Büchereien trotzen Digitalisierung
Treffpunkte in kleinen Ortschaften

Büchertisch in der Bibliothek Kippenheim | Foto: Gemeinde Kippenheim
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Ortenau (kec). Trotz Digitalisierung stehen Büchereien bei Kindern und Erwachsenen nach wie vor hoch im Kurs. In den Ortschaften gibt es sie immer noch, die kleinen, öffentlichen Bibliotheken – betrieben von der Gemeinde, kirchlichen Trägern oder Vereinen. Leise, grau und verstaubt, das war früher einmal. Heute sind Bibliotheken gemütliche Aufenthaltsorte, in denen die Besucher nicht nur nach neuem Lesestoff stöbern können, sondern insbesondere kommunikative Treffpunkte.

Ettenheim

Ausstellungen, Vorlesestunden, Autorenbegegnungen und kulturelle Veranstaltungen machen die Medien lebendig. Mit Klassenführungen, Kindergartenwochen und durch die Teilnahme am Ferienprogramm machen sie Jungleser auf ihr Angebot aufmerksam. „Wir spüren keinen Rückgang“, erklärt die hauptamtliche Bibliothekarin Heike Labusga von der städtischen Bücherei im Ettenheimer Haus der Vereine, dem ehemaligen Gefängnis, „öffentliche Bibliotheken des 21. Jahrhunderts sind zu zentralen Räumen geworden, in denen herkunfts- und interessensübergreifend Begegnung stattfindet.“ Die 250 Quadratmeter große Bibliothek hält 14.000 Medien – Bücher, Zeitschriften, Comics und Hörbücher – für rund 2000 Nutzer, vor allem Familien, vor.

Ringsheim

In Ringsheim wurde vor 40 Jahren aus der Schulbücherei eine gemeindeeigene Bibliothek und hat bei einem jährlichen Budget von 2.000 Euro einen Bestand von rund 3.000 Büchern mit Schwerpunkt auf neue Natur- und Technikbücher. Nach wie vor befindet sie sich in einem Klassenzimmer in der Karl-Person-Schule und wird von der Schulsekretärin Priska Dürr verwaltet. „Hauptsächlich kommen Grundschüler, aber auch Kindergartenkinder und Erwachsene“, berichtet Dürr und bedauert, dass insbesondere männliche Leser wegen der Digitalisierung weniger werden.

Friesenheim

Doch nicht überall halten Profis den Bücherei-Betrieb aufrecht, oft sind es Ehrenamtliche, die in ihrer Freizeit für Nachschub beim Lesestoff sorgen. In der katholischen öffentlichen Bibliothek im Georg-Schreiber-Gemeindehaus Friesenheim sorgen neben Eleonore Althauser und Claudia Gießler sechs Frauen dafür, dass in der 1964 wiedereröffneten Bücherei jeden Mittwochnachmittag rund 5.000 Medien zur Ausleihe bereitstehen. „Die gut 400 regelmäßigen Nutzer kommen aus allen Altersschichten“, erzählt Althauser.

Mahlberg und Ottenheim

Auch die Bücherei im Untergeschoss der Kindertageseinrichtung in Mahlberg steht unter katholischer Leitung und wird ehrenamtlich betreut. In der evangelischen Bibliothek in Schwanau-Ottenheim feierte man heuer gar schon das 60-jährige Jubiläum mit einer Autorenlesung mit Michael Paul. 1959 gründete der evangelische Pfarrer Rolf Lauter die Bibliothek mit christlicher und weltlicher Literatur. „Wir wachsen stetig, inzwischen füllen wir drei Räume mit rund 10.000 Büchern, jährlich kommen 100 neue dazu“, freute sich die ehrenamtliche Leiterin Doris Gütle, die seit 20 Jahren mit acht anderen die Ausleihe aufrechterhält. Rund 100 Leser kommen regelmäßig am Dienstag und Freitagmittag und nutzen das kostenlose Angebot. Hauptsächlich Kinder werden mit Lesenachmittagen an das Lesen herangeführt. Doch auch für die älteren Leser ist die Bibliothek ein wichtiger Bezugspunkt.

Schmieheim

In Kippenheim-Schmieheim gründete sich 2007 das Projekt „Lebensqualität durch Nähe“, in dem sich eine achtköpfige Projektgruppe „Bücherei“ um Daniela Goth in der von der Gemeinde finanzierten rund 80 Quadratmeter großen Bücherei mit rund 3.600 Medien rege engagiert. Ihr Ziel ist es, durch ein vielfältiges Angebot wie Kinder- und Seniorenlesungen, Leseabende für Erwachsene wie „Wein trifft Krimi“ in und von der Bücherei die Lebensqualität aller Generationen in Kippenheim zu steigern. „Unsere Nutzer sind Kinder und Erwachsenen von drei bis 80 Jahren, insbesondere unsere Präsenz in Schule und Kindergarten trägt Früchte“, so Goth.

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