten Fall Tumore nicht rechtzeitig entdeckt." Was mit einer einfachen Füllung erledigt gewesen wäre, könne leicht zu einer aufwändigen Behandlung werden. "Hinzu kommt, wer Lücken im Bonusheft für die Krankenkassen hat, für den gehen Zuschüsse verloren", warnt Dr. Gast. Welche Sonderregelungen die Krankenkassen in diesem Corona-Jahr anbieten, müsse jeder am besten selbst mit seiner Versicherung abklären.

"Wir haben die erste Welle von Corona stark gespürt", so Gast. Zwischen acht und zwölf Prozent weniger Patienten seien im Durchschnitt in den ersten drei Quartalen 2020 in die Praxen gekommen. Aber: "In den Monaten April, Mai und Juni haben uns fast 80 Prozent der Patienten gefehlt. Manche Praxen haben Kurzarbeit angemeldet, das hätte niemand für möglich gehalten." Für die Praxen bedeute dies auch wirtschaftliche Einbußen: "Die verlorenen Behandlungen aus dem Frühjahr können wir im Rest des Jahres nicht nachholen. Wir können ja nicht sieben Tage die Woche arbeiten, ohne Urlaub für das Personal", stellt Conrad Gast abschließend fest.

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