Ortenauer Unternehmen und der EU-Notfallplan
Viele Produktionsbereiche sind noch von Gas abhängig

Brot ist nur ein Produkt, das aufgrund der Gaskrise teurer wird. | Foto: ds

Ortenau (ds/mak). Energie und vor allem Gas einsparen lautet derzeit die Maxime angesichts eines möglichen Stopps russischer Gaslieferungen. Seit wenigen Tagen ist der Gas-Notfallplan der EU in Kraft, der vorsieht, dass alle Mitgliedsstaaten bis Ende März ihren Gaskonsum freiwillig um 15 Prozent senken. Was das für Betriebe und Unternehmen in der Ortenau bedeutet, hat die Guller-Redaktion exemplarisch nachgefragt.

Maschinenbauer Hiwin

"Unser Werk 1 wird durch eine Grundwasserwärmepumpe beheizt und ist unabhängig von Gas. Auch unsere Produktionsprozesse benötigen kein Gas", lässt die Geschäftsführung des Offenburger Maschinenbauers Hiwin mitteilen. Allerdings verwende man in Werk 2 Gas zum Heizen. "Den Gasverbrauch reduzieren wir zunächst über niedrigere Raumtemperaturen. Wenn kein Gas zur Verfügung steht, ziehen die Büroarbeitsplätze ins Werk 1 und wo es geht, ins Homeoffice. Die Fertigung wird zum Großteil über die Maschinenabwärme und dann ergänzend mit Strom aus unseren Photovoltaikanlagen beheizt", heißt es weiter.

Brauerei Ketterer

"Unserem Seniorchef Michael Ketterer verdanken wir es, dass unsere Familienbrauerei bereits vor 16 Jahren als zweiter Brau- und Brunnenbetrieb in Deutschland auf die Wärmegewinnung mit Holzhackschnitzel umgestellt hat", erklärt Philipp Ketterer, Geschäftsführer von Ketterer Bier in Hornberg. Einen kleinen Gasbrenner halte man nur noch für Notfälle vor. Insofern sei man nicht unmittelbar auf Gas angewiesen. Ketterer weist darauf hin, dass ohne Wärme kein Bier gebraut werden kann, da man im Sudhaus zur Erwärmung der Maische und Heißhaltung der Bierwürze rund 100 Grad benötige. Aber auch die Abfüllung mit thermischen Reinigungs- und Desinfektionsschritten sei ohne Wärme nicht möglich. "Wenn es zur Gasknappheit kommt, tangiert uns das allerdings dennoch. Viele für uns unverzichtbare Produkte wie Glasflaschen, Malz, Etiketten oder CO2 stammen aus Bereichen, die vom Gas abhängig sind", betont er. Wenn für den Brau- und Abfüllprozess unverzichtbare Produkte nicht mehr zur Verfügung stünden, wäre man über kurz oder lang nicht mehr oder nur sehr stark eingeschränkt lieferfähig, beschreibt Ketterer den Worst Case. "Unabhängig von der aktuellen Gaskrise ist es unser stetiges Bestreben, Energie einzusparen und ressourcenschonend zu wirtschaften. Viele Prozesse werden dabei intelligent miteinander verknüpft. Zum Beispiel wird Wärme, die im Sudhaus entsteht, zurückgewonnen und zum Vorwärmen von Wasser für einen anderen Brau-Prozess eingesetzt", so der Geschäftsführer.

Peter's gute Backstube

"Unsere komplette Backfläche, die Backöfen und die Reifekammern für unsere Teige werden mit Wärme versorgt und die Energie dafür ist zu 100 Prozent Gas", teilt Natalie Faißt von Peter's gute Backstube mit Sitz in Bühl mit. Bis Ende November werde man rund 40 Prozent der Backfläche komplett erneuert haben: "Wir werden die Heizzentrale für sieben neue Backöfen auf Flüssiggas oder Öl umstellen", so Faißt und weiter: "Die exorbitanten Preissteigerungen und die gesetzlichen Vorgaben, die uns Mehrkosten bereiten, müssen wir natürlich auch auf unsere Backwaren umlegen. Allerdings gelingt es uns dies auch nur teilweise, da letztendlich die komplette Wertschöpfungskette von extremen Preisanstiegen betroffen ist."

Burda-Druckerei

Die Druckerei von Hubert Burda Media in Offenburg arbeitet aktuell mit Gas, um den für den Druckprozess nötigen Dampf zu erzeugen. "Hier können wir jedoch jederzeit auf Heizöl umstellen. Wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen sehr genau und prüfen die nächsten Schritte", so eine Sprecherin von Hubert Burda Media.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.