Amtsketten sind ein Symbol
Zeichen von Würde und Verpflichtung

Ein Teil der Gengenbacher Bürgermeisterkette stammt aus dem Jahr 1618. Hier trägt sie Bürgermeister Thorsten Erny beim Neujahrsempfang 2019. | Foto: gro
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  • Ein Teil der Gengenbacher Bürgermeisterkette stammt aus dem Jahr 1618. Hier trägt sie Bürgermeister Thorsten Erny beim Neujahrsempfang 2019.
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Offenburg(tf). Zu ganz besonderen Anlässen, wie beispielsweise den traditionellen Neujahrsempfängen, werden sie wieder aus dem Safe geholt und den Bürgermeistern umgelegt: die Amtsketten. Diese schweren Ketten sollen die Würde und die Verpflichtung des Amtes verdeutlichen.

Bereits 1857 wurde in Baden verfügt, dass die Bürgermeister der Gemeinden des Großherzogtums bei dienstlichen Anlässen eine Medaille aus Silber mit dem Brustbild des Landesherrn an silberner Kette um den Hals als Dienstauszeichnung tragen sollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Entschließung des Staatsministeriums herausgegeben, wonach die Amtskette in Zukunft auf der Vorderseite das badische Staatswappen von einem Greifen gehalten und auf der Rückseite den Gemeindenamen oder das Gemeindewappen tragen sollte.

Schutterwälder Kette ist eine der ältesten

Die Amtskette des Schutterwälder Bürgermeisters entspricht genau diesen Vorgaben: Die eine Seite zeigt das badische Wappen, die andere das der Gemeinde. Sie ist also eine der ältesten, noch im aktiven Dienst befindlichen Ketten. Getoppt wird sie allerdings von der Amtskette des Gengenbacher Bürgermeisters, deren Anhänger bereits 1618 entstand und als ein Kleinod barocker Handwerkskunst gilt. Um das mittig sitzende Stadtwappen gruppieren sich Engel, ein Putten- und ein Löwenkopf sowie Blumengravuren. Über allem sitzt eine getriebene Kaiserkrone. Bürgermeister Thorsten Erny wird sie am Freitag zum diesjährigen Neujahrsempfang tragen.

Die Offenburger Kette ist deutlich jünger. Am 27. Dezember 1955 wurde vom Gemeinderat der Stadt Offenburg die Anschaffung einer neuen Amtskette für den Oberbürgermeister beschlossen. Die 14-teilige Gliederkette ist aus vergoldetem Sterlingsilber, das runde Hauptstück der Amtskette trägt das Wappen der Stadt Offenburg, darüber erhebt sich ein Wappenschild mit dem Doppeladler. Erstmals wurde diese Amtskette von Oberbürgermeister Karl Heitz am 28. Dezember 1956 angelegt; Anlass war die Verpflichtung der neu- und wiedergewählten Stadträte. Am Sonntag, 12. Januar, wird Oberbürgermeister Marco Steffens die Amtskette beim diesjährigen Neujahrsempfang wieder umlegen.

Amtskette kurz mal ausgeliehen

Wie wichtig die Amtskette ist, zeigt eine Anekdote aus Ortenberg. Am 19. März 1950 stand der Besuch des damaligen südbadischen Staatspräsidenten Leo Wohleb an, zu dessen Ehren Bürgermeister Franz Vollmer eine Amtskette tragen sollte. Doch Ortenberg besaß kein solches Schmuckstück. So wurde denn tags zuvor Irmgard, die jugendliche Tochter des Bürgermeisters, zu Fuß nach Fessenbach geschickt, um dort beim Bürgermeister Hahn die in Zeitungspapier eingewickelte Fessenbacher Amtskette zu holen. In einer Handtasche wurde diese ins Ortenberger Rathaus gebracht. Ähnliches sollte sich nicht wiederholen – denn heute könnte Ortenberg selbst beim Ausfall einer Amtskette immer eine eigene Reserve-Amtskette zurückgreifen.

Ein Teil der Gengenbacher Bürgermeisterkette stammt aus dem Jahr 1618. Hier trägt sie Bürgermeister Thorsten Erny beim Neujahrsempfang 2019. | Foto: gro
Landrat Dr. Joachim, Staatspräsident Wohleb und Ortenbergs Bürgermeister Vollmer mit Fessenbacher Amtskette | Foto: Gemeinde Ortenberg

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