Wilde Säue und mächtige Eichen
Im Gottswald wurde einst Gericht gehalten

Viel übrig ist leider nicht mehr von den mächtigen Gerichtseichen, die einst im Gottswald standen. | Foto: Rolf feyF
  • Viel übrig ist leider nicht mehr von den mächtigen Gerichtseichen, die einst im Gottswald standen.
  • Foto: Rolf feyF
  • hochgeladen von Christina Großheim

Offenburg-Griesheim (tf). Viel ist nicht mehr übrig vom ehemaligen Platz des Waldgerichtes im Gottswald – nur ein Bänkle neben einer Schautafel erinnert an die mächtigen Bäume und den Gerichtsplatz. Die vier Orte Bühl, Griesheim, Waltersweier und Weier bildeten die Gottswaldgenossenschaft des 400 Hektar großen Gebietes.

Die Bürger holten dort Bau- und Brennholz, Heu und Laubstreu. Der bereits 1289 erwähnte Wald war früher eine gut gefüllte Speisekammer. Die Bauern ließen ihre Schweine im Wald fressen und mästeten sie so. Das im Gottswald gejagte Wild lieferte für die Festtage den Reh- oder Hasenbraten. Doch nicht alle Bewohner hielten sich an die strengen Vorgaben zur Waldnutzung und so wurde Offenburg im Jahre 1338 sogar in die Reichsacht genommen. Raubbau, Jagd- und Waldfrevel gab es über die Jahrhunderte, oft aus der Not geboren oder um sich persönlich zu bereichern. Manche sollen "im Wald gehaust haben, als wäre es ihr Eigentum". Streitereien zwischen Stadt, Kloster, den übrigen Waldgenossen und mit umliegenden Gemeinden waren an der Tagesordnung, um größeren Einfluss auf die Waldnutzung zu bekommen oder um jeweils auch die Rechte der anderen zu schmälern. Im 16. Jahrhundert war Griesheim das größte Dorf nördlich von Offenburg und einer von vier Gerichtsorten der Landvogtei Ortenau. Der Vogt wirkte über die vier Gottswalddörfer hinaus bis nach Elgersweier und Unter-Rammersweier.

Lange Jahre sah man als stolze Zeugen der Vergangenheit die Gerichtseichen im Gottswald. Unter ihnen soll das Waldgericht die Vergehen der Waldgenossen geahndet, Holz- und Weidenutzungsrechte sowie die Rodungen verteilt und beaufsichtigt haben. Mancher munkelt, es soll auch Hexenprozesse dort gegeben haben. Doch wahrscheinlicher ist es, dass dieses frühe Verwaltungsgremium mit 24 Beisitzern – zwölf Geschworene aus Offenburg und zwölf aus den Gottswaldgemeinden – in Kinzigdorf, einem Flecken zwischen Offenburg und Bühl, getagt hat.
Die letzte bezeugte Waldgeschworenen-Sitzung war Anno 1787. Leider fiel die letzte über dreihundert Jahre alte Gerichts-eiche im Frühjahr 2013 einem Sturm zum Opfer. Die Stämme wurden nicht aufgearbeitet und sind noch als Totholz vorhanden. Doch bereits 2014 wurden fünf neue Eichen gepflanzt, die an die stolze Vergangenheit der Gerichtseichen erinnern sollen.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.