Oberkirch gedenkt NS-Opfern
Stolpersteine für Familie Boss verlegen

Die Aufnahme von Clara Boss entstamm aus deren Kennkarte.  | Foto: Staatsarchiv Freiburg, B 728/1 Nr. 4346/Landesarchiv Baden-Württemberg
  • Die Aufnahme von Clara Boss entstamm aus deren Kennkarte.
  • Foto: Staatsarchiv Freiburg, B 728/1 Nr. 4346/Landesarchiv Baden-Württemberg
  • hochgeladen von Christina Großheim

Oberkirch (st) Der Kölner Künstler Gunter Demnig kommt am 23. Mai 2023, um 16 Uhr, nach Oberkirch. Er verlegt im Rahmen einer Gedenkfeier Stolpersteine auf dem Gehweg unterhalb des früheren Wohnhauses der Familie Boss, Stadtgartenstraße 28. Gleichzeitig startet im Heimat- und Grimmelshausenmuseum die Sonderausstellung: „Familie Boss aus Oberkirch. Von Mitbürgern zu NS-Opfern.“

Clara Boss und ihr Ehemann, der Arzt Dr. Siegfried Boss, stammten beide aus jüdischen Familien in Schlesien. Sie ließen sich im damals deutschen Elsass nieder, heirateten und bekamen mehrere Kinder. Die Familie entschied sich, zum Protestantismus zu konvertieren. Tochter Erna Boss heiratete den evangelischen Adolf Magener und zog mit ihm nach Hamburg. 1919 mussten Clara und Siegfried Boss als sogenannte Reichsdeutsche das nun wieder französische Elsass verlassen. Sie kamen nach Oberkirch und engagierten sich hier über viele Jahre ehrenamtlich.

Da die Nationalsozialisten die Zugehörigkeit zum Judentum nicht religiös, sondern aufgrund ihres Rassenwahns definierten, war die Familie Boss ab 1933 Repressalien und Verfolgung ausgesetzt. Im August 1942 wurde Clara Boss in das Lager Theresienstadt deportiert. Dies kam einem Todesurteil gleich. Clara Boss starb dort im Januar 1943 und somit vor gut 80 Jahren. Siegfried Boss soll sich laut einem Zeitzeugen 1938 aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung der Juden das Leben genommen haben. Tochter Erna Magener genoss dank ihrer Ehe mit einem „Arier“ zunächst einen gewissen Schutz. Doch im Januar 1945 wurde auch sie nach Theresienstadt deportiert. Sie hat die NS-Zeit überlebt. Das Haus in der Stadtgartenstraße blieb noch weit über das Kriegsende hinaus im Besitz der Kinder von Erna Magener. Clara Boss hatte es ihnen 1939 überschrieben, als Jüdinnen und Juden in Deutschland keinen Haus- und Grundbesitz mehr haben durften.

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