Stadtentwicklungskonzept Kehl 2035
Einzelhandel in der Innenstadt

Es muss ein gemeinsames Bewusstsein geschaffen werden – darin war man sich im Fokusgruppengesprächs einig. | Foto: Stadt Kehl
  • Es muss ein gemeinsames Bewusstsein geschaffen werden – darin war man sich im Fokusgruppengesprächs einig.
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Kehl (st). Der Einzelhandel in der Kehler Innenstadt kann zuversichtlich in die Zukunft blicken – wenn er sich anpasst, weiterentwickelt und wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Damit dieser Dreiklang gelingen kann, müssen möglichst alle Kräfte so gebündelt werden, dass ein gemeinsames Bewusstsein für die Bedeutung einer lebendigen Innenstadt geschaffen wird. Neben Einzelhändlern, Hoteliers, Gastronomen und der Stadt sind dabei auch die Hauseigentümer im Stadtzentrum gefordert. So lässt sich das Ergebnis des sogenannten Fokusgruppengesprächs zusammenfassen, das im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts Kehl 2035 stattgefunden hat.
Die Zeiten, in denen Kunden in kleinen oder mittelgroßen Städten einen ganztägigen Einkaufsbummel gemacht haben, seien vorbei, war sich die von Richard Reschl vom gleichnamigen Stadtentwicklungsbüro moderierte Runde einig. Auch die Veränderungen in der Arbeitswelt hätten dazu geführt, dass viele Menschen lieber bequem von zu Hause aus online einkauften. Eine kurze Nachfrage von Richard Reschl zeigte, dass einige Kehler Einzelhändler darauf bereits mit der Einrichtung eigener Online-Shops reagiert haben. Wer heute in eine Stadt in der Größe von Kehl komme, wisse in der Regel, was er besorgen möchte und wolle dies in einer überschaubaren Zeitspanne erledigen.

Innenstadtnahe Parkplätze

Dass der Einkauf deshalb auch in der realen Welt vor allem bequem und angenehm sein müsse, war eine weitere Prämisse, auf die sich die Gruppe verständigen konnte. Dazu trügen auch attraktive Aufenthaltsbereiche bei, die zum Verweilen einlüden. Der Kunde müsse nicht nur innenstadtnahe Parkplätze in ausreichender Zahl vorfinden, diese müssten auch ansprechend gestaltet sein – eine Voraussetzung, die der Läger-Parkplatz nicht erfülle, stimmten Händler und Gastronomen überein. Sie plädierten dafür, dieses große Parkareal am Stadteingang gestalterisch aufzuwerten, gut auszuleuchten und die Parkautomaten so umzurüsten, dass die Gebühren mit dem Smartphone oder kontaktlos mit Bankkarte bezahlt werden könnten. Der Parkplatz müsse so attraktiv werden, dass die Kunden ihr Auto dort gerne abstellten. Bei einer künftigen Entwicklung des Läger-Areals solle dies mitberücksichtigt werden, lautete der Tenor.

Wichtig war für die Einzelhändler auch, das 2012 vom Gemeinderat beschlossene Einzelhandelskonzept, das bestimmte Warensortimente nur in der Innenstadt zulässt und in den Gewerbegebiet an den Stadträndern ausschließt, zu bewahren und keinesfalls aufzuweichen. Nur so könne ein Branchenmix noch gewährleistet werden. Um diesen zu erhalten oder wieder zu verbessern, wünschten sich einige der Diskussionsteilnehmer eine konzertierte Aktion: Würden in der Innenstadt Ladenflächen frei, sollten sich alle gemeinsam darum bemühen, eine qualitativ hochwertige Nachnutzung zu finden. In einem Gewerbeverein könnten – so lautete die Wunschvorstellung – auch Hausbesitzer eingebunden werden, damit diese stärker darauf achteten, an wen sie vermieteten.

Die Mietkosten für Ladenflächen seien in Kehl sehr hoch, lautete der Befund der Runde. Manchen Vermietern sei die Höhe der Mieteinnahmen wichtiger als die Qualität des Angebots des Mieters, wurde bedauert. Dabei sei klar: Verschlechtere sich die Qualität der Innenstadt durch ein Überangebot an Automatenbistros, Tabak- und Billigläden, sänken auch die Mieten. Solidarität sei folglich das Gebot der Stunde, wenn man die Entwicklung verhindern wolle, die sich in anderen Klein- und Mittelzentren im Einzugsbereich von Großstädten bereits vollzogen habe, nämlich dass der Einzelhandel nur noch die Nahversorgung abdecke.

Qualitätsoffensive nötig

Die Kehler Innenstadt brauche eine Qualitätsoffensive: noch mehr Gastronomie auf dem Marktplatz zur Belebung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität, freies WLan in der gesamten Fußgängerzone, das direkt auf ein Stadtportal mit Einkaufs- und Gastronomie-Tipps führe, Anzeigetafeln auf dem Marktplatz, auf denen die Kunden ablesen könnten, wann Tramzüge oder Busse abfahren, mehr und attraktiverer Spielgeräte für Kinder, Fassaden sollten saniert, Schriftzüge und Werbeanlagen auf ein einheitliches Maß beschränkt und Schaufenster nicht zugeklebt werden, lauteten einige der vorgeschlagenen Maßnahmen. Die Themen Identifikation und Regionalität sollten noch stärker herausgearbeitet werden.
Einig war man sich in der Runde auch über das spezielle Phänomen, wonach Kehl als Einkaufsstadt von Einheimischen deutlich schlechter beurteilt wird als von Besuchern von außen: „Wir haben ein Imageproblem, das von innen heraus kommt.“

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