Einsätze der Dorfhelferinnen
Corona-Krise schlägt Familien aufs Gemüt

Zu den Aufgaben einer Dorfhelferin gehört auch die Aufsicht über die Hausaufgaben. | Foto: Archivfoto: Dorfhelferinnenwerk
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  • Zu den Aufgaben einer Dorfhelferin gehört auch die Aufsicht über die Hausaufgaben.
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Ortenau (gro). Rund 90 Mitarbeiterinnen hat das Dorfhelferinnenwerk in der Ortenau. Die Einsatzleiterinnen sind über den gesamten Kreis und darüber hinaus verteilt. Eine Dorfhelferin hilft Familien, wenn die haushaltsführende Person ausfällt und Kinder bis zu zwölf beziehungsweise 14 Jahren oder eine behinderte Person im Haushalt leben. Einsatzleiterin Gertrud Mäntele gibt eine kurze Übersicht über die Gründe: ein Klinik- oder Kuraufenthalt, bei Risikoschwangerschaft oder zu früh Geborenen, nach der Entbindung, nach Mehrlingsgeburten, bei akuter körperlicher Erkrankung, bei Überlastung in Familien mit schwerkranken oder behinderten Kindern, bei Erschöpfungszuständen oder in besonderen Notsituationen. "Im Normalfall wird der Einsatz einer Dorfhelferin oder Familienpflegerin ärztlich verordnet und bei der entsprechenden Stelle beantragt", erklärt Mäntele.

In der Zeit ihres Einsatzes kommen die Dorfhelferinnen in das betreffende Haus: Sie kochen Mittagessen, übernehmen Hausarbeit oder beaufsichtigen die Kinder. "Unsere Mitarbeiterinnen beachten immer die grundlegenden Hygieneregeln", so Mäntele. Das beginne beim Händewaschen und ende damit, dass eine Dorfhelferin wie auch ein Koch niemals aus dem Topf, sondern stets von einem Extralöffel das zubereitete Gericht versucht. "Aber in Zeiten von Corona haben wir unseren Mitarbeiterinnen Schutzmasken – allerdings keine medizinischen –, Desinfektionsmittel und Handschuhe zur Verfügung gestellt", beschreibt Gertrud Mäntele einen Teil der Vorsichtsmaßnahmen. "Das Dorfhelferinnenwerk hat von Anfang an Verhaltensregeln aufgestellt. Jede Mitarbeiterin trägt für sich Verantwortung und hat jederzeit die Möglichkeit, Sorgen im Gespräch mit der Einsatzleitung vor Ort oder der Leitung des Dorfhelferinnenwerks zu klären." So besteht die Möglichkeit, Urlaub zu nehmen oder Überstunden abzufeiern, wenn Angst vor einer Ansteckung besteht. "Es gab durchaus Mitarbeiterinnen, die Bedenken hatten, da sie etwa ältere Angehörige pflegen", erklärt Gertrud Mäntele. Außerdem gilt: Sobald die ersten Anzeichen einer möglichen Infizierung zu erkennen sind, müssen die Dorfhelferinnen zu Hause bleiben.

"Die Einsätze sind seit dem Beginn der Corona-Pandemie weniger geworden", sagt Mäntele und nennt Gründe: "Viele Eltern arbeiten zu Hause, ganz viele geplante Operationen wurden abgesagt, Reha-Maßnahmen finden nicht statt oder wurden abgebrochen, Therapien in Tageskliniken sind derzeit nicht möglich." Dennoch sind die Einsätze fordernder geworden. "Corona ist ein Thema in den Familien", stellt Mäntele fest. Die Kinderbetreuung ist nicht einfach, da die Kinder nicht raus können und ihnen der Schul- oder Kindergartenbesuch fehlt: "Manche Kolleginnen fahren mit den Kindern in den Wald, damit sie etwas erleben und neue Sinneseindrücke haben." Dabei erklärt sie, dass Angebote wie Seifenblasen zum Selbermachen stark gefragt sind.

Gerade bei Frauen, die psychisch belastet sind, macht sich laut Gertrud Mäntele die Corona-Krise besonders bemerkbar. "Sie schaffen die Situation einfach nicht mehr. Hinzu kommt bei vielen auch die Existenzangst." Doch die Probleme, mit denen die Dorfhelferinnen in ihren Einsätzen konfrontiert werden, sind so unterschiedlich wie die Familien selbst. "Wichtig ist uns, dass die Mitarbeiterinnen gut für sich sorgen und einen Arbeitgeber haben, der ein offenes Ohr für sie hat", sagt Gertrud Mäntele.

Zu den Aufgaben einer Dorfhelferin gehört auch die Aufsicht über die Hausaufgaben. | Foto: Archivfoto: Dorfhelferinnenwerk
Ohne Schutzmasken geht bei den Dorfhelferinnen im Augenblick nichts. | Foto: gro

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