DB-Fahrplan
Ortenaukreis appelliert für Erhalt der Fernverkehrshalte
Ortenau (st) Landrat Thorsten Erny, die Oberbürgermeister von Offenburg und Lahr, die IHK Südlicher Oberrhein sowie die nectanet GmbH haben sich mit einem gemeinsamen Schreiben an die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg, Dr. Clarissa Freundorfer, gewandt. Anlass ist der zum 14. Dezember 2025 anstehende Fahrplanwechsel im Fernverkehr, der aus Sicht der Unterzeichnenden eine deutliche Schwächung der Fernverkehrsanbindung der Bahnhöfe Offenburg und Lahr mit weitreichenden Folgen für Mobilität, Wirtschaft und Standortqualität in der Ortenau bedeuten würde. Das Schreiben erläutert die Hintergründe und enthält einen eindringlichen Appell, die geplanten Einschränkungen zu überdenken.
Der Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Dr. Freundorfer,
mit großer Besorgnis und Unverständnis haben wir – der Landrat des Ortenaukreises, die Oberbürgermeister der Städte Offenburg und Lahr, die Industrie- und Handelskammer, die nectanet GmbH – Kenntnis davon erhalten, dass im Zuge des anstehenden Fahrplanwechsels im Dezember 2025 eine deutliche Reduzierung der Fernverkehrshalte an den Bahnhöfen Offenburg und Lahr, zusammen ein Einzugsbereich für ca. 400.000 Einwohner, vorgesehen ist.
Besonders gravierend ist der vollständige Wegfall der ICE-Halte in Lahr. Bislang war die Stadt Lahr morgens und abends direkt mit dem Fernverkehr an die Wirtschaftszentren/ Metropolregionen Stuttgart und München angebunden. Diese Verbindungen waren für zahlreiche Berufspendler, Geschäftsreisende und Unternehmen von zentraler Bedeutung. Lahr ist ein aufstrebendes Mittelzentrum. Hier spielen die Fernverkehrsverbindungen zunehmend eine zentrale Rolle. Ihr ersatzloser Wegfall stellt eine erhebliche Schwächung der Mobilitätsinfrastruktur und der Standortqualität dar.
Auch Offenburg, als zentraler Verkehrsknotenpunkt in der Region, verliert acht Fernverkehrshalte. Besonders einschneidend ist dabei der Wegfall des stark frequentierten morgendlichen Pendlerzugs um 6:54 Uhr nach Stuttgart mit Anschluss nach München.
Zum Teil ist diese Entscheidung unverständlich, soweit in der erweiterten Region wesentlich kleinere Fernverkehrshalte erhalten werden, und sich zum Teil am Fahrplan keine sichtbaren Veränderungen ergeben, Fahrzeiten also gleichbleiben. Diese Entwicklung erfüllt uns mit großer Sorge. Eine leistungsfähige Fernverkehrsanbindung ist ein zentraler Standortfaktor für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region. Sie sichert die überregionale Erreichbarkeit für Unternehmen, Fachkräfte, Pendlerinnen und Pendler sowie für den Tourismus. Gerade in einer Zeit, in der nachhaltige Mobilität und klimafreundlicher Verkehr höchste Priorität genießen, ist der Rückbau von Fernverkehrsangeboten ein fatales Signal, und dies angesichts des Ausbaus des 3. und 4. Gleises.
Die Black Forest Power Region hat die höchste Dichte an Hidden Champions in Baden-Württemberg und ist mit 6 Millionen Besuchern vorrangiges Tourismusziel. Aus der Perspektive der regionalen Wirtschaftsentwicklung ist die Fernverkehrsanbindung ein Schlüsselthema für die zukünftige Wertschöpfungskraft der Region. Als Region im Ländlichen Raum stehen wir ganz besonders im Wettbewerb um die besten Fachkräfte. Eine verlässliche Einbindung in den nationalen und internationalen Fernverkehr ist dabei eine Grundvoraussetzung. Sie ermöglicht es ansässigen Unternehmen, ihre Geschäftsbeziehungen effizient zu pflegen, stärkt den Zugang zu globalen Märkten und wirkt als harter Standortfaktor bei Unternehmensansiedlungen. Die Black Forest Power Region begleitet seit Jahren aktiv internationale Investoren, technologieorientierte Firmen und regionale Hidden Champions. Rückmeldungen aus diesen Zielgruppen zeigen klar: Eine starke, ausgebaute statt reduzierte Fernverkehrsanbindung ist für die Standortwahl und die wirtschaftliche Dynamik der gesamten Region entscheidend. Die nun vorgesehenen Einschränkungen gefährden diese Entwicklung und schwächen die Wachstums- und Zukunftsperspektiven der Region.
Wir appellieren daher eindringlich an Sie, die Entscheidung zur Reduzierung der Fernverkehrshalte in Offenburg und Lahr zu überdenken und gemeinsam mit uns tragfähige Lösungen zu erarbeiten, die den Bedürfnissen der Region gerecht werden.
Im Sinne einer nachhaltigen und innovationsorientierten Regionalentwicklung stehen wir Ihnen jederzeit für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung.











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