Schmutzpartikel im Prestelsee
Stadt will Gewässerschaden durch Gutachten klären lassen

Für eine dauerhafte, bauliche Lösung wird der Hauptstrang der Regenwasserleitung vor dem Eingang des Bads gekappt und mit dem dort parallel verlaufenden Schmutzwasserkanal verbunden. | Foto: Stadt Kehl
  • Für eine dauerhafte, bauliche Lösung wird der Hauptstrang der Regenwasserleitung vor dem Eingang des Bads gekappt und mit dem dort parallel verlaufenden Schmutzwasserkanal verbunden.
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Kehl (st). Am Montag hat die Polizei Offenburg bei ihren Ermittlungen zu den Schmutzpartikeln im Prestelsee herausgefunden, dass diese aus dem Auenheimer Freibad stammen. Wie sich herausstellte, waren die Schwimmbecken gemäß dem Abwasserplan aus dem Jahr 1973 an die Regenabwasserleitung angeschlossen. Die Stadt hat daraufhin den Strang des Freibades zum Regenwasserkanal gekappt, um das Abwasser in den Schmutzwasserkanal umzuleiten, der zur Kläranlage führt. Die bauliche Maßnahme hierzu soll am Freitag abgeschlossen werden. Darüber hinaus wird die Stadt ein Gutachten in Auftrag geben, das klären soll, wie groß der entstandene Schaden für den Prestelsee ist.

Die Fischerzunft, die den Prestelsee im Norden der Ortschaft nutzt und pflegt, hatte sich bei der Offenburger Wasserschutzpolizei wegen Kunststoffpartikeln im Wasser gemeldet. Mit Hilfe einer sogenannten Indikatorlösung hatten die Beamten im Auenheimer Freibad am Montag herausgefunden, dass die Signalflüssigkeit, die in das Planschbecken gegeben wurde, an der Grundstücksgrenze des Freibads aus dem Regenwasserkanal austrat. Diese Erkenntnis ließ darauf schließen, dass das Abwasser aus den Becken bis in den Prestelsee geleitet wird.

Daraufhin haben sich Mitarbeitende der Stadt auf die Suche nach den Abwasserplänen für das Bad begeben. Diese galten zwischenzeitlich als „verloren gegangen“. Die Abwasserpläne datierten aus dem Jahr 1973, also vor der Eingemeindung Auenheims nach Kehl.

Daraufhin wurden die Mitarbeiter in den Bädern angewiesen, die Arbeiten in den Schwimm- und Planschbecken ruhen zu lassen, sodass kein weiteres Abwasser über den Regenwasserkanal in den See geleitet wird. Für eine dauerhafte, bauliche Lösung wird der Hauptstrang der Regenwasserleitung vor dem Eingang des Bads gekappt und mit dem dort parallel verlaufenden Schmutzwasserkanal verbunden. Von dort aus fließt das Abwasser anschließend in die Kläranlage. Diese bauliche Umleitung soll planmäßig am Freitag, 21. Februar, fertiggestellt werden.Darüber hinaus will die Stadt ein Gutachten in Auftrag geben, das klären soll, wie groß der Schaden für den Prestelsee durch das Schmutzwasser ist.

Bereits in der Vergangenheit ist der See wiederholt durch die Stadt Kehl kontrolliert worden. „Seit geraumer Zeit haben wir ein kritisches Auge auf das Regenwasser, das durch die Kanalisation in den Prestelsee geleitet wird, da der See seit Jahren einen hohen Nährstoffgehalt und eine schlechte Sauerstoffversorgung aufweist“, heißt es von den Technischen Diensten Kehl. Im Jahr 2004 veranlasste das Landratsamt ein sogenanntes gewässerökologisches Gutachten, das die Technischen Dienste Kehl in Auftrag gaben. Es galt zu prüfen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der schlechten Wasserqualität des Baggersees und dem Regenwasser, das über das Auenheimer Ortsnetz in den See fließt.

Das Gutachten konnte in dem Gewässer einen hohen Phosphor-Gehalt nachweisen. Phosphor gilt als Messgröße für die Wasserqualität. Bei einem geringen Sauerstoffgehalt im Gewässer können hohe Phosphor-Werte zu einer Überdüngung führen. Ob diese aus dem eingeleiteten Regenwasser stammen oder aus natürlichen Quellen, konnte nicht abschließend geklärt werden.

In einem weiteren Gutachten von 2013 konnte ausgeschlossen werden, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der schlechten Wasserqualität und dem Regenwasser, das aus dem Auenheimer Gewerbegebiet in Richtung See abfließt. Hierzu wurden repräsentative Messungen bei Regenwetter gemacht. Das Ergebnis: Der Niederschlag durchläuft das Regenklärbecken im Norden des Gewerbegebiets und versickert zu 95 Prozent im Fohlenweidgraben und kommt gar nicht im See an.

Im selben Jahr beschloss der Gemeinderat, die Fischerzunft finanziell dabei zu unterstützen, eine Regenerationsanlage anzuschaffen. Mit dieser soll die Wasserqualität verbessert werden. Die Stadt übernahm die Hälfte der Anschaffungskosten. Die Fischerzunft nutzt diese schwimmende Belüftungspumpe, um den See mit Sauerstoff anzureichern. Zum einen hilft dies den Fischen insbesondere in den heißen Sommermonaten. Andererseits verringert dies die hohe Phosphor-Konzentration im Wasser.

Hinweisen von der Fischerzunft zu Verfärbungen im Wasser ist die Stadt regelmäßig nachgegangen. Beispielsweise hatte die Stadt die Kanalisation im vergangenen Jahr untersucht, um die Schmutzwasserquelle ausfindig zu machen. Die Offenburger Wasserschutzpolizei war bei der Suchaktion involviert und informiert. Die Suche verlief jedoch ergebnislos.

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