Übergriffe in Kehler Freibädern
Ratschläge von Polizei und Verein Courage

Abkühlung und sportliche Betätigung suchen die allermeisten Badegäste in den Freibädern.  | Foto: Stadt Kehl
  • Abkühlung und sportliche Betätigung suchen die allermeisten Badegäste in den Freibädern.
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Ortenau (rek). Die gewalttätigen Übergriffe in Kehler Freibädern machen vielen Badegästen Sorgen. Zuletzt wurden die Bäder mehrmals geschlossen und Polizeieinsätze folgten. Wie sich normale Badegäste bei solchen Vorkommnissen verhalten können, erklärt Paul Riehle aus dem Referat Prävention beim Polizeipräsidium Offenburg.

Ratschläge der Polizeiprävention

Wenn jemand solche gewalttätigen Übergriffe in Bädern beobachte, gelte als erstes den Notruf 110 zu wählen, die Badangestellten zu informieren und dann Öffentlichkeit herzustellen – auch in dem man gezielt Badegäste anspreche und sie um Unterstützung bitte, macht Riehle deutlich. "Aber wichtig dabei: Niemand muss sich selber in Gefahr bringen", macht der Polizist deutlich. Zwei weitere freiwillige Maßnahmen gebe es für Badegäste: Sie seien im Fall von Nothilfe berechtigt, mit körperlichen Maßnahmen einzuschreiten. "Das gilt auch für das Festhalten des Täters bis zum Eintreffen der Polizei", so Riehle. "Das bleibt aber immer die Entscheidung des Einzelnen", so der Präventionsexperte.

Sobald es durch Gruppen oder einzelne Täter auch gegen Kinder gehe, wie es in jüngster Zeit vorgekommen sei, sollte die Grenze zum Einschreiten durch andere Badegäste geringer sein, setzt Riehle auch auf Zivilcourage von aufmerksamen Badegästen. Es bleibe aber in der Regel eine Abwägung jedes Einzelnen, einzugreifen oder sich selbst in Sicherheit zu bringen. Allerdings sollte der Notruf oder das Informieren des Badepersonals in jedem Fall erfolgen. "Denn der Bademeister hat das Hausrecht und kann auch entsprechende Verweise aussprechen", macht Riehle weitere Maßnahmen klar.

Schon 2004 ähnliche Vorfälle in Kehl

Bereits 2004 kam es in den Kehler Bädern zu ähnlichen Auseinandersetzungen. Daran erinnert Joachim Parthon, Vorsitzender des Vereins Courage, der Projekte und Initiativen zur Verringerung von Kriminalität sowie vorbeugenden Opferschutz unterstützt. Damals wurden der Verein und die Stadt Kehl gemeinsam aktiv und setzten Streetworker in den Freibädern ein. "So konnte in der Situation damals zumindest kurzfristig geholfen werden", blickt Parthon auf die Kooperation mit der Stadt zurück. "Jetzt ist die Mischung aus Testosteron und Hitze anscheinend neu entflammt", sieht Parthon die augenblickliche Lage wieder kritisch. Er sagt aber auch: "Es gibt kein Allheilmittel." Parthon, der regelmäßiger Besucher von Freibädern und Badeseen ist, hat festgestellt: "Man braucht den richtigen Zugang und den richtigen Ton zu diesen meist jungen Franzosen." Wenn ihm eine Situation missfalle, weil jemand mit Tageshosen im Freibad bade oder ins Wasser spucke, mische er sich ein und sage: "Das gefällt mir nicht". "Die Ich-Botschaft" ist immer sehr wichtig", gibt Parthon den Rat. Einer erneuten Kooperation der Stadt Kehl und des Vereins steht der Courage-Vorsitzende Parthon offen gegenüber.

Auf dem politischen Weg hatte in der vergangenen Woche Kehls Oberbürgermeister Toni Vetrano den grenzüberschreitenden Schulterschluss gesucht. Ein Treffen mit Polizeipräsident Reinhard Renter und ein Brief von Innenminister Thomas Strobl brachten die Zusagen zu Maßnahmen: Dazu gehören unter anderem die Aufrüstung der Zäune mit Stacheldraht gegen ein Überklettern sowie verstärkte Security- und Polizeieinsätze inner- und außerhalb der Bäder.

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