Taxis und Minicars: Heißer Kampf um Fahrgäste

Taxi oder Minicar: 178 Taxen und 254 Mietwagen sind derzeit in der Ortenau genehmigt. | Foto: Lukas Habura
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Ortenau. Aufregung unter Ortenauer Taxifahrern nach einem im Stadtanzeiger erschienenen Artikel, wonach sich die Polizei auf der Suche nach einem prügelnden Kollegen befinde.

Eine 21-jährige Lahrerin wollte sich nach einer Fasnachtsveranstaltung in Biberach von einem Taxi nach Hause bringen lassen und war nach Stationen in Berghaupten und Diersburg, wo drei
weitere Fahrgäste ausstiegen, vom Fahrer nach eigenen Angaben verprügelt
worden. Weitere Recherchen der Stadtanzeiger- und Guller-Redaktion
erhärteten den Verdacht, den Markus Schmid, Vorsitzender der
„Interessengemeinschaft Taxi Ortenau“, und seine Kollegen gehegt hatten:
Die 21-Jährige, die bei der Polizei Anzeige erstattete, hatte demnach
zwar ein Taxi bestellt, war aber in ein Minicar gestiegen.

Und fraglich scheint, ob dessen Fahrer ausfindig gemacht werden kann. Die
Ermittlungen gegen Unbekannt laufen zwar weiter, betonte Karen Stürzel,
Pressesprecherin der Polizeidirektion Offenburg, auf Anfrage. Ihr
Kollege Rainer Domfeld, mit der Materie besonders vertrauter Kommissar,
weiß jedoch, dass Minicar-Unternehmen ihre Fahrten zwar in einem
gebundenen Buch einzeln dokumentieren müssen, dies aber teilweise nicht
tun, um „die Einnahmen einer steuerlichen Prüfung zu entziehen“.

Mehr noch: Einige Mietwagenunternehmen mieten nach Erkenntnissen des
Kommissars an Wochenenden Fahrzeuge bei Autovermietungen an. Domfeld:
„Damit wird Personenbeförderung durchgeführt, ohne dabei im Besitz der
erforderlichen Genehmigung zu sein.  Eingesetzes Fahrzeug und Fahrer
erscheinen in keinen Unterlagen.“ Überhaupt weiß der Kommissar von
manchen merkwürdigen Praktiken in dieser Branche, die auch schon die
Gerichte beschäftigten. Auszug aus den dabei festgestellten
Straftatbeständen: Betrug wegen Kilometermanipulation, Steuer- und
Sozialversicherungsbetrug, keine oder unvollständige Führung der
Beförderungsaufträge und fehlende Genehmigung für den
Personenbeförderungsverkehr.

In der Ortenau gibt es derzeit 15 reine Taxiunternehmen und 48 reine Mietwagenunternehmen sowie 21 Unternehmen, die beide Beförderungsformen betreiben. Insgesamt sind 178
Taxen und 254 Mietwagen genehmigt. Tendenz steigend. „Der Markt ist heiß
umkämpft“, weiß Rainer Domfeld. Mit illegalen Folgen. Der Kommissar:
„Einige Unternehmen umgehen bewusst die Rechtsvorschriften, um
wettbewerbsfähig zu sein.“ Im Werben um Kundschaft stünden sich Taxi-
und Minicar-Fahrer „nicht immer partnerschaftlich gegenüber“.
Beleidigungen, Bedrohungen und gegenseitige Anzeigen hätten zugenommen.
Auch im Taxigewerbe häuften sich die Verstöße. Domfeld: „Taxen werden
vermehrt als Mietwagen eingesetzt, um sich der freien Preisgestaltung
der Mietwagen anzupassen.“

Dabei sei, so Taxifahrer-Sprecher Markus Schmid, fraglich, ob die Fahrt in Minicars günstiger sind als die in Taxis, deren Preise vom Landratsamt festgelegt werden. Klar ist: Im
Fall der verprügelten jungen Dame wäre es leichter, den Übeltäter
ausfindig zu machen. Bei Taxis muss dokumentiert werden, welcher Fahrer
mit welchem Taxi wohin gefahren ist.

Autor: Norbert Rößler

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