Brauchtum und Tradition
Karneval und Fastnacht – Ortenau hat beides

Das Orschweierer Prinzenpaar Patrick Santo II. und Anita Obergföll | Foto: Reinhard Bönsch/Narrenzunft Orschweier
  • Das Orschweierer Prinzenpaar Patrick Santo II. und Anita Obergföll
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Ortenau (kec/ds). Fastnacht, Fasnet, Fasnacht, Karneval, Kehraus oder Fasching – so vielfältig die Begriffe für die fünfte Jahreszeit, so unterschiedlich sind auch die Bräuche und Sitten in der Ortenau. „Die Ortenau verbindet die karnevalistischen und alemannischen Zünfte, Vereine und Gesellschaften,“ erklärte Silvia Boschert, Präsidentin des Ortenauer Narrenbundes, „die bunte Mischung zeichnet uns aus". So hat sich der Narrenbund mit der Gründung 1981 unter dem Leitsatz „Fastnacht ist Kultur“ zur Aufgabe gemacht, „den herrlichen und wunderschönen Brauchtum Fastnacht in all seinen Facetten zu bewahren und die heimatverbundene Fest- und Feierkultur sowie das Bekenntnis zu unserer berechtigten Kultur der Freude und des Humors hervorzuheben.“ Dazu zählen die Zunftabende, die Prunksitzungen, die Umzüge, der Rathaussturm ebenso wie das Narrenbaumstellen und die traditionelle Dorffastnacht. „Eröffnet wird die Karnevalsaison häufig angelehnt an den rheinländischen Karneval am 11. November, doch richtig los geht es dann meist an den Wochenenden nach Dreikönig im Januar“, erläuterte Boschert, während die Hauptfastnacht in den Städten und Gemeinden mit dem Schmutzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit bis Ostern, zur Hochform auflaufe.

Festlegen, was wohl die schönsten Bräuche und Sitten in der Ortenau sind, will sich die Fastnachtsfrau daher gar nicht. „Ich schätze alle, vom großen Karnevalsverein bis zur kleinsten Narrengruppe, die Fastnacht machen,“ so Boschert und öffnet einem daher nur den Blick auf die Vielfältigkeit der Fastnachtstreibenden Vereine zwischen Murg, Schutter und Rhein.

Rheinische Karnevalskultur

In Rheinbischofsheim beispielsweise wird das Rathaus mittels Balkonerkletterung durch den Karnevalspräsidenten am 11. November erobert. Die Fastnacht in der Dreiergemeinde Marlen, Kittersburg und Goldscheuer im Hanauerland, die mit der 1954 gegründeten Narhalla Nelram eher die rheinische Karnevalskultur pflegt, zeigt sich am Fastnachtsmontag in ganz anderer Gestalt. Bewusst nicht schön angezogen, am besten im alten mit Stroh ausgestopften Ziäche – Bettbezug – und unkenntlich mit Ruß oder Vorhang gemacht, ziehen am schwarzen Mändi nach alter Tradition Jung und Alt mit „Gäggele rus!“ zum Eierbetteln durch die Straßen. Die letzten Dämonen der kalten Wintermonate werden, so der Aberglaube, damit vertrieben, um das ersehnte Frühjahr empfangen zu können.

Narrentaufe und Prinzenpaar

Seit ihrem Gründungsjahr 1933 pflegt die Kippenheimer Narrenzunft Schelmewinkler die Tradition der Narrentaufe. "Auf unseren traditionellen Nachtumzug mit anschließendem Zunftabend am Schmutzigen Donnerstag verzichten wir in keinem Jahr", berichtet Schriftführerin Ramona Reichel. Besonders beliebt beim närrischen Volk ist das Sauwedelessen im Narrenkeller am Rosenmontag. "Von Anfang an werden die kleinen Schelmis in alle Bräuche mit einbezogen", betont Reichel.
Die Narrenzunft Hornig Orschweier feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen und hat seit 1960 mit ihrem Prinzenpaar eine närrische Besonderheit zu bieten, die man in der südlichen Ortenau sonst nicht findet. Während früher der Narrenrat ein gewichtiges Wort bei der Auswahl der Prinzessin mitgesprochen hat, wählt seit über 30 Jahren der Fasentprinz nach seiner Proklamation am 11. November in geheimer Mission seine Fasentprinzessin und präsentiert diese beim Bunten Abend vier Wochen vor der Fasent. "Wer Prinzessin wird, ist ab dem 11. November" Dorfgespräch Nummer eins und Gegenstand wilder Spekulationen. Um so größer ist der Jubel, wenn dann beim Bunten Abend die Tür aufgeht und die Prinzessin heraustritt", so Achim Metzger im Namen der Vorstandschaft. Das Prinzenpaar repräsentiert die Orschweierer Fasent, der Prinz erhält eine Narrenkappe sowie ein Narrenzepter, das er unter keinen Umständen verlieren oder aus der Hand geben darf. "Sollte dies doch der Fall sein, muss es der Prinz mit einer Schorle-Runde wieder auslösen", berichtet Metzger. Das Prinzenpaar führt die Zunft bei Veranstaltungen und Umzügen an und wird begleitet von einer Prinzengarde.

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