Böden vom Regenwasser gesättigt
Trockene Tage wären mehr als willkommen

So manches Feld ähnelt zur Zeit einer Seenlandschaft. | Foto: gro
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Ortenau (gro). Wenn es nicht stürmt, dann regnet es. Sonnentage waren im Dezember und Januar eine Seltenheit in der Region. "Der Boden ist derzeit sehr nass, vielerorts auch wassergesättigt", stellt Reinhard Schulze, Amt für Landwirtschaft beim Ortenaukreis fest. Das könne zu einer Verschlemmung führen, auf hängigen Flächen nehme der abfließende Regen etwas Boden mit. "Trotzdem ist Niederschlag als Regen oder Schnee als Auffüllung der Bodenvorräte und der Grundwasserneubildung wichtig", betont Schulze.

Eine Sicht, die auch Markus Maise vom Amt für Waldwirtschaft, Sachgebiet Staatswald, teilt. "Die hohen Niederschläge der vergangenen Wochen sind im Grundsatz positiv zu sehen, weil das Wasserdefizit des vergangenen Jahres in den Waldböden ausgeglichen wird." Aber auch der Waldboden sei mittlerweile gesättigt, der Niederschlag könne nicht mehr versickern, er staue sich an der Oberfläche, aber auch in Gräben oder Mulden. 

Stehe das Wasser auf den Feldern, dann fehle laut Aussage des Experten den jungen Pflanzen buchstäblich die Luft zum Atmen, besonders wenn bei warmen Temperaturen die Wachstumsprozesse in der Pflanze einsetzten. "Winterraps ist empfindlicher als Wintergerste und diese wiederum mehr betroffen als Winterweizen. Dieser ist allerdings die verbreitetste Winterkultur in der Region", erklärt Reinhard Schulze. "Bei nur nassem Boden besteht bei winterlicher Witterung keine akute Gefahr für die Kulturen." Ein normales Wachstum sieht auch Horst Körkel, Landwirt und Kreisvorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands in Kehl: "Es ist extrem nass, wenn das Wasser noch länger steht, dann kann es zu Schäden kommen. Im Moment geht es der Frucht noch gut."

Doch Schäden an den Pflanzen durch die Nässe ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass ein Arbeiten auf dem Feld zur Zeit nicht möglich ist. "Auf einigen Flächen konnte der Boden vor oder über den Winter noch nicht bearbeitet werden, derzeit sind Arbeiten wie Mulchen oder das Einarbeiten von Begrünungen sowie das Düngen praktisch unmöglich. Die Krümelstruktur des Bodens, die sonst durch die Frostgare gefördert wird, fehlt", betont Reinhard Schulze.

Auch im Wald erschwerten die Bodenverhältnisse die Arbeit. "Die zur Holzbringung eingesetzten schweren Maschinen dürfen die Waldbestände in der Regel nur auf unbefestigten Rückegassen oder auf Maschinenwegen befahren", beschreibt Markus Maise das Verfahren. Würden diese Wege öfter befahren, dann verursache dies insbesondere auf empfindlichen Weichböden starke Schäden an den Rückegassen.

"Selbst auf befestigten Fahrwegen nehmen in Nässeperioden die Wegschäden deutlich zu und verursachen hohe Wegeunterhaltungs- und Instandsetzungskosten", so Maise. Es gebe zwar im Bereich Staatswald relativ teure Spezialmaschinen, die könnten aber nicht flächendeckend eingesetzt werden. Bleibe das Holz länger liegen, könnten sich Lagerschäden entwickeln. Dennoch ist Maise optimistisch, dass der Holzeinschlag bald abgeschlossen sein wird.

Ob auf dem Acker oder im Forst: In beiden Fällen würden die Experten und Praktiker es begrüßen, wenn die Regenfälle in den nächsten Tagen abnehmen. "Besser wären jetzt ein paar trockene Tage und in den nächsten Wochen gut verteilt wieder Niederschläge, die den Bodenvorrat an Wasser halten, damit im Frühjahr und Frühsommer keine Trockenheit entsteht", fasst Reinhard Schulze zusammen. Horst Körkel stimmt zu: "Trockener sollte es sein. Frost in Maßen ist kein Problem, am besten mit etwas Schnee."

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