Die Glosse im Guller
Ein Trommelwirbel für die Wahlbeteiligung
- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Seebach, Oppenau, Meißenheim, Steinach, Mühlenbach und Hausach – am heutigen Sonntag stehen gleich in sechs Kommunen im Ortenaukreis Bürgermeisterwahlen an. Da ist natürlich auch die Guller-Redaktion dabei.
Wenn um 18 Uhr die Wahllokale schließen, muss erst ausgezählt, das Ergebnis überprüft und protokolliert werden. Es folgt die feierliche Verkündung vor dem Rathaus und das Gratulations-Defilee. Dann muss der neue oder wiedergewählte Rathaus-Chef in der Regel das Badnerlied dirigieren, bevor endlich alle mit Freibier anstoßen dürfen. Das alles wird von den rasenden Guller-Reportern mit dem iPhone auf Bild und Video festgehalten und noch vor Ort auf der eigenen Homepage und über Social-Media verbreitet. Immer in der Hoffnung, dass das Internet stabil ist.
Lausige Work-Life-Balance
Also nix da mit gemütlich auf dem Sofa rumlümmeln und "Tatort" gucken. Nicht schlimm, tatsächlich finde ich meinen Job heute Abend spannender als jeden TV-Krimi. Okay, eine echte Wahl haben lediglich die Bürger in Seebach mit zwei Bewerbern und in Steinach mit drei. In den vier anderen Kommunen kandidiert jeweils nur eine einzige Person. Trotzdem gibt es einen Trommelwirbelmoment: die Wahlbeteiligung.
Ich durfte in den Jahrzehnten als Journalistin über viele Bürgermeister- und OB-Wahlen berichten und weiß: Selbst bewährte Recken der Lokalpolitik, alte Haudegen, die weder den Teufel noch eine Fachaufsichtsbehörde fürchten, halten kurz die Luft an, bevor die Wahlbeteiligung verkündet wird. Und sie freuen sich wie Bolle, wenn diese wenigstens über 30 Prozent liegt. Es ist der bescheidene Applaus für die Arbeit der vergangenen acht Jahre.
Bürgermeister ist ein Knochenjob mit lausiger Work-Life-Balance. Kommunen können froh sein, wenn sie jemanden haben, der ihn ordentlich erledigt. Also, gehen Sie wählen, selbst wenn nur ein Name auf dem Stimmzettel steht. Es ist ein Zeichen der Wertschätzung und kostet noch nicht mal was.
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